Special Olympics: Meilensteine auf dem Weg nach Berlin

    Special Olympics World Games:Meilensteine auf dem Weg nach Berlin

    von Torsten Haselbauer
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    Die Special Olympics World Games sind eine Erfolgsgeschichte. Die Herausforderung könnte werden, den Inklusionsgedanken mit dem Wettbewerbscharakter weiter in Einklang zu halten.

    Nicole Pietschmann (vorne l-r), Schwimmerin, Juliana Rößler, Kanutin und Athletenspecherin, Marko Fähling (hinten l-r), Leichtathlet, und Louis Kleemeyer, Tennisspieler und Mitglied des Organisationskomitees, halten die Fackel für die Special Olympics World Games, als diese am Brandenburger Tor vorgestellt wird.
    Vorstellung der Fackel für die Special Olympics World Games in Berlin
    Quelle: dpa

    Alles begann mit einem Sommercamp für Kinder und Jugendliche. Genauer im Jahr 1962 im Garten von Eunice Kennedy Shriver auf ihrer Farm in Maryland/USA. Ihre Schwester Rosemary konnte aufgrund einer geistigen Beeinträchtigung nicht wie andere Kinder Sportarten erlernen und betreiben. Deshalb initiierte Kennedy Shriver das sportliche Sommercamp für junge Menschen mit geistiger Behinderung.
    Das "Camp Shriver" ist der Beginn einer außergewöhnlichen und längst globalen sportlichen Erfolgsgeschichte, die nun erstmals in Deutschland fortgeschrieben wird. In zehn Tagen, am 17. Juni, starten die Weltspiele in Berlin. "Die inklusive Orientierung spielte von Anfang an eine wichtige Rolle", erklärt Florian Kiuppis gegenüber ZDFheute.

    Was nun in Berlin passieren wird, ist die Organisation der bis dahin weltweit größten inklusiven Sportveranstaltung.

    Florian Kiuppis

    Der 47-jährige Professor für Theorie, Konzepte und Methoden der Heilpädagogik an der Universität Freiburg sieht die "Special Olympics World Games" in der deutschen Hauptstadt als einen weiteren und vor allem "neuen Meilenstein" in der Geschichte der Spiele für Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung.

    Sport
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    sportstudio live: Special Olympics World Games 2023 im ZDF

    Special Olympics: Aus den USA in die ganze Welt

    Blättert man in den Geschichtsbüchern der Spiele, beeindruckt die rasante sportliche, gesellschaftliche und nunmehr auch mediale Entwicklung, die die Spiele seit der ersten Austragung 1968 in Chicago mit damals 1.000 Teilnehmern zurückgelegt haben.
    Fanden die Spiele anfangs noch ausschließlich in den USA statt, haben sie mittlerweile Austragungsorte in Europa sowie in den arabischen und asiatischen Ländern für sich entdeckt. 2003 richtete etwa das irische Dublin die Spiele aus, mit über 6.500 Athleten aus 150 Nationen.




    Vor vier Jahren begrüßte Abu Dhabi/Vereinigte Arabische Emirate insgesamt 7.287 Athleten aus 190 Nationen. Jetzt, in Berlin, sind die Zahlen ähnlich beeindruckend: 7.000 Sportler und Sportlerinnen aus 190 Nationen treten in 26 Sportarten an. Deutschland stellt mit 415 Athletinnen und Athleten das größte Team.

    Professionalisierung als Dilemma?

    Doch Kiuppis sieht ein grenzenloses Wachstum der Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung auch kritisch:

    Sportlich gesehen sehe ich Grenzen bei dem Anspruch, Strukturen und Praktiken noch inklusiver zu gestalten, ohne dabei auf den Wettbewerbscharakter von Sportarten zu verzichten.

    Florian Kiuppis

    Wie also kann die Gleichzeitigkeit von Wettkampforientierung und inklusiver Ausrichtung besser gelingen? Darüber forscht der Freiburger Professor aktuell. Ziemlich schwierig sei das bei einem mittlerweile Mega Event, gibt Kiuppis eine vorläufige Antwort.
    Florian Kiuppis
    Florian Kiuppis
    Quelle: Florian Kiuppis

    "Freundschaft und Respekt" versus sportlicher Leistungsideologie?

    Die "Special Olympics World Games" haben sich gerade in dem vergangen Jahrzehnt stark professionalisiert. Beispielhaft nennt der Professor das globale Medieninteresse oder das aufwändige Akkreditierungsverfahren für Journalisten. Und zwischen all dem steckt der Athlet mit intellektueller Behinderung.
    Die Werte "Freundschaft und Respekt" hätten nach wie vor eine große Bedeutung für die Special Olympics. Sie seien noch nicht vollends - und zum Glück - von der sportlichen Leistungsideologie abgelöst, so Kiuppis. Die Frage ist aber: Wie lange noch?

    Elf Medienunternehmen haben sich zur Berichterstattung zusammengeschlossen. ARD, ZDF, Sky, Sport1, RTL, Prosieben/Sat1, Prime Video, Meta, DAZN, Bild sowie die Deutsche Telekom wollen die Special Olympics (17. bis 25. Juni) begleiten.

    "Ich glaube, es ist ein Auftakt in der deutschen Wahrnehmung", sagte ZDF-Sportchef Yorck Polus bei einer Pressekonferenz in Berlin.

    Die Eröffnungs- und Schlussfeier sowie 13 Sportarten werden live übertragen. Von den übrigen 13 Sportarten gibt es Zusammenfassungen. Die Eröffnungszeremonie am 17. Juni im Berliner Olympiastadion wird live im rbb, bei Sky und auf sportdeutschland.tv im Internet gezeigt.

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