Olympia 2024: Deutsche Handball-Frauen kämpfen um ihr Ticket

    Qualifikation für Paris 2024:Handballerinnen greifen nach Paris-Ticket

    von Erik Eggers
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    Die deutschen Handballerinnen um Emily Bölk wollen sich in Neu-Ulm für Paris 2024 qualifizieren. Es wäre die erste olympische Teilnahme seit 2008.

    Ukraine - Deutschland
    Emily Bölk und Xenia Smits.
    Quelle: dpa

    Die Olympischen Spiele, sagt Emily Bölk, kenne sie bisher "leider nur aus Erzählungen". Ihre Mutter Andrea, Weltmeisterin von 1993, hatte 1992 in Barcelona und 1996 in Atlanta die deutschen Farben unter den olympischen Ringen vertreten und damals auch einige Andenken mitgebracht. Mit diesen Dingen sei sie als Kind in Buxtehude aufgewachsen, sagt Bölk, sie bekomme Gänsehaut, wenn sie nur an Olympia denke.

    Der Traum von Olympia 2024 in Paris

    Im Sommer will die Co-Kapitänin der deutschen Auswahlmannschaft daher unbedingt in die Fußstapfen treten und zu den Olympischen Spielen nach Paris reisen. "Diesen Traum wollen wir uns erfüllen", sagt Bölk, die bei Ferencvaros Budapest unter Vertrag steht. Die Voraussetzungen dafür sind so gut wie seit 2008 nicht, als die deutschen Handballerinnen letztmals um olympisches Edelmetall spielten.
    Denn das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch genießt Heimvorteil beim Qualifikationsturnier in Neu-Ulm, in dem vier Teams um zwei Olympiatickets streiten. Wobei das Team aus Paraguay allenfalls drittklassig ist und es insofern auf die Partien gegen Slowenien (Donnerstag, 17.45 Uhr) und Montenegro (Samstag, 14.15 Uhr) ankommen wird.
    DHB-Team
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    Viele Verletzungen werden zur Herausforderung

    Erzielt die Auswahl des Deutschen Handballbundes in diesen zwei Partien zwei Punkte und eine positive Tordifferenz, würde der Traum von Olympia in Erfüllung gehen, da das Team dann im direkten Dreier-Vergleich nicht mehr auf Platz Drei zurückfallen könnte. Ein Sieg im dritten Spiel am Sonntag gegen Paraguay wäre nur noch Formsache.
    "Alle sind voll fokussiert", sagt Xenia Smits von der SG BBM Bietigheim.

    Es ist uns allen bewusst, dass dies ein wichtiger Schritt für den deutschen Frauenhandball sein kann.

    Xenia Smits, SG BBM Bietigheim

    Auch die 29-Jährige träumt schon lange von Olympia, weshalb sich die gebürtige Belgierin früh hat einbürgern lassen. In Neu-Ulm dürfte es nun sehr auf die vielseitige Rechtshänderin ankommen.
    Denn neben dem Ausfall der jungen Linkshänderin Viola Leuchter (Leverkusen) laboriert auch Co-Kapitänin Alina Grijseels von Metz Handball an einer Sprunggelenksverletzung. "Wir können noch nicht absehen, ob es für sie reicht", sagte Bundestrainer Gaugisch am Dienstag. Diese Personalie ist deshalb etwas prekär, weil die zweite Spielmacherin Annika Lott (Thüringer HC) ebenfalls verletzt passen musste. Weshalb dort nun wahrscheinlich Smits, die in der Champions League zuletzt überragende Form aufwies, aushelfen muss.
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    Gegner hat "Spielerinnen mit hoher individueller Qualität"

    Die Halle in Neu-Ulm, die 4.200 Fans fasst, wird vermutlich ausverkauft sein (es sind nur noch wenige Restkarten erhältlich). Die Atmosphäre vor dem Heimpublikum also spricht für die deutschen Handballerinnen. Aber man werde die Gegnerinnen nicht unterschätzen, betonten die Spielerinnen und der Bundestrainer.
    "Die Sloweninnen haben Spielerinnen mit hoher individueller Qualität", sagt Gaugisch. Insbesondere auf die Linkshänderin im Rückraum, Ana Gros, sei zu achten. Da Gros im ungarischen Györ spiele, kenne man sich gut, sagt Bölk. Aber der erste Gegner habe noch weitere starke Profis im Team.

    Wenn wir unsere Basics auf die Platte bringen, sind wir schwer zu schlagen

    Markus Gaugisch, Bundestrainer

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    Olympia-Qualifikation als neue Chance

    Ein Selbstläufer ist diese Olympiaqualifikation jedoch keineswegs. Denn in der Vergangenheit hat das Team dieses Basics manchmal in der Kabine gelassen. Ein besonders drastisches Beispiel dafür war der Kollaps im WM-Viertelfinale im Dezember, als das Team gegen die schlagbaren Schwedinnen erst in der 14. Minute das erste Tor erzielte und unterging.
    Diesen unerklärlichen Zusammenbruch aller Systeme würden die Handballerinnen mit dem Olympiaticket endgültig verarbeiten. Sollten Bölk, Smits & Co. indes scheitern, würde der Bundestrainer Gaugisch unweigerlich zur Disposition gestellt werden. Anders als im Falle des Männer-Bundestrainers Alfred Gislason ist dessen bis 2026 laufender Vertrag indes nicht an eine Olympiateilnahme gekoppelt.

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