Das Gute zum Wochenende: CO2-freies Bier dank Rost

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    Das Gute zum Wochenende:CO2-freies Bier dank Rost

    Christian Dezer
    von Christian Dezer
    |
    ZDFheute Good News

    Guten Morgen,

    heute ist die gute Nachricht mal etwas technischer, dafür aber ziemlich eindrucksvoll: Es geht um zukunftsweisende Stromspeicher, die wir dringend im Kampf gegen den Klimawandel brauchen.
    Auch in diesem Jahr hat sich die Stromausbeute aus den erneuerbaren Energien Sonne und Wind erhöht. Aber gerade Solarstrom wird hauptsächlich im Sommer produziert oder dort, wo die Sonne ganzjährig stark genug scheint. Und bei Flaute hilft auch der größte Windpark nichts. Die große Herausforderung ist es daher, diese Energie langfristig zu speichern oder sie zu transportieren. Noch sind existierende Batterien teuer oder sie benötigen knappe Rohstoffe wie Lithium.
    Windpark
    plan b: Alternativen für die Energiegewinnung02.03.2023 | 29:44 min
    Überraschenderweise versprechen nun einige Materialien eine Lösung, die eher als "Schmuddelstoffe" gelten: Beton, Ruß und Rost. In den USA haben Forschende am Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus den Zutaten Ruß, Zement und Wasser einen neuartigen Speicher entwickelt - einen sogenannten Superkondensator. Im Fundament eines Hauses eingebaut, können 45 Kubikmeter dieses Materials rund zehn Kilowattstunden Energie speichern. Das entspricht ungefähr dem täglichen Stromverbrauch eines deutschen Drei-Personen-Haushalts.
    Vereinfacht dargestellt ist der Zement mit hochleitenden Rußdrähten durchzogen. Durch einen speziellen Prozess kann der Strom im Zementmix gespeichert werden. Das Expertenteam hofft, damit künftig Hausfundamente, Straßen oder auch Sockel von Windturbinen in Stromspeicher zu verwandeln. Der als klimaschädlich geltende Beton würde dadurch zu einem wichtigen Teil der Energiewende. Noch gibt es erst eine Testplattform, der Prototyp für den Einsatz beim Häuserbau braucht nach Schätzung der Fachleute rund 18 Monate Bauzeit.
    Stromspeicher aus Zement
    MIT-Projekt: Stromspeicher aus Zement, Wasser und Ruß
    Quelle: PNAS/James Weaver

    Ein Forscherteam der TU Darmstadt und des Karlsruher Instituts für Technologie arbeitet zeitgleich an einer Methode, erneuerbare Energien in Eisen zu speichern und so zu transportieren. Um Wind- oder Sonnenenergie einzuspeichern, wird Eisenoxid - ähnlich wie Rost - mithilfe der chemischen Reduktion wie bei der grünen Stahlerzeugung in Eisenpulver verwandelt. Das kann dann problemlos verschifft werden. Am Bestimmungsort wird das Eisenpulver dann verbrannt und die gespeicherte Energie wieder freigesetzt. Eisen kann also ähnlich wie ein Akku mit Energie beladen und entladen werden.
    Das Verfahren hat viele Vorteile: Das Eisenoxid (Rost) kann beliebig oft wiederverwendet werden. Eisen kommt häufig vor, ist ungiftig und enthält keine Kohlenstoffe, stößt also auch kein CO2 aus. Die Verbrennung des Eisenpulvers kann in vorhandenen Kohlekraftwerken erfolgen, die nur zu kleinen Teilen umgerüstet werden müssten. Die Forschenden des Projekts "Clean Circles" gehen davon aus, dass die globalen CO2-Emissionen dadurch um bis zu 30 Prozent zurückgehen, weil keine Kohle mehr verbrannt wird.
    Collage: Harald Lesch hinter Windrad und Stromspeicher
    Terra X: Wie speichern wir Strom aus erneuerbaren Energien?19.10.2022 | 0:48 min
    An der TU Darmstadt ist eine entsprechende Anlage in Vorbereitung. Professor Christian Hasse, einer der Sprecher des Projekts, ist überzeugt: "Sobald wir das im Megawatt-Maßstab demonstriert haben, kann es schnell gehen, sodass wir in fünf Jahren einen ersten Eisenkreislauf etabliert haben." Welche Chancen darin liegen, zeigt sich schon jetzt an einem kleinen Beispiel in den Niederlanden. Bei der Brauerei Bavaria kommt die Wärme fürs Bierbrauen aus einem mit Eisenpulver betriebenen Kessel. Spannende Aussichten.
    Ich wünsche Ihnen viel Zuversicht und ein schönes Wochenende.
    Ihr Christian Dezer, Redaktionsleiter plan b

    Was noch gut war diese Woche

    Sanitätsroboter für Notfalleinsätze: An der Universität von Sheffield wurde in nur wenigen Monaten ein spezieller Sanitätsroboter entwickelt. Er kann in Krisen und Kriegsgebieten bei hochriskanten Notfallsituationen eingesetzt werden. Der künstliche Helfer wird von menschlichen Sanitätern ferngesteuert und kann nicht nur Temperatur, Blutdruck oder Herzfrequenz von Patienten kontrollieren, sondern sogar Injektionen verabreichen. 
    Holzwindrad als Stahlalternative: In Schweden entsteht aktuell das höchste Holzwindrad der Welt. Der Holzturm der Anlage wird eine Höhe von 105 Metern erreichen - inklusive der Rotorblätter sogar 150 Meter. Das hölzerne Windrad ist bei identischem Gewicht sogar stabiler als seine Stahlpendants. Außerdem ist seine CO2-Bilanz deutlich besser, weil das verwendete Holz mehr CO2 speichert, als bei der Produktion freigesetzt wird.
    Kuhmilchprotein beschleunigt Wundheilung: Kasein, ein Protein in der Kuhmilch, eignet sich aufgrund seiner antimikrobiellen und entzündungshemmenden Eigenschaften als Heilmittel. Als Bestandteil von Verbänden hat es in Versuchen die Wundheilung stark beschleunigt. Britische Forschende haben diese positive Wirkung an Ratten nachgewiesen. Wunden die mit kaseinhaltigen Verbänden behandelt wurden, heilten schneller und besser als normale Verbände. Vor klinischen Studien an Menschen soll die biologische Wechselwirkung noch genauer untersucht werden.
    Ihre persönliche Portion Konstruktives
    In Deutschland hat jeden Bürger im Jahr 2020 durchschnittlich 225,8 Kilogramm Verpackungsmüll verursacht. Tendenz steigend, egal, ob es um Verpackungen beim Online-Shopping, bei den Plastikschalen im Supermarkt oder bei Kaffeebechern geht. Doch es gibt Menschen mit smarten Ideen, die den wachsenden Müllbergen den Kampf angesagt haben. In der neuesten Staffel "Da geht was, Deutschland!" stellen die plan-b-Reporterinnen Antonia Lilly Schanze und Refiye Elleck die "Gamechanger" beim Thema Verpackungsmüll vor:
     Refiye Ellek (l.) und Antonia Lilly Schanze (r.) entsorgen Altpapier in einem Container.
    07.12.2023 | 29:42 min
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    Zusammengestellt von Christian Dezer und Julia Michelle Metz