Wie die Wettbewerber auch profitiert der britische Ölriese Shell von den hohen Energiepreisen - und verdoppelt seinen Gewinn.
Der Energiekonzern Shell hat im vergangenen Jahr dank hoher Öl- und Gaspreise einen Rekordgewinn erzielt.
Der britische Energiekonzern Shell hat seine Gewinne 2022 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt. Das Unternehmen wies am Donnerstag einen Jahresüberschuss von umgerechnet mehr als 38 Milliarden Euro aus - nach Angaben des Konzerns der höchste jemals verzeichnete.
Im vierten Quartal erzielte Shell insbesondere wegen der hohen Nachfrage und entsprechender Preise für Flüssigerdgas einen Gewinn von 9,8 Milliarden Dollar - deutlich mehr als von Analysten geschätzt.
Greenpeace: Shell stärker beim Klimaschutz in die Pflicht nehmen
Shell profitiert wie auch andere Branchenriesen wie ExxonMobil und Chevron massiv von den hohen Energiepreisen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine. Neben höheren Öl- und Gaspreisen führt Shell-Chef Wael Sawan robuste Raffineriemargen und ein starkes Handelsgeschäft als Gründe für den Gewinnsprung an. "Wir beabsichtigen, diszipliniert zu bleiben und gleichzeitig überzeugende Renditen für die Aktionäre zu liefern", sagte der Konzernchef.
Die Energiekonzerne stehen wegen ihrer Rekordgewinne in der Kritik. Umweltorganisationen fordern, sie beim Klimaschutz stärker in die Pflicht zu nehmen. Greenpeace UK forderte, Shell und andere zur Einzahlung in einen Klimafonds zu verdonnern. Die britische Regierung hatte im Mai eine Sonderabgabe auf außerordentliche Energiegewinne eingeführt. Auch die EU beschloss eine "befristete Solidaritätsabgabe".
Mit den hohen Energiepreisen kommen auch Rekordgewinne für Ölkonzerne. Dies könnte erneut eine Debatte über Sondersteuern entfachen. ZDF-Reporterin Valerie Haller berichtet.
Biden: "Big Oil" zahlt Milliardendividenden, statt mehr zu produzieren
In den USA kritisierte Präsident Joe Biden die enormen Gewinne von Chevron und ExxonMobil. Der Präsident warf den Konzernen wiederholt vor, die Produktion bewusst nicht zu erhöhen, um die Preise hochzuhalten. Das Einzige, "was Big Oil davon abhält, die Produktion zu erhöhen, ist ihre Entscheidung, den Aktionären Milliarden zu zahlen, anstatt die Gewinne zu reinvestieren", twitterte Biden am Dienstag in Reaktion auf die Veröffentlichung der Jahreszahlen von ExxonMobil.
Klimaforscher machen dem Öl-Konzern Exxon Mobil schwere Vorwürfe. Das Unternehmen habe bereits in den 70er-Jahren Vorhersagen zum Klimawandel gehabt, aber nichts unternommen.
Auch Shell verkündete, die Dividende für die Aktionäre für das Abschlussquartal um 15 Prozent zu erhöhen. Insgesamt schüttet Shell für 2022 rund 26 Milliarden Dollar an die Anteilseigner aus. Zudem kündigte der Vorstand ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von vier Milliarden Dollar für die nächsten drei Monate an. Bis Anfang Februar hat Shell bereits Aktien im Wert von 19 Milliarden Dollar zurückgekauft.
Die Gewinne helfen Shell und vielen anderen westlichen Energieunternehmen auch, riesige Abschreibungen auszugleichen, die sie auf russische Vermögenswerte vorgenommen hatten.
- Öl. Macht. Geschichte
Macht und Erdöl sind untrennbar verbunden. Als wichtigste Energiequelle bestimmt Erdöl über Aufschwung und Niedergang, über Konsum, Armut und Kriege.