Handelsverband prognostiziert Ladensterben in Innenstädten

    Innenstädte in Deutschland :Handelsverband warnt vor Ladensterben

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    In Innenstädten gibt es immer weniger Läden - durch Corona ging die Entwicklung noch schneller. Der HDE warnt vor weiterem Ladensterben und nimmt die Kommunen in die Pflicht.

    Zwei Frauen gehen in der Münchner Innenstadt an abgehänten Schaufenstern vorbei.
    In Innenstädten droht nach einer Prognose des Handelsverbands Deutschland ein weiteres großes Ladensterben.
    Quelle: dpa

    Verschlossenen Ladentüren, verklebte Schaufenster und abmontierte Leuchtreklamen: In immer mehr Einkaufsstraßen in Deutschland hinterlässt das Ladensterben unübersehbare Spuren. Und auch die weiteren Aussichten sind eher düster.
    Allein in diesem Jahr werden nach einer am heutigen Montag veröffentlichten Prognose des Handelsverbandes Deutschland (HDE) rund 9.000 weitere Geschäfte aufgeben. Oft, weil die sinkende Kaufkraft der Menschen und die steigenden Kosten eine Weiterführung unattraktiv machen. Damit bleiben bundesweit - abgesehen von Kleinstbetrieben - laut HDE noch 311.000 Geschäfte übrig. Zum Vergleich: 2015 waren es noch fast 373.000.

    Corona-Pandemie verstärkte Ladensterben

    "Angesichts der Zahlen der letzten Jahre müssen in allen Innenstädten und bei der Politik alle Alarmglocken läuten. Denn ohne erfolgreichen Einzelhandel haben die Stadtzentren kaum Zukunftsperspektiven", warnte am Montag HDE-Präsident Alexander von Preen.

    Stirbt der Handel, stirbt die Stadt.

    HDE-Präsident Alexander von Preen

    Tatsache ist: Die Zahl der Läden in Deutschland schrumpft schon seit geraumer Zeit. Besonders stark war der Rückgang in den von der Corona-Pandemie geprägten Jahren 2020 bis 2022, als die Zahl der Geschäfte pro Jahr um 11.000 zurückging. Doch auch in den Vorkrisenjahren 2015 bis 2019 machten jährlich durchschnittlich 5.000 Läden dicht.

    Vor allem Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien betroffen

    Öffentliche Aufmerksamkeit bekommen dabei vor allem die Filialschließungen bekannter Ketten: die geplante Schließung von 47 Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäusern, die Abwicklung zahlreicher Filialen der Schuhhandelskette Görtz oder die angekündigte Verkleinerung des Filialnetzes der Modekette Gerry Weber.
    Doch der größte Teil der Schließungen entfällt laut HDE auf kleinere Fachhändler - auf Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien. Nicht zuletzt der Online-Handel hat in den vergangenen Jahren die Geschäftsgrundlage verändert. In der Corona-Krise haben sich noch mehr Kunden daran gewöhnt, auch über das Internet einzukaufen.

    HDE-Präsident von Preen: Lücken schnell schließen

    Angesichts des Leerstands in vielen Städten drängt der HDE auf ein stärkeres Engagement der Kommunen. Er wünscht sich eine Gründungsoffensive, um das Ladensterben zu stoppen. "Unbürokratische und schnelle Genehmigungsprozesse für Umbauten und Umwidmungen müssen ganz oben auf die Prioritätenliste", sagte von Preen.
    Neuansiedlungen und Gründungen bräuchten optimale Bedingungen. Eine wichtige Rolle könne dabei der Einsatz von Ansiedlungsmanagerinnen und -managern in den Kommunen spielen. Es sei im Interesse aller Beteiligten, die Lücken in den Stadtzentren so schnell wie möglich wieder zu schließen. Ansonsten drohe eine Kettenreaktion mit noch mehr Leerständen und einer Spirale nach unten, sagte von Preen.

    IFH-Umfrage: Innenstädte verlieren an Attraktivität

    Dass es mit der Attraktivität vieler Innenstädte schon jetzt nicht mehr zum Besten steht, zeigte Ende vergangenen Jahres eine Befragung von fast 69.000 Menschen in 111 Innenstädten durch das Institut für Handelsforschung (IFH). Die Antworten auf die Frage: "Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie diese Innenstadt Freund*innen oder Bekannten weiterempfehlen" waren alarmierend.
    In rund jeder zweiten Stadt überwog die Zahl derer, die die Innenstadt nicht weiterempfehlen würden. Nur jede vierte Stadt empfanden die Besucher als so attraktiv, dass sie Freunden zu einem Besuch raten würden.

    Fakt ist, dass die Mehrzahl der deutschen Innenstädte, mehr Kritiker als überzeugte Fans hat.

    IFH-Geschäftsführer Boris Hedde

    Nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des Handelsverbandes Textil Schuhe Lederwaren (BTE), Rolf Pangels, bleibt nur noch wenig Zeit daran etwas zu ändern: "Wenn die Planungspolitik nicht endlich klar und deutlich gegensteuert, wird der weitere Niedergang der Innenstädte nicht mehr aufzuhalten sein."
    Quelle: dpa

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