Ifo-Institut: Stimmung in deutschen Unternehmen im Sinkflug
Ifo-Geschäftsklimaindex:Deutsche Wirtschaft: Stimmung im Sinkflug
von Alexander Poel
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Die Stimmung in deutschen Unternehmen ist nicht gut. An der Unsicherheit ist nicht nur die geopolitische Lage Schuld. Der Wirtschaft fehlen entscheidende Impulse aus der Politik.
Laut dem Ifo Institut sank der Geschäftsklimaindex im August weiter. Schuld habe unter anderem die schlechte Auftragslage, folgend aus der geringen Konsumstimmung der Verbraucher. 26.08.2024 | 1:33 min
Christian Krömer betreibt Spielwarenläden in ganz Deutschland. Nord und Süd, Ost und West. Dabei sieht der selbständige Unternehmer bei Umsatz und Gewinn deutliche Unterschiede. "Die Geschäfte laufen im Raum München besser als in Ostdeutschland", konstatiert er.
Eine einheitliche Aussage zum bisherigen Geschäftsjahr 2024 könne er daher kaum treffen.
Aktuell muss man hoch zufrieden sein, wenn man kein Minus, sondern ein Plus hat.
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Christian Krömer, selbständiger Unternehmer
"Wir hatten auf einen Aufschwung gehofft"
Was er sagen kann, ist, dass er sich von 2024 mehr erwartet hätte. "Wir haben darauf gehofft, dass es einen Aufschwung gibt und das wir die Leute wieder zurückgewinnen."
Vielen Unternehmern geht es so wie Christian Krömer - vor allem im Einzelhandel. Sie hoffen auf eine Trendwende. Doch die will sich partout nicht einstellen - im Gegenteil: Der aktuelle ifo-Geschäftsklimaindex, so etwas wie der Gradmesser für die Stimmung unter Deutschlands Unternehmen, weist steil nach unten.
Unternehmen klagen über Auftragsmangel
Professor Clemens Fuest vom Ifo-Institut stellt im ZDF-Interview fest:
Die deutsche Wirtschaft gerät immer tiefer in die Stagnation und in eine krisenhafte Situation hinein.
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Clemens Fuest, Ifo-Institut
Sein Institut gibt den Geschäftsklimaindex heraus, der in den Chefetagen ebenso genau studiert wird, wie an den Börsen. Die Experten machen eine große Unsicherheit bei den Firmen aus.
Klaus Wohlrabe, der die ifo-Umfragen erstellt und auswertet, erkennt bereits die Folgen: "Wir sehen eine Investitionsschwäche", so Wohlrabe. Viele Betriebe klagten darüber hinaus über einen Auftragsmangel.
Die Dauerflaute der deutschen Wirtschaft stellt viele Firmen vor existenzbedrohende Herausforderungen. Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland ist deutlich gestiegen. 19.08.2024 | 1:32 min
Urlaub statt Einkaufsbummel
Mit der Wirtschaftsflaute kämpft nicht nur die Industrie. Auch beim Hauptverband des deutschen Einzelhandels ist man mit dem ersten Halbjahr 2024 nicht zufrieden. Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer des Verbands, macht im ZDF-Interview dafür auch die geopolitische Lage verantwortlich.
Der Ukraine-Krieg treibt seit langem auch die Energiekosten in die Höhe.
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Stefan Genth, Hauptverband des deutschen Einzelhandels
Deshalb seien viele Menschen im Großen und Ganzen eher zurückhaltend. Allerdings treffe dies nicht auf alle Lebensbereiche zu. "Reisen zum Beispiel stand im Sommer mehr im Vordergrund, als das Einkaufen in der Innenstadt", so Genth.
Die Einkommen steigen, das Vertrauen sinkt
Dass sich die Verbraucher sehr gut überlegen, wofür sie ihr Geld ausgeben, hat dabei nicht unbedingt etwas mit der Höhe der Einkommen zu tun. Clemens Fuest legt Wert auf die Aussage, dass die Menschen im Moment sogar mehr Geld in der Tasche haben. "Die Einkommen steigen", so Fuest gegenüber dem ZDF. "Und sie steigen auch schneller als die Inflation". Das Problem sei, dass nur wenige davon ausgehen, dass dies auch so bleibt.
Viele rechnen offenbar damit, dass es dem Unternehmen, bei dem sie arbeiten, bald schlechter gehen wird.
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Clemens Fuest, Ifo-Institut
Weniger Richtlinien, weniger Bürokratie
Forderungen an die Politik lassen in einem solchen Klima nicht lange auf sich warten. Nahezu alle Experten wünschen sich von der Bundesregierung neue oder: mehr Impulse für Wachstum in Deutschland.
Wirtschaft in Sachsen: Immer mehr Unternehmen positionieren sich gegen die AfD, so das Institut der deutschen Wirtschaft. Weltoffenheit demonstriert das Land, denn Fachkräfte aus dem Ausland fehlen.20.08.2024 | 2:49 min
"Der Abbau von Bürokratie ist für unsere Betriebe natürlich ein Topthema", weiß Stefan Genth vom Einzelhandelsverband. Auch brauche es weitere Entlastungen bei den Energiekosten, sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Verbrauchern. "Hier ist die Politik gefordert", so Genth.
Hoffen auf das Weihnachtsgeschäft
Auch wenn die Konsumlaune zuletzt eingebrochen ist: Ganz aufgeben wollen die Einzelhändler das Jahr 2024 aber noch nicht. Stefan Genth prophezeit:
Wir glauben, dass das zweite Halbjahr besser werden wird.
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Stefan Genth, Hauptverband des deutschen Einzelhandels
Erfahrungsgemäß sei das Herbst- und Weihnachtsgeschäft immer auch der Impuls für viele Verbraucherinnen sich etwas zu gönnen. Und Spielwarenhändler Christian Krömer ergänzt: "An den Kindern wird Gott sei Dank nie gespart. Das ist in diesem Jahr unser ganz großes Glück."
Quelle: dpa
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