Cockington: Bürgermeister mit Pferdeschwanz

    Shetland-Pony regiert Dorf:Cockington: Bürgermeister mit Pferdeschwanz

    |

    Ist das britischer Humor oder eine Schnaps-Idee nach einem Besuch im Pub? In Cockington regiert Pony Patrick als Bürgermeister. Die Einwohner freut das, jedenfalls die meisten.

    Bürgermeister Pony Patrick
    Cockington im Westen Englands hat einen vierbeinigen Bürgermeister. In roter Robe mit weißem Zierkragen und goldener Amtskette erscheint das Therapiepony zu offiziellen Anlässen.31.10.2022 | 1:52 min
    In roter Robe, eine goldene Kette samt Dorf-Orden um den Hals und in blitzenden Stiefelchen trottet Patrick im englischen Cockington durch den Park. Ein Spaziergänger zieht im Vorbeilaufen den Hut und grüßt. "Wie geht es dem Bürgermeister heute? Lang möge er leben!"
    Dieser scheint unbeeindruckt und sagt kein Wort. Was nicht ungewöhnlich ist - denn Patrick ist ein Pferd. Seit rund einem halben Jahr darf sich das Shetland-Pony Bürgermeister des Dorfes Cockington in der englischen Grafschaft Devon nennen.

    Irgendjemand hat gesagt, Patrick sollte Bürgermeister sein.

    Kirk und Hannah Petrakis aus Cockington

    Das Ehepaar Petrakis hatte lange im Ort einen Pferde- und Kutschenbetrieb. Bei ihnen ist das Pony zu Hause.
    Im Dorf-Pub "The Drum In" war Pony Patrick - benannt nach seinem Geburtstag am St. Patrick's Day - damals schon eine Berühmtheit. In einem kleinen Gehege im Garten empfing er Kinder, Menschen mit Behinderungen und alle, die sich nach Gesellschaft sehnten.

    Petition machte Patrick zum Ortsvorsteher

    Bei einer Spendenaktion wurde die Idee für sein Amt geboren. 220 Unterstützer unterschrieben eine Petition, es folgte eine feierliche Zeremonie samt Segnung, bei der sich sogar der örtliche Abgeordnete blicken ließ. Der frühere Bürgermeister von Cockington war einige Jahre zuvor gestorben, seitdem war der eher repräsentative Posten unbesetzt.
    Das Shetland-Pony Patrick, inoffizieller Bürgermeister des englischen Dorfes Cockington, futtert an seiner mobilen, hellblauen «Patrick·s Bar» eine Karotte und nimmt einen Schluck Guiness
    Pony Patrick ist Bürgermeister im englischen Dörfchen Cockington (Großbritannien) und stärkt sich an der "Patrick's Bar" bei Möhren und Guiness.
    Quelle: dpa

    Für das Ehepaar Petrakis hat sich das Leben seitdem ziemlich verändert:

    Haben wir mit all der Aufmerksamkeit gerechnet? Dass Patrick in der 'Washington Post' landet? Nein, definitiv nicht.

    Kirk und Hannah Petrakis aus Cockington

    Patrick kann kaum ein paar Meter laufen, ohne dass Menschen stehen bleiben und das Pony mit seiner wuscheligen Mähne bestaunen. Wer in Cockington und Umgebung heimisch ist, weiß, wen er vor sich hat.
    Hannah Petrakis ist stetig dabei, ihr Pony in Szene zu setzen. Mehr als 22.000 Follower verfolgen seine politische Karriere auf Facebook, gut 800 auf Instagram. Viele Touristen, sogar aus Amerika und Australien, würden nach Patrick fragen, wenn sie bei ihm zu Scones und Tee zu Gast seien, erzählt Gordon, der im Herzen von Cockington das "Weavers Cottage" betreibt.
    Pony Patrick, Bürgermeister im britischen Cockington.
    Patrick zieht gerne durch das Dorf Cockington und lässt sich streicheln und bewundern.
    Quelle: dpa

    Patrick hat nicht nur Fans

    Doch wie wohl alle Vertreter auf der politischen Bühne hat auch Patrick nicht nur Fans. Nur wenige Wochen nach Amtsantritt musste er seinen Amtssitz im "Drum Inn" räumen. Sein Gehege hatte nicht die notwendige bauliche Genehmigung, und jemand reichte eine offizielle Beschwerde ein.
    "Überall hat man engstirnige Menschen, die einfach nicht aus ihrer Haut können", meint Kirk Petrakis. 99 Prozent der Dorfbewohner würden Patrick lieben, aber einige störten sich daran, dass er Bürgermeister sei.

    Was verrückt ist, denn wer würde nicht gern ein Shetland-Pony als Bürgermeister haben? Patrick taucht bei Eröffnungen auf und beißt Bänder durch. Es ist ja nicht so, dass er im Rathaus sitzt und Entscheidungen trifft.

    Kirk Petrakis

    Auch ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt ist der Pub für Patrick noch Sperrgebiet. Die Betreiber wollen sich auf Anfrage nicht zu dem Pony äußern und verweisen auf die Entscheidung des Bezirks.
    Hannah Petrakis wittert hinter dem Gegenwind andere Motive. Ein Mann, der gar nicht in Cockington lebe, habe selbst Ambitionen auf Patricks Amt, vermutet die Britin.
    Shetland-Pony Patrick, Bürgermeister im britischen Cockington, stärkt sich.
    Das dauernde Repräsentieren macht hungrig: Patrick braucht noch eine Pause. Mahlzeit.
    Quelle: dpa

    Eine "Pony-Therapie" soll Kranken helfen

    Nach seiner Verbannung aus dem Pub ist Patrick neben regelmäßigen Besuchen in Cockington auch viel in der Umgebung unterwegs. Im wenige Kilometer entfernten Rowcroft-Hospiz können unheilbar Kranke seine Wuschelmähne streicheln und sich aufmuntern lassen.
    "Man sieht, wie sie sich entspannen", erzählt Kirk Petrakis. Die "Pony-Therapie" solle sogar gegen hohen Blutdruck, Ängste und Depressionen helfen.

    Einen Schluck Guiness zur Belohnung

    Während der ein oder andere Dorfbewohner über Patricks Amt eher schmunzelt oder ihn als willkommenen Touristenmagnet begrüßt, sind Kirk und Hannah Petrakis fest überzeugt, dass er auch inhaltlich wie für das Amt gemacht ist.

    Die Menschen haben genug von Politik. Ein Abgeordneter kommt nur kurz vorbei, lässt sich fotografieren und zieht dann weiter. Wenn Patrick kommt, ist überall Freude. Keine politischen Spielchen.

    Kirk und Hannah Petrakis

    Patrick selbst bringen diese Erwartungen nicht aus der Ruhe. An seiner mobilen, hellblauen "Patrick's Bar" mampft er nach seinem Dorfspaziergang eine Karotte und nimmt einen tiefen Schluck Guinness - in Maßen sei das gesund für Ponys, sind seine Besitzer überzeugt.
    Quelle: Larissa Schwedes, dpa

    Andere tierische Freunde