Hohe Preise: Blumen werden immer öfter zum "Luxusgut"

    Vor Muttertag:Hohe Preise: Blumen werden zum "Luxusgut"

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    Die hohe Inflation wirkt sich auch auf die Preise für Blumen aus. Ware aus Kenia gilt als Alternative, doch auch dort macht sich die Krise bemerkbar.

    Ein Blumenstrauß steht in einem Wohnzimmer
    Zum Muttertag sind Blumensträuße sehr beliebt - doch angesichts der hohen Preise auch verzichtbar.
    Quelle: dpa

    Neben dem Valentinstag ist kein anderer Tag im Jahr für die Blumenbranche so wichtig wie der Muttertag an diesem Sonntag. In der Woche vor dem Muttertag werden doppelt so viele Sträuße verkauft wie in einer normalen Woche. Doch angesichts hoher Inflation schauen die Menschen noch genauer aufs Geld - Blumen gelten eher als verzichtbar.

    Umsatzrückgang bei Schnittblumen um 14 Prozent

    In Deutschland ging der Umsatz mit Schnittblumen nach Berechnungen der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) im vergangenen Jahr um 500 Millionen Euro oder rund 14 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro zurück.

    Wir haben vor allem im Herbst die große Verunsicherung der Verbraucher gespürt. Jeder Einkauf wurde genau durchdacht und fiel nicht immer zu Gunsten des Pflanzenkaufs aus.

    Frank Werner, Bundesverband Zierpflanzen

    Steigende Energiekosten und Kaufzurückhaltung hätten sich spürbar ausgewirkt.

    Rückgang auch bei Fairtrade-Blumen

    Der Trend hält in diesem Jahr an. Auch was Fairtrade-Blumen angeht: Der Verein Fairtrade berichtet von einem Absatzminus von 23 Prozent bei Schnittblumen. Blumen seien aktuell das Sorgenkind im Fairtrade-Angebot, sagte Fairtrade-Vorständin Claudia Brück.
    Angesichts der aktuellen Probleme würden Blumen offenbar von vielen Menschen in Deutschland als ein Luxusprodukt angesehen, auf das man in schwierigen Zeiten am ehesten verzichten könne.
    Mann mit Blumen.
    Pünktlich zum Muttertag haben wir Online-Händler einem Praxistest unterzogen: Werden die Blumen zuverlässig geliefert und welche Qualität haben sie?10.05.2023 | 6:56 min

    Weniger Produktion in den Niederlanden

    Auch in den Niederlanden, dem wichtigsten Blumenlieferanten für Deutschland, machte sich die Krise in den vergangenen Monaten bemerkbar. In den kalten Monaten hatten viele Blumenzüchter ihre Produktion zurückgefahren, da sie sich die explodierenden Energiekosten nicht leisten konnten.
    Die niederländischen Rosenzüchter hätten ein Drittel weniger produziert als im letzten Jahr, sagte Michel van Schie, der Sprecher von Royal Flora Holland, einem der größten Blumenauktionatoren weltweit, dem niederländischen öffentlich-rechtlichen Sender NOS. Diese Lücke werde zum Teil durch eingeflogene Rosen gefüllt.

    Blumenindustrie in Kenia profitiert

    Davon habe beispielsweise die Blumenindustrie in Kenia profitiert. Seit Jahren ist Kenia einer der wichtigsten Blumenlieferanten für Deutschland - bei Rosen laut dem Statistischen Bundesamt sogar zweitgrößter Lieferant nach den Niederlanden.
    Kenias Vorteil: Im tropisch warmen Klima rund um den Naivashasee 120 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi können die Blumen ganzjährig gezüchtet werden. Die Blumenindustrie gehört mittlerweile zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des ostafrikanischen Landes.
    kenianische arbeiter verpacken rosen
    Kenianische Arbeiter verpacken Rosen.
    Quelle: AP/Ilya Gridneff

    Ukraine-Krieg hat Auswirkungen

    Doch die permanenten Krisen der vergangenen Jahre sind nicht spurlos an ihr vorbeigegangen. Laut dem Verband der kenianischen Blumenproduzenten KFC fielen die Exporte im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 von 210.000 auf 195.000 Tonnen.

    Die gesunkenen Exporte lassen sich auf den Krieg in der Ukraine zurückführen.

    Gonzaga Mungai, Fairtrade Africa

    Infolge des Angriffskriegs gegen die Ukraine hatte die EU unter anderem auch Blumen auf die Liste der Güter gesetzt, die nicht nach Russland exportiert werden dürfen. Kenianische Blumenproduzenten verkauften den Großteil ihrer Ware nach Russland über die niederländischen Blumenbörsen.

    Steigende Transportkosten und höhere Steuern

    Die Corona-Pandemie hatten die kenianischen Blumenproduzenten hingegen nach einem ersten Schock erstaunlich schnell weggesteckt. Während auch in Deutschland viele in der Pandemie ihren grünen Daumen entdeckt haben, hätten die kenianischen Blumenproduzenten zeitweise ihre Umsätze kräftig steigern können.
    Diese Zeiten sind jedoch längst wieder vorbei. Durch steigende Transportkosten und höhere inländische Steuern zogen die Kosten für die kenianischen Blumenzüchter an. Gleichzeitig müssen diese mit dem Preisdruck in Europa umgehen. Denn wenn die Preise für Blumen weiter in die Höhe klettern, werden noch mehr Kunden auf das "Luxusgut" Blumen verzichten.

    Künftig nur noch "Elterntag"
    :Familienforscher will Muttertag abschaffen

    Frauen sollen nicht auf ihre Mutterrolle reduziert werden. Der Familienforscher Wassilios Fthenakis will den Muttertag zum "Elterntag" umwidmen. Ist der Muttertag noch zeitgemäß?
    Ein Papiererz mit der Aufschrift "Zum Muttertag" steckt in einem Blumengeschäft in einem Topf mit der Pflanze Flammendes Käthchen.
    Quelle: Erich Reimann und David Renke, dpa

    Hintergründe zur Inflation