Messerattacke in Duisburg: DNA führt zu weiterer Bluttat

    Messerattacke in Duisburg:DNA-Spuren führen zu weiterer Bluttat

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    Neue Erkenntnisse bei den Ermittlungen zur Messerattacke in einem Duisburger Fitnessstudio: Der Tatverdächtige soll an Ostern einen Menschen tödlich verletzt haben.

    Nach einem doppelten Treffer beim DNA-Abgleich gibt es einen weiteren schweren Vorwurf gegen den 26-jährigen Verdächtigen der blutigen Attacke in einem Duisburger Fitnessstudio: Der Mann soll zehn Tage zuvor ganz in der Nähe schon einmal zugestochen und einen Menschen getötet haben.
    Am Ostersonntag war ein 35-jähriger Partygast in der Altstadt unter ungeklärten Umständen tödlich verletzt worden. Ihm sollen eine erhebliche Zahl von Stich- und Schnittwunden beigebracht worden sein. Es bestehe "dringender Tatverdacht" gegen den Syrer auch in dieser Sache, teilte der Generalstaatsanwalt in Düsseldorf an diesem Donnerstag mit. Das Opfer starb einige Stunden später.

    Blutspuren von beiden Taten gefunden

    Wichtigstes Beweismittel ist ein beschlagnahmter Schuh des Verdächtigen. An dem Schuh seien sowohl Blutspuren der Opfer der Fitnessstudio-Attacke mit vier Schwerverletzten als auch des an Ostern getöteten Partygasts festgestellt worden seien, sagte Anna Stelmaszczyk, Referatsleiterin im NRW-Justizministeriums im Innenausschuss des NRW-Landtags. "Der Spiegel" und die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" hatten zuvor online über das Ergebnis der Spurenauswertung berichtet.
    Die Zentralstelle Terrorismusverfolgung des Landes hat die weiteren Ermittlungen übernommen. Denn auf dem Mobiltelefon des 26-Jährigen seien Texte und Bilder gefunden worden, die auf den ersten Blick auf einen islamistischen Bezug hindeuteten, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) im Innenausschuss.

    Ist der Fall gelöst?

    So scheint zunächst einiges für einen relativ klaren und von der Polizei im Blitztempo aufgeklärten Fall zu sprechen: Bei der Attacke auf das Fitnessstudio vergangener Woche waren vier Menschen schwer verletzt worden. Ein 21-Jähriger schwebte nach Angaben vom Mittwoch weiter in Lebensgefahr.
    Direkt nach der Tat - ganze drei Minuten nach dem ersten Notruf am 18. April um 17.18 Uhr - waren die ersten Beamten am Tatort. In kurzer Zeit sei Großalarm mit mehr als 400 Beamten einschließlich Spezialkräften ausgelöst worden, schilderte der Minister im Ausschuss.
    Die Polizei sprach direkt am Tatort 122 Personen an, prüfte, wer als Zeuge in Frage kam. Weil das Fitnessstudio keine Überwachungskameras hat, wurden danach Kameras benachbarter Läden und einer Straßenbahnhaltestelle angezapft - mit Erfolg. Es gab ein Foto eines südländisch aussehenden Mannes mit langem schwarzem Bart, wie Zeugen den Täter beschrieben hatten. Nach der Veröffentlichung meldeten sich zwei Bekannte des Mannes, die den 26-Jährigen "hundertprozentig" wiedererkannten, wie eine Staatsanwältin vor einigen Tagen schilderte. Es kam zur Festnahme. Der Verdächtige sitzt seitdem in Untersuchungshaft.
    Doch warum soll der 26-Jährige die eine oder gar beide Taten verübt haben? Die Ratlosigkeit zu dieser Frage war dem sonst eher zupackend auftretenden NRW-Innenminister am Donnerstag anzumerken. Der 26-Jährige sei vor sieben Jahren nach Deutschland gekommen und habe Asyl beantragt, berichtete Reul. "Sieben Jahre war der unauffällig, sieben Jahre ist nichts passiert." Bis auf zwei kleinere Vergehen sei er in der ganzen Zeit nie aufgefallen.

    Verdächtiger schweigt - und das gibt Rätsel auf

    In der Untersuchungshaft schweigt der Mann. Das sei "untypisch für einen Attentäter, der seine Tat einordnen will", sagte Reul. Auch die Tatausübung passe nicht zu einem Anschlag oder einer Amoktat. Der Täter habe nicht im Eingang des Studios zugestochen, sondern sei dazu erst in die Umkleidekabine gegangen. Danach habe er ruhig das Gebäude verlassen und keine weiteren Angriffe gestartet.

    Was hat den Beschuldigten geritten, plötzlich solche schweren Straftaten zu begehen?

    NRW-Innenminister Herbert Reul

    Hinweise auf weitere Taten des 26-Jährigen gibt es derzeit nicht. Bei den islamistischen Hinweisen auf dem Handy des Mannes, zu denen keine Details genannt wurden, müsse man auch erst mal prüfen, wie alt diese seien, gab Reul zu bedenken. Womöglich habe sich der Mann früher radikalisiert, das aber längst überwunden. Auch persönliche Motive gegen einen der Fitnessstudiobesucher oder psychische Probleme seien möglich.
    Der 26-Jährige soll auch psychiatrisch begutachtet werden, wie die Ermittler mitgeteilt hatten. Ein Fall für die Bundesanwaltschaft ist der 26-jährige Syrer jedenfalls bisher nicht. Die Karlsruher Behörde wurde ausführlich aus NRW informiert. Das Verfahren übernimmt sie nach Angaben einer Sprecherin derzeit aber nicht.
    Quelle: dpa, AFP

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