Brauereiwirtschaft diskutiert: Muss das Pfand steigen?

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    Brauereiwirtschaft diskutiert:Bierflaschen: Muss das Pfand steigen?

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    Die Kosten für Flaschen steigen. Und Brauer beklagen, dass Leergut immer langsamer oder gar nicht mehr zurückkommt. Deswegen diskutieren sie eine Pfanderhöhung.

    Bierflasche
    Bald teurer? Die Brauerei-Branche diskutiert über eine Erhöhung der Pfandpreise.
    Quelle: dpa

    Die deutsche Brauereibranche diskutiert über eine Erhöhung des Pfands. Hauptgrund sind die gestiegenen Preise für die Herstellung neuer Flaschen, insbesondere wegen der Energiekrise. Während manche eine drastische Erhöhung fordern, um das Mehrwegsystem auf Dauer gut aufzustellen, warnen andere vor Kosten von Hunderten Millionen Euro und verschreckten Kunden. Vor allem die Umstellung würde kurzfristig wohl für Probleme sorgen.

    Warum wird über eine Pfanderhöhung diskutiert?

    Kern des Problems ist, dass eine neue Bierflasche sehr viel mehr kostet, als das auf sie erhobene Pfand von in der Regel 8 Cent:

    Mit der aktuellen Pfandhöhe ist der Rückgabeanreiz nicht groß genug. Dadurch gehen viele Flaschen und Kästen verloren und müssen teurer nachgekauft werden.

    Lothar Ebbertz, Hauptgeschäftsführer Bayerischer Brauerbund

    Ein höheres Pfand könnte die Flaschen schneller zurückbringen, sagt er. Dennoch ist der Verband kein Verfechter einer Erhöhung. Auch der Deutsche Brauer-Bund ist zurückhaltend.
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    Eine Pfandsatzerhöhung wäre "nur sehr schwierig umzusetzen" und "extrem kostenintensiv für die Brauereien", betont Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. Zudem müssten neben allen Getränkeherstellern und Abfüllern auch Handel und Verbraucher mitziehen.

    Was spricht laut Brauereien gegen höhere Pfandpreise?

    Durch eine Erhöhung würde in der Anfangsphase eine höhere Belastung für die Brauereien entstehen. Für Flaschen und Kästen, die bereits im Umlauf sind, müssten Brauereien mehr Pfand zurückzahlen, als sie zuvor eingenommen haben. Das würde in der Bilanz höhere Rückstellungen nötig machen.
    Eichele rechnet dazu beispielhaft zwei Szenarien vor. Grundannahme seiner Rechnung sind 4 Milliarden Mehrweg-Bierflaschen im deutschen Markt:
    • Eine Erhöhung des Pfandsatzes auf 15 Cent bedeute einen Mehraufwand für die Brauereien von 280 Millionen Euro.
    • Bei 25 Cent wären es sogar 680 Millionen Euro.

    Was erhoffen sich die Befürworter höherer Pfandpreise?

    Diese Belastung sieht auch Sebastian Priller, Chef der unter anderem für Spezi bekannten Brauerei Riegele in Augsburg. Er hat die Debatte mit seiner zunächst in der "Augsburger Allgemeinen" gestellten Forderung nach 10 Euro Pfand für einen Kasten mit 20 Flaschen neu entfacht. Auf Nachfrage verteidigt er die Forderung. Für viele Betriebe würde eine Umstellung zwar kurzfristig Verluste bedeuten, doch langfristig amortisiere sich das.
    Brauerei
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    In seinem eigenen Haus würde einer Erhöhung auf 10 Euro pro Kasten eine einmalige Belastung von rund 5 Millionen Euro bedeuten, sagt Priller. Dem stehen siebenstellige Kosten pro Jahr durch den Verlust von Flaschen und Kästen gegenüber und ein höheres Pfand würde diese deutlich senken, ist er überzeugt. Weil mehr und schneller zurückgegeben würde und einer verlorenen Flasche ein höheres Pfand als Ausgleich gegenüber stünde.

    Schnellere Rückgabe durch höheres Pfand?

    Beim Deutschen Brauer-Bund hat man Zweifel, ob das Leergut mit höherem Pfand wirklich schneller zurückkomme. In einer Umfrage hätten sich nur 22 Prozent der Verbraucher entsprechend geäußert, sagt Eichele. Und grundsätzlich funktioniere der Mehrweg-Kreislauf auch mit den aktuellen Sätzen "nach wie vor sehr gut".
    Die Großbrauerei Veltins im Sauerland positioniert sich deutlich gegen eine Pfanderhöhung. Es sei der falsche Weg, "den treuen Verbraucher gerade in diesen konsumbelasteten Zeiten durch sprunghafte Pfandsatzerhöhungen zu überfordern", warnt der Generalbevollmächtigte Michael Huber.
    "Die Diskussion ist ins Laufen gekommen", sagt allerdings Branchenexperte Niklas Other, der das Getränkemarktmagazin "Inside" herausgibt. Es sei naheliegend, dass man nach sehr, sehr vielen Jahren am Pfand drehen wolle. Doch noch stehe die Debatte am Anfang. "Es ist alles unausgegoren."
    Quelle: Christof Rührmair und Volker Danisch, dpa

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