DIW-Chef über Warnstreik: "Forderung ist gerechtfertigt"

    Interview

    DIW-Chef über Warnstreik:Fratzscher: "Forderung ist gerechtfertigt"

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    DIW-Chef Fratzscher hält die Lohnforderung der Gewerkschaften für gerechtfertigt. Nur der Staat könne die höheren Kosten stemmen - er gehöre zu den großen Gewinnern der Inflation.

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher zeigt Verständnis für die Lohnforderungen der Gewerkschaften:

    Die Forderung ist gerechtfertigt, wenn man sich die Inflation anschaut.

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher

    "Acht Prozent 2022, in diesem Jahr vermutlich nochmal um die sechs Prozent: Das heißt Ende des Jahres werden die Menschen 14 Prozent weniger Kaufkraft mit ihren bestehenden Löhnen haben", sagte Fratzscher am Montagmorgen in ZDFheute live.
    Selbst wenn sich Verdi mit der Forderung nach 10,5 Prozent mehr Lohn durchsetzen sollte, würde dies immer noch einen Reallohnverlust bedeuten, so Fratzscher. "Die Menschen würden immer noch ihren Wohlstand einschränken."
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    Fratzscher: Staat gehört zu Gewinnern der Inflation

    Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) führte im ZDF weiter aus: "Wir dürfen nicht vergessen, der Staat gehört zu den großen Gewinnern der Inflation." Wenn man im Supermarkt 20 Prozent mehr für Lebensmittel bezahlen müsse, kassiere der Staat über die Mehrwertsteuer mit.

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    "Wenn jemand die höheren Kosten stemmen kann, dann ist es der Staat." Nicht jede Kommune könne dies, so Fratzscher weiter, es ginge um die Verteilung der Gelder.

    Aber erst einmal muss man festhalten, diese Forderung liegt weit unter der Bewertung der Kaufkraft der Löhne.

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher

    "Der Staat hat Rekord-Steuereinnahmen", sagte der DIW-Chef im ZDF weiter. Bei einer "stagnierenden Wirtschaft" habe allein der Bund in diesem Jahr knapp fünf Prozent mehr Steuereinnahmen durch den Mechanismus, "dass wir natürlich alle mehr Steuern zahlen, wenn die Preise steigen".

    Das Geld ist da beim Staat. Es ist eine Frage, es dort zu mobilisieren, wo es benötigt wird.

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher

    Verdi will mit Warnstreik Druck erhöhen

    Mit einem großangelegten bundesweiten Warnstreik wollen die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sowie Verdi an diesem Montag weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmlegen. Mit den Aktionen will Verdi den Druck für die dritte Verhandlungsrunde mit Bund und Kommunen erhöhen.
    Gemeinsam mit dem Beamtenbund dbb fordert die Gewerkschaft für die 2,5 Millionen Beschäftigten der Kommunen und des Bundes 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro mehr Lohn.
    Die Arbeitgeber hatten in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Februar ein Angebot vorgelegt. Es umfasst unter anderem eine Entgelterhöhung von insgesamt fünf Prozent in zwei Schritten und Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2.500 Euro.

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    Warnstreik im Zug-, Bus- und Flugverkehr: Deutschland stand am Montag zu weiten Teilen still. Für Dienstagmorgen rechnet die Bahn mit einer Rückkehr zur Normalität.
    Züge parken in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs.
    Quelle: ZDF, dpa

    Hintergründe zur Inflation