Energiewende: Ausbau von Energiespeichern läuft schleppend

    Energiewende in Deutschland:Ausbau von Energiespeichern läuft schleppend

    von Martin Gronemeyer
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    Schon bald soll der Stromanteil aus Wind und Sonne in Deutschland auf 80 Prozent steigen. Könnten fehlende Stromspeicher zum Hemmnis für die Energiewende werden?

    Blick auf die 672 Meter lange Triebwasserleitung des Pumpspeicherwerkes Hohenwarte II im Saaletal nahe Saalfeld. Archivbild
    Blick auf die 672 Meter lange Triebwasserleitung des Pumpspeicherwerkes Hohenwarte II im Saaletal (Archivbild).
    Quelle: dpa

    Familie Schade aus Brandenburg hat Großes vor. In ihrem Keller haben sie eine Wasserstoffanlage mit Elektrolyseur und Brennstoffzelle installiert. Mit Hilfe des Solarstroms vom Dach erzeugen die Schades damit im Sommer Wasserstoff, den sie für den Winter speichern - in Druckflaschen hinter dem Haus. Im Winter will die Familie den Strom per Brennstoffzelle aus dem Wasserstoff zurückgewinnen. Saisonale Lastverschiebung nennen das die Experten.

    Unseren Sonnenstrom für den Winter speichern zu können, fühlt sich wirklich gut an.

    Stefanie Schade

    Mit der neuartigen Anlage will die Familie die Herausforderungen der Energiewende zumindest im Kleinen meistern. Denn wo soll der Strom in Zukunft herkommen, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht?
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    Energiespeicher gegen Schwankungen im Stromnetz

    Könnte ein Mangel an Stromspeichern schon bald zum Hemmnis für die Energiewende werden? Dank steigendem Solarausbau hat Deutschland tagsüber schon heute mehr grünen Strom zur Verfügung als verbraucht werden kann. Oft werden Windräder und Solarfelder dann sogar gedrosselt.
    In der Nacht und im Winter dagegen kommt mangels Solarstrom zu wenig grüne Energie ins Netz. Nur mit Energiespeichern ließen sich diese Schwankungen ausgleichen, glauben Experten. Ob Pumpspeicherkraftwerke, grüner Wasserstoff oder große Batteriespeicher - der Ausbau kommt nur schleppend voran.

    Trier: Pumpspeicher wäre Verlustgeschäft

    Das musste auch Rudolf Schöller von den Stadtwerken Trier erfahren. Schon im Jahr 2010 begann er die Planung für ein Pumpspeicherkraftwerk, das den schwankenden Solarstrom in der Region ausregeln sollte. Eine Machbarkeitsstudie brachte ein positives Ergebnis.
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    Prognosen ergaben jedoch, dass solche Pumpspeicher unter den geltenden Bestimmungen ein Verlustgeschäft wären. Bundesweit fand sich kein Energieversorger, der finanziell in das Projekt einsteigen wollte.

    Deutschland: Seit 20 Jahren kein neuer Pumpspeicher

    Im Jahr 2017 legten die Trierer das Projekt schweren Herzens auf Eis. "Ein bitterer Tag", sagt Schöller. "Weil wir ja genau wissen, dass wir nur mit Speichern die Erneuerbaren dauerhaft nutzbar machen können".
    Nicht nur der Speicher bei Trier wurde gestoppt. In Deutschland ist schon seit knapp 20 Jahren kein neuer Pumpspeicher mehr ans Netz gegangen. Fast ein Dutzend geplanter Pumpspeicher wurden in der Planungsphase gestoppt.

    Energieversorger setzen auf Batteriespeicher

    Nicht nur Pumpspeicherkraftwerke, auch andere Technologien könnten den schwankenden Strom der Erneuerbaren für einige Zeit speichern. Immer mehr Energieversorger setzen inzwischen auf große Batteriespeicher, um Schwankungen auszugleichen.
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    Die Stadtwerke Heidelberg haben einen spektakulären Speicherturm für heißes Wasser errichtet, der Strom- und Wärmenetz verbindet. Wärme, die bei der Stromerzeugung anfällt, landet erstmal im Speicher. So muss später nicht zusätzlich geheizt werden. Über einen Elektrokessel kann der Speicher auch überschüssigen Sonnenstrom in Wärme umwandeln und speichern.

    Anreize für den Ausbau von Energiespeichern fehlen

    Doch für diese Technologie gibt es bislang keine Förderung, die Speicherung von Öko-Energie läuft vorerst nur im Testbetrieb. Überhaupt behandelt das Wirtschafts- und Energieministerium unter Robert Habeck (Die Grünen) die Frage nach Speichern bislang stiefmütterlich.
    Während die Ausbauziele für erneuerbare Energien erhöht wurden, setzte die Bundespolitik für den Bau von Speichern bislang kaum Impulse. Energiemanager fürchten, Deutschland könnte einen wichtigen Baustein der Energiewende verschlafen.
    Noch streiten Politik, Industrie und Wissenschaft darüber, wie es bei den Speichern weitergehen soll. Sicher ist: In Zeiten ohne Wind und Sonne wird ein Industrieland wie Deutschland seinen Energiehunger mit Windrädern und Solarfeldern allein nicht stillen können.

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