Inlandsflüge: Leicht steigend - aber umstritten

    Innerdeutscher Flugverkehr:Inlandsflüge: Leicht steigend, aber umstritten

    Frank Bethmann
    von Frank Bethmann
    |

    Die Zahl der innerdeutschen Flüge nimmt noch 2023 leicht zu, der Trend aber ist stark rückläufig. Kurze Flüge sind zunehmend umstritten - und in anderen Ländern teilweise verboten.

    Ein Flugzeug hinterlässt Kondensstreifen am wolkenlosem Himmel
    Von München nach Berlin mit dem Flugzeug? Inlandsflüge sind ökologisch umstritten.
    Quelle: dpa

    Der Flughafenverband VDA rechnet nach ersten geschätzten Zahlen mit ca. 24 Millionen Passagieren, die 2023 das Flugzeug für einen Inlandsflug genutzt haben. Leicht mehr als im Vorjahr. Aber nur etwa halb so viele wie 2019 - das ist das Jahr vor Corona, das für die Branche nach starken Rückgängen in den Pandemiejahren immer noch als die Zeit gilt, in der die Geschäfte florierten. Fliegen ist inzwischen deutlich teurer geworden, was vor allem Privatreisende immer häufiger davon abhält, auf kurzen Strecken das Flugzeug zu nehmen.

    Lufthansa-Tochter: Ein Drittel der innerdeutschen Strecken eingestellt

    Nach der einschneidenden Krise hat sich manches verändert und einiges wird nie wieder so sein, sagen Branchenkenner. Inlandsflüge stehen dabei besonders im Fokus, weiß auch der Chef von Eurowings, Jens Bischof. Die Lufthansa-Tochter beherrscht zusammen mit der Mutter-Airline den deutschen Markt.

    Wir haben innerdeutsch ein Drittel unserer Strecken zugunsten der Bahn eingestellt, weil das ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist. Heute bedienen wir nur noch die Strecken, auf denen man mit der Bahn den Hin- und Rückweg an einem Tag nicht unter sieben oder acht Stunden schafft.

    Jens Bischof, Eurowings-Chef

    Es sind vor allem Geschäftsreisende, die von Stuttgart nach Berlin oder von Hamburg nach München den Flieger nutzen. "Mit dem Flugzeug sind Tagesmeetings möglich, die mit der Bahn zeitlich nicht funktionieren würden", sagt Bischof.

    Klimaforscher: Verbot für fossile Inlandsflüge, Ausbau des Bahnnetzes

    Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber verteufelt das Fliegen nicht generell. Jeder, der beispielsweise ein energieeffizientes Haus hat und das Auto zugunsten des Fahrrads stehen lässt, darf sich auch mal in ein Flugzeug setzen, argumentiert er. Fossile Inlandsflüge aber würde er ganz verbieten. Allein die Diskussion über ein Verbot dürfte dazu führen, so der renommierte Wissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass man sehr viel schneller alternative Antriebe entwickelt.
    Klimaneutrale Luftfahrt - H2 Flugzeug
    Wie kann klimaneutrales Fliegen in Zukunft aussehen? 25.09.2023 | 1:49 min
    Man könnte durchaus klimafreundlicher in der Luft unterwegs sein, zum Beispiel durch Wasserstoffantrieb oder mittels elektrischer Flugzeuge, die grünen Strom tanken, so Schellnhuber. Noch wichtiger aber wäre ihm, das Verbot an den Ausbau der Bahn zu koppeln. Vor allem schnellere und zuverlässigere Hochgeschwindigkeitsverbindungen müssten seiner Meinung nach in Deutschland gebaut werden.

    Vorbild Frankreich und Skandinavien

    Vorbild Frankreich: In unserem Nachbarland gibt es den TGV, der auf einem eigenen Schienennetz unterwegs ist. Die 600 Kilometer lange Strecke von Paris nach Bordeaux schafft der TGV beispielsweise in zweieinhalb Stunden. Und so verbietet die französische Regierung inzwischen Inlandsflüge, sofern eine Strecke von zweieinhalb Stunden per Zug zu schaffen ist.
    Auch in den skandinavischen Ländern schreitet die Gesetzgebung voran: Schweden und Dänemark haben angekündigt, dass alle Inlandsflüge ab 2030 emissionsfrei sein müssen, obwohl entsprechende Verkehrsflugzeuge noch nicht existieren. Norwegen will bis 2040 nachziehen.

    Ticketpreise werden weiter steigen

    Fliegen soll also umweltfreundlicher, aber auch unattraktiver werden. Dafür haben zuletzt bereits deutlich gestiegene Ticketpreise gesorgt, die künftig noch weiter anziehen werden. Statt einer Kerosinsteuer hat sich die Bundesregierung nun jedoch für eine Erhöhung der Luftverkehrsabgabe entschieden.

    Branche trotzdem optimistisch
    :Ticketsteuer wird Urlaub 2024 verteuern

    Der Urlaub 2024 dürfte kein Schnäppchen werden: Weniger Sitzplätze in Fliegern, steigende Preise und nun auch noch die Ticketsteuer.
    Flugbegleiterinnen der Lufthansa stehen vor einem Fenster am Münchner Flughafen.
    mit Video
    Diese sogenannte Ticketsteuer hat aber eine deutlich geringere Lenkungswirkung, sagen Kritiker. Auf Inlandsflügen waren bislang pauschal 12,73 Euro fällig. Dieser Satz wird ab dem kommenden Jahr nun steigen. Ob er jedoch Geschäftsreisende von Inlandsflügen abhält, darf bezweifelt werden.

    Wie sehr achten Konzerne auf Klimabilanz?

    Eher schon entscheidend: Wie sehr achten Unternehmen darauf, ob die eine oder andere Geschäftsreise wirklich notwendig ist? Ob nicht auch eine Video-Konferenz reicht?  Schließlich geht es neben den eingesparten Kosten auch um den CO2-Fußabdruck, den ein Konzern bei seinen Aktivitäten hinterlässt.
    Bereits seit 2017 müssen Börsenunternehmen, Versicherungen und Banken mit mehr als 500 Mitarbeitern einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen, der meist auch eine Klimabilanz enthält. Jeder nicht getätigte Flug schlägt da positiv zu Buche.

    Nationale Luftfahrtkonferenz
    :Bund hilft Airlines bei Klimaneutralität

    Politik und Luftfahrtbranche sind sich einig: Bis 2045 soll Fliegen klimaneutral werden. Das soll die Airlines aber nicht zu sehr belasten, weshalb die Regierung helfen will.
    Ein Flugzeug hinterlässt Kondensstreifen am wolkenlosem Himmel
    mit Video

    Mehr zu Fliegen und Klima