Ringen um Regelungen:Plastik: Viel Müll von wenigen Großkonzernen
von Mischa Ehrhardt
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Plastikmüll ist ein Umweltproblem, das internationale Regelungen braucht. Doch die Produktion von Plastik ist auch ein großes Geschäft - das eine Einigung bislang verhindert.
Plastikmüll ist ein weltweites Problem. (Symbolbild)
Quelle: epa
Plastik ist überall. Es finden sich mikroskopisch kleine Plastikpartikel auf dem Mount Everest. Sie schwimmen in der Tiefsee, während sich an der Oberfläche der Weltmeere gigantische Strudel von Plastikmüll bilden.
Und unlängst haben Forscher in jeder von 62 untersuchten Plazentas Mikroplastik gefunden. Die Plazenta bildet sich in der Schwangerschaft und ist die Schnittstelle für die Nährstoffversorgung von Föten.
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UN: "Die Plastikverschmutzungskrise verschlingt die Welt"
"Die Welt befindet sich in einer dreifachen Krise: Klimawandel, Verlust der biologischen Vielfalt und Verschmutzung", sagt Luis Vayas Valdivieso, ecuadorianischer Botschafter im Vereinigten Königreich.
In der vergangenen Woche führte er den Vorsitz bei den zwischenstaatlichen UN-Verhandlungen um ein rechtlich verbindliches Abkommen zu Plastikmüll im kanadischen Ottawa. 170 Staaten der Weltgemeinschaft haben in den vergangenen Tagen um die Begrenzung von Plastik und Plastikmüll verhandelt.
Die Leiterin des UN-Umweltprogramms (UNEP), Inger Andersen, warnte:
Die Konferenz ist am Dienstag zu Ende gegangen. Die nächste Verhandlungsrunde ist im November im südkoreanischen Busan geplant.
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Studie: Anteil an recyceltem Plastik verschwindend gering
Die Verhandlungen seien auf einem guten Weg, zeigte sich Inger Andersen optimistisch. Doch es gibt Staaten, die einem solchen Abkommen kritisch gegenüberstehen, vor allem, wenn es um eine mögliche Einschränkung der Produktion von neuem Plastik geht.
Denn die Plastikproduktion ist ein Riesengeschäft. Angefangen bei Ölkonzernen. Denn aus Öl werden Polymere gewonnen - der Grundstoff aus dem Plastik entsteht. Konzerne wie Exxon Mobil, der Chemiekonzern Dow oder die chinesische Sinopec sind die größten Produzenten.
Laut einer Studie der australischen Minderoo-Stiftung stammen 55 Prozent der Polymere, aus denen später Einwegplastik wird, von nur 20 Unternehmen weltweit. Demnach resultieren daraus 137 Millionen Tonnen Einweg-Plastik, wohingegen nur rund zwei Millionen Tonnen aus recyceltem Plastikmaterial stammen - also aufgerundet drei Prozent.
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Großteil des Plastik-Verpackungsmülls von 56 Konzernen
Quasi für Verbraucher heruntergebrochen hat das eine weitere Studie, veröffentlicht im April im Wissenschaftsmagazin "Science". In fünf Jahren haben die Forscher zwischen 2018 und 2022 in 84 Ländern Plastikmüll in der Natur aufgesammelt - 1,8 Millionen Fundstücke kamen zusammen. Die Hälfte des gefundenen Materials trug keine Erkennungszeichen von Produkten oder Markenzeichen. Die andere Hälfte schon.
Die Einwegverpackungen für Lebensmittel, Getränke und Tabakwaren trugen die Namen von im Wesentlichen 56 Unternehmen im Bereich schnelllebiger Konsumgüter. Ein Viertel des Mülls stammte sogar von nur fünf Unternehmen:
- Coca-Cola belegt in der Liste mit einem Anteil von 11 Prozent Platz eins,
- PepsiCola folgt mit 5 Prozent,
- dann Danone und Nestlé mit 3 Prozent,
- schließlich der Konzern Altria, zu dem Tabakmarken wie Philip Morris gehören, mit 2 Prozent des gefundenen Markenplastikmülls.
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Plastikbegrenzung: Ringen um internationale Regelungen
Danone antwortet auf Anfrage von ZDFheute: Man habe seinen Plastik-Fußabdruck zwischen 2018 und 2023 um 8 Prozent reduziert. Nestlé verweist darauf, den Verbrauch von fabrikneuem Plastik um knapp 15 Prozent reduziert zu haben. Zudem unterstreicht der Konzern, dass er Regelungen für eine weltweit rechtlich bindende Regelung zur Plastikverschmutzung unterstützt.
Um die Frage, wie solche Regelungen aussehen könnten und wie weit sie reichen, drehen sich die Verhandlungen der beteiligten Staaten in den kommenden Monaten weiter.
- Wiederverwertung ohne Erdöl: Enzyme fressen PET - eine Recycling-Revolution
Am umstrittensten ist die Idee, die weltweite Herstellung von Kunststoffen zu begrenzen. Länder wie beispielsweise Saudi-Arabien oder China sperren sich gegen eine Begrenzung der Produktion, weil das ihre Ölindustrie treffen könnte. Sie wollen den Fokus lieber auf den Umgang mit Plastikmüll oder die Art von Verpackungen legen, sodass sie weniger Plastik benötigen oder einfacher recycelt werden können.
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