Neue Siedlungsstrategien:Klimafreundliche Städte auf dem Wasser
von Kristin Siebert
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Der Meeresspiegel steigt. Statt Deiche immer höher zu bauen, entwerfen Architekten klimafreundliche schwimmende Städte. Auf den Malediven sind die ersten Wasser-Häuser fertig.
Der Meeresspiegel steigt. Um mehr als zwei Meter bis zum Jahr 2100. Dieser Anstieg ist durch die Klimaerwärmung unaufhaltbar und erfordert Maßnahmen, besonders für Städte an der Küste.06.11.2022 | 28:33 min
Die Malediven trifft der Klimawandel besonders hart, denn 80 Prozent der Inseln liegen nicht einmal einen Meter über dem Meeresspiegel. Ein Privatunternehmen baut hier die erste schwimmende Stadt der Welt: "Maldives Floating City". 5.000 Häuser für 20.000 Menschen mit Schulen, Läden und kleinen Plätzen. Gerade sind die ersten Häuser fertig geworden.
Nicht nur der steigende Meeresspiegel bedroht hier die Menschen in ihrer Sicherheit und Lebensgrundlage. Die Hauptstadt der Malediven ist eine der am dichtesten besiedelten Städte der Welt. Die kleine Hauptstadtinsel Malé gleicht einer eng bebauten Betonwüste. Die Menschen benötigen mehr Wohnraum.
Klimawandel treibt die Entwicklung voran
Der niederländische Architekt Koen Olthuis hat die schwimmende Stadt auf den Malediven entworfen. Für Koen ist sie der nächste logische Schritt: Mit der Erfindung des Fahrstuhls wuchsen die Häuser der Städte in die Höhe. Jetzt sei es Zeit für die nächste Dimension: Die Städte expandieren auf dem Wasser.
Die schwimmenden Wohnungen der "Maldives Floating City" sind auch für die Mittelschicht erschwinglich. Um den Energieverbrauch so gering wie möglich zu halten, werden die Häuser mit Wasser aus dem Meer gekühlt.
Die maledivische Ministerin für Umwelt und Klimawandel hält die schwimmende Stadt für eine interessante Idee, bezweifelt jedoch, dass das Pilotprojekt eine Lösung im großen Maßstab für die enormen Herausforderungen des Klimawandels bieten kann:
Schwimmende Städte - Das nächste Level der Urbanisierung?
Auch die urbanen Zentren Europas wachsen und verdichten sich. Wie sich das tägliche Leben in einem schwimmenden Haus anfühlt, wissen Sacha und Jan. Sie wohnen schon seit elf Jahren in "Steigereiland", einer schwimmenden Siedlung östlich von Amsterdam. Sie haben den Kauf nie bereut, auch wenn Wind und Wasser jetzt schon an der Substanz nagen. Bieten schwimmende Wohnungen am Ende eine Lösung, um günstigen urbanen Wohnraum auch in Deutschland zu schaffen?
Landschaftsarchitektin Antje Stokman hält viel von den innovativen Konzepten der Niederländer. Angesichts häufiger werdender Extremwetter geben sie den Flüssen mehr kostbare Landfläche zurück. Statt sich immer weiter einzudeichen, werden neue Überflutungszonen freigegeben. Andererseits können solche Konzepte nicht überall durchgesetzt werden. Eine Prüfung sind solche Überlegungen aber allemal wert:
Auch Fabriken, Gewächshäuser oder Infrastruktur ließen sich schwimmend organisieren. Südkorea baut beispielweise gerade seinen ersten schwimmenden Flughafen.
Die Zukunft der Städte wird nur in Teilen auf dem Wasser liegen. Einige Städteplaner treibt diese Vision an, um sie für künftige Generationen umweltschonender, sicherer und lebenswerter zu gestalten - auf dem Wasser.