Slalom in Semmering: Dürr will Fluch besiegen

    Weltcup-Slalom in Semmering:Lena Dürr: Der Fluch des ersten Platzes

    von Elisabeth Schlammerl
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    In dieser Saison sucht Lena Dürr noch nach der Leichtigkeit zwischen den Torstangen und dem richtigen Weg, endlich zwei perfekte Durchgänge zu schaffen.

    Lena Dürr (Deutschland)
    Lena Dürr hofft auf mehr Konstanz.
    Quelle: epa

    Eigentlich weiß Lena Dürr genau, was zu tun ist. Auf der Skipiste, zwischen den Torstangen. "Ich muss einfach meine zwei Läufe optimal runterbringen", sagt sie vor dem alpinen Weltcup-Slalom am Semmering.
    Aber die Umsetzung fällt der Skirennläuferin vom SV Germering oft schwer. Nicht erst seit dieser Saison. Dass sie eine gute Ausgangsposition im zweiten Durchgang vergibt, zieht sich durch ihre Karriere. Es ist wie ein Fluch, den es endlich zu besiegen gilt.

    Dürr hat mehrfach Führungen verspielt

    Dreimal im Weltcup hatte Dürr nach dem ersten Lauf bereits geführt, war schneller gewesen als die große Mikaela Shiffrin aus den USA und auch als das andere Slalom-Ass, die Slowakin Petra Vlhova, aber den ersten Platz hatte sie nie verteidigen können.
    Einmal schaffte sie es wenigstens noch unter die besten Drei, doch sowohl in Levi in dieser Saison als auch in Are am Ende des vergangenen Winters rutschte die 31-Jährige vom Podest. Was im Weltcup noch besser zu verkraften ist als bei einem Großereignis.

    Emotionale Winterspiele in Peking für Dürr

    Die Olympischen Winterspiele in Peking im vergangenen Februar, als sie nach einer Halbzeit-Führung nur Vierte wurde und damit bei der Medaillen-Vergabe zuschauen musste, waren die wohl bitterste Erfahrung für Dürr. Einerseits. Denn andererseits nahm sie die Hoffnung mit aus Fernost, dem ersten Slalomsieg ihrer Karriere sehr nahe zu sein.
    Es sei "der Tag mit den brutalsten Emotionen in meinem Leben" gewesen. Auch Monate später dachte sie noch oft an diese verpasste Chance. Dass sie ein paar Tage später doch noch Edelmetall gewann, Silber im Teamwettbewerb, war ein kleiner Trost.

    Nur Kleinigkeiten fehlen

    Die Erwartungen nach der vergangenen guten Saison mit vier Podestplätzen und dem dritten Rang im Slalom-Endklassement des Weltcups sind gestiegen. Das Selbstvertrauen aber auch. Es sind nur ein paar Kleinigkeiten, die fehlen, ist Dürr sicher. Skitechnisch und vor allem mental.
    Beunruhigen würde sie das nicht, auch nicht, dass sie in diesem Winter noch nicht auf dem Podest stand. Zweimal Vierte, einmal Achte war sie, dazu kommt der 28. Platz von Killington, der einem großen Fehler geschuldet ist. Man wisse ja, woran es liege, sagt sie. Zumal es trotz des kleinen Rückschritts immer noch die zweitbeste Saison ihrer Karriere ist.

    Dürr sieht sich auf richtigem Weg

    Vor dem vergangenen Winter  hatte Lena Dürr noch einmal alles hinterfragt, denn:

    Ich war nie da, wo ich selbst wusste, dass ich sein kann, und wo ich auch hinwollte.

    Lena Dürr

    Da, wo sie ihrem Talent nach auch hingehörte. "Dann hat sich irgendwann der Schalter umgelegt." Sie habe am Start gestanden und eine große Leichtigkeit verspürt. "Ich war so frei", sagt sie.
    Dieses Gefühl hat Dürr in dieser Saison noch nicht ganz, aber sie sieht sich noch immer auf dem richtigen Weg. Die Richtung stimmt. Deshalb sieht sie auch keinen Grund, wieder alles zu hinterfragen, auf den Kopf zu stellen mit Blick auf die nächsten Slaloms und dem Saison-Höhepunkt, den Weltmeisterschaften in Courchevel/Meribel im Februar.

    Ein Sieg fürs Selbstvertrauen

    An Weihnachten gönnte sich Dürr eine kurze Pause, vor und nach Heiligabend wurde aber viel trainiert. Um die etwas längere Rennpause zwischen den Weltcup-Stationen Sestriere Mitte Dezember und nun Semmering zu überbrücken, startete sie bei einem FIS-Rennen in Österreich. Allerdings im Riesenslalom, denn der dort ebenfalls geplante Slalom wurde abgesagt.
    Da schaffte sie, was ihr im Weltcup noch fehlt, mal abgesehen von einem Erfolg in einem City Event vor neun Jahren. Der Sieg in jener Disziplin, die sie mit weit weniger Aufwand betreibt, war auf jeden Fall gut fürs Selbstvertrauen. Und vielleicht auch, um die Leichtigkeit zurückzubekommen.

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