Unesco: Erfurt erhält Welterbe-Titel

    Jüdisch-mittelalterliches Erbe:Erfurt erhält Welterbe-Titel

    |

    Deutschland hat neue Weltkulturerbe-Stätten: Die jüdisch-mittelalterlichen Bauten in der Erfurter Altstadt haben es auf die Liste der Unesco geschafft.

    Zu sehen ist eine pinke Fahne vor dem Erfurter Rathaus mit der Aufschrift "Jüdisch-mittelalterliches Unesco-Welterbe Erfurt".
    Die Freude in Thüringens Hauptstadt Erfurt ist groß.17.09.2023 | 1:20 min
    Das jüdisch-mittelalterliche Erbe von Erfurt ist zum Weltkulturerbe ernannt worden. Das teilte die UN-Kulturorganisation Unesco im saudi-arabischen Riad nach ihrer 45. Sitzung mit.
    Konkret geht es bei Erfurt unter anderem um mehrere Bauten der Altstadt, darunter ein vor rund 16 Jahren durch Zufall entdecktes mittelalterliches Ritualbad (Mikwe), das vermutlich um 1250 errichtete sogenannte Steinhaus sowie Erfurts Alte Synagoge.
    Das jüdische Ritualbad Mikwe in Erfurt
    Das jüdische Ritualbad Mikwe in Erfurt
    Quelle: dpa

    Unesco-Botschafterin: Neue Stätte fördert Verständnis für kulturelle Vielfalt

    Die Aufnahme des jüdisch-mittelalterlichen Erbes "leistet einen weiteren, wichtigen Beitrag, die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen in Deutschland und Europa sichtbar zu machen und für die Zukunft zu bewahren", sagte Deutschlands Botschafterin bei der Unesco, Kerstin Püschel.
    Die neue Welterbestätte fördere das Verständnis für die kulturelle Vielfalt in Deutschland und den gegenseitigen Respekt für das vielschichtige historische Erbe.

    Historische jüdische Häuser und handwerkliche Schätze

    Nach einem Pogrom in Erfurt im Jahr 1349 wurde die Synagoge zunächst zu einem Lagerhaus umfunktioniert und später als Gaststätte sowie Tanzsaal genutzt.
    Die Stadt vermutet, dass das Gebäude aus diesem Grund vor der Zerstörung durch die Nazis bewahrt wurde. Heute befindet sich in der Alten Synagoge, deren älteste Bauspuren um 1094 datiert werden, ein Museum.
    Unesco Welterbe: Kaiserdom in Aachen
    Unesco Welterbe: Würzburger Schloss mit Hofgarten
    Unesco Welterbe: Rokoko Schloss Augustusburg, auch Schloss Bruehl
    Unesco Welterbe: Frontansicht des Trierer Doms mit Haupteingan
    Unesco Welterbe: Holstentor in Lübeck
    Unesco Welterbe: Altstadt von Bamberg
    Unesco Welterbe: Völklinger Hütte
    Der Kölner Dom
    Unesco Welterbe: Wartburg in Thüringen
    Unesco Welterbe: Museumsinsel in Berlin
    Unesco Welterbe: Zeche Zollverein in Essen
    Mecklenburg-Vorpommern, Stralsund: Blick von der Aussichtsplattform der St. Marienkirche über die Altstadt.
    St. Georgenkirche in Wismar
    Unesco Welterbe: Historischer Marktplatz mit Rathaus in Bremen
    Unesco Welterbe: Wattenmeer bei der ostfriesischen Insel Juist
    Unesco Welterbe: Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth
    Blick auf die Hamburger Speicherstadt und die Elbphilharmonie
    Wikingerdorf Haithabu
    Der Naumburger Dom
    Archiv: Blick über die Tagesanlagen des Schachts "Reiche Zeche" des Bergwerks "Himmelfahrt Fundgrube" auf die Stadt Freiberg, Sachsen.
    Archiv: Der Augustus Brunnen vor dem Augsburger Rathaus.
    Der Hochzeitsturm, das Ausstellungsgebäude und die russische Kapelle spiegeln sich auf der Mathildenhöhe im Lilienbecken.
    Chanukkaleuchter in Wormser Synagoge
    Die Alte Synagoge in Erfurt

    Kaiserdom in Aachen

    Das erste deutsche Denkmal in der Unesco-Welterbeliste war der um 790 bis 800 erbaute Aachener Dom. "Ein künstlerisches und architektonisches Meisterwerk", so die Unesco.

    Quelle: dpa


    Ausgestellt werden Zeugnisse des jüdischen Lebens im mittelalterlichen Erfurt, die ebenfalls Teil der Bewerbung waren. Dazu gehören mehrere Tausend Silbermünzen und -barren sowie Gold- und Silberschmiedearbeiten und Geschirr aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Als besondere Kostbarkeit des Schatzes gilt ein jüdischer Hochzeitsring.
    Jüdischer Hochzeitsring, Teil des Erfurter Schatzes
    Jüdischer Hochzeitsring, Teil des Erfurter Schatzes
    Quelle: Imago

    Judenverfolgung Teil von Erfurts Geschichte

    Fast 30 Kilogramm wiegt der Schatz. Er wurde 1998 kurz vor Abschluss archäologischer Untersuchungen auf einem Grundstück in der Altstadt gefunden - wo sich einst das jüdische Viertel befand. Die Wissenschaft vermutet, dass er während des Pogroms von 1349 von seinem jüdischen Besitzer versteckt worden war.
    Während dieser gezielten Verfolgung der Juden wurden auch nahezu alle der etwa 1.000 Mitglieder der jüdischen Gemeinde getötet, das jüdische Viertel um die Synagoge wurde in Brand gesetzt.
    SchUM-Stätten
    Diese SchUM-Städte wurden 2021 Unesco-Welterbe.01.02.2023 | 2:02 min
    Auch vor diesem Hintergrund sind noch heute erhaltene Zeugnisse des mittelalterlichen jüdischen Lebens in Erfurt eine Rarität. Kunsthistorikerin Maria Stürzebecher hat für Thüringens Hauptstadt jahrelang die nötigen Vorbereitungen getroffen und schließlich auch am Antrag für die Aufnahme gefeilt.

    Dass der Schatz gefunden wurde, war reiner Zufall, es war ein privates Versteck, das kannte niemand.

    Maria Stürzebecher, Beauftragte für das Unesco-Weltkulturerbe Erfurt

    Erfurt feiert Unesco-Welterbe-Titel

    Gegen einen positiven Bescheid für Erfurt hatte eigentlich gesprochen, dass sich ohnehin schon viele Kulturstätten in Europa und Deutschland befinden. Die Stadt Erfurt war trotzdem so optimistisch, dass sie zum Entscheidungstermin am Sonntagnachmittag zum öffentlichen Livestream der Unesco-Sitzung geladen hatte - mit Erfolg.
    Zu den bisher 1.157 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern zählen das Great Barrier Reef in Australien, der Nationalpark Serengeti in Tansania, die Inka-Stadt Machu Picchu in Peru sowie die Pyramiden von Gizeh in Ägypten. In Deutschland gab es bislang 51 Welterbe-Stätten, darunter der Aachener Dom (seit 1978) und die Mathildenhöhe Darmstadt (seit 2021).
    Ruinenstätte von Jericho
    Die Alte Synagoge in Erfurt
    Gebirgszug Pitons du Carbet auf Martinique
    Odzala-Kokoua National Park, Waldmassiv im Kongo
    Kulturlandschaft der alten Teewälder des Jingmai-Berges in Pu’er
    Hirschsteine und zugehörige Stätten der Bronzezeit
    Gaya-Hügelgräber
    Chok Gargyar
    Kulturlandschaft von Gedeo
    Santiniketan
    Khisorak settlement
    persische Karawanserei
    Eine Person joggt an der Argentinischen Marineschule für Mechanik, ESMA, in Buenos Aires, Argentinien vorbei, aufgenommen am 19.09.2023

    Tell es-Sultan nahe Jericho

    Jericho im israelisch besetzten Westjordanland ist eine der ältesten kontinuierlich besiedelten Städte der Welt. Die nahegelegene Ausgrabungsstätte Tell es-Sultan ist nun Welterbestätte.

    Quelle: Ministry of Tourism and Antiquities (MoTA)


    Quelle: dpa

    Mehr über Unesco-Kultur- und -Naturstätten