Single-Mixed: Respekt vor der wilden kleinen Schwester

    Single-Mixed bei WM in Oberhof:Respekt vor der wilden kleinen Schwester

    von Andreas Morbach
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    Die Single-Mixed-Staffel ist die jüngste Disziplin im Biathlon-Programm. Die schnellen Schießeinlagen und kurzen Runden machen sie besonders reizvoll - und zugleich herausfordernd.

    Biathlon: Massenstart
    Das einzige Single-Mixed-Rennen der Saison fand in Pokljuka statt. Das deutsche Duo landete auf Rang 13.
    Quelle: Imago

    Johannes Thingnes Bö ist mittendrin in seinem persönlichen Goldrausch. Während der smarte Norweger im Thüringer Wald von Sieg zu Sieg eilt, muss er zwischendurch auch manche Frage zu Themen jenseits der schwarzen Scheiben beantworten. Zum Beispiel, was er denn von einem Abstecher zu den Spezialisten halte.

    Jüngster Wettbewerb beim Biathlon

    "Ich habe kein Interesse, bei den Langläufern zu starten", erklärte Bö dazu kurz und bündig. Wobei der bisherige Alles-Gewinner von Oberhof zum weiteren WM-Programm ganz allgemein erwähnte: "Wir wollen Gold in der Männerstaffel."

    Im Single-Mixed wird es sehr schwer, genau wie im Massenstart.

    Johannes Thingnes Bö

    Vor allem aber wird es sehr spannend - speziell in der Single-Mixed-Staffel, dem jüngsten Ableger der Skijägerei. Am Donnerstag werden da die Medaillensätze vergeben. Wobei pro Nation je eine Frau und ein Mann mit besonders flinken und treffsicheren Fingern am Schießstand auf die Strecke gehen.

    Single-Mixed-Staffe seit 2019 im WM-Programm

    Die Single-Mixed ist die wilde kleine Schwester der Mixed-Staffel. Seit seiner Premiere 2005 kommt der gemischte Vierer inzwischen auf 16 WM-Teilnahmen. Für die kleine, feine Staffelvariante, seit 2019 im Programm, ist es dagegen erst der vierte große Auftritt.
    Doch der steht laut Erik Lesser ganz im Zeichen der Zeit. Der im letzten Jahr zurückgetretene Verfolgungs-Weltmeister von 2015 bedauert zwar, dass das klassische Einzelrennen mittlerweile eine echte Rarität im winterlichen Programm ist. Doch er weiß auch, warum das so ist.

    Der Trend geht in Richtung Spektakel

    "Biathlon hat sich dahingehend verändert, dass es noch mehr Richtung Spektakel geht. Sonst hätten wir die Single-Mixed-Staffel nicht im Weltcup und bei der WM mit dabei", erklärt Lesser im Gespräch mit ZDF - und betont: "Es muss kurz und knackig sein."
    Schließlich müsse man gerade dem Fernsehzuschauer "dieses Spektakel, dieses Entertainment" bieten. "Weil man", glaubt der vor elf Monaten von der großen Biathlonbühne abgetretene Thüringer, "Angst hat, gegen andere Formate keine Chance zu haben."

    2020 Silber für Lesser und Preuß

    Neben diesem etwas kritischen Blick auf die Entwicklung der Skijägerei war Lesser in seiner aktiven Zeit selbst ein großer Freund schneller Schüsse. Und er sorgte in der noch jungen WM-Geschichte der Single-Mixed-Staffel für die bislang einzige DSV-Medaille in dieser Disziplin.
    Bei den Titelkämpfen 2020 in Antholz holte Lesser Seite an Seite mit Franziska Preuß, die diese Saison wegen anhaltender gesundheitlicher Probleme vorzeitig beendet hat, Silber. Abgesehen davon haben gerade die deutschen Biathletinnen und Biathleten jedoch gehörigen Respekt vor diesem Format.

    Konkurrenz bei diesem Wettbewerb besonders groß

    In der bislang einzigen Single-Mixed-Staffel dieses Winters schickte der DSV Janina Hettich-Walz und Justus Strelow an den Start. Mit Rang 13 servierte das Duo dem Verband Anfang Januar beim Weltcup auf der Pokljuka dabei ein historisch schlechtes Ergebnis.
    In Oberhof lieferte die Mixed-Staffel mit Platz sechs zum Auftakt ebenfalls ein für die WM-Gastgeber enttäuschendes Resultat ab. Zudem erwähnt Kati Wilhelm:

    Bei der Single-Mixed ist die Konkurrenz besonders groß, weil einfach viele Nationen zwei ganz gute Leute haben.

    Kati Wilhelm

    Keine deutsche Spezialität - oder etwa doch?

    Immerhin: Die Probleme am Schießstand, die die dreimalige Olympiasiegerin vor WM-Beginn ausmachte, haben die deutschen Biathletinnen und Biathleten in den vergangenen Tagen durchweg in den Griff bekommen.
    Und so könnte sich das Vorab-Urteil von Wilhelm, nach dem "die Single-Mixed-Staffel nicht unbedingt eine deutsche Spezialität" ist, nun womöglich doch drehen. "Denn wer weiß", fügte die 46-Jährige da bereits hoffnungsvoll hinzu, "vielleicht ist sie es in diesem Jahr ja doch."