Lindner: Ampel-Absage an AKW-Reservebetrieb "bedauerlich"

    Atomkraftwerke gehen vom Netz:Lindner: Absage an Reservebetrieb bedauerlich

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    Am Samstag sollen die letzten AKW vom Netz gehen. Dass die Meiler nicht in Reserve bleiben, bedauert FDP-Chef Lindner. Eine Regierungssprecherin wehrt ab: "Beschlossene Sache".

    Christian Lindner am 12.04.2023 in Washington
    In wenigen Tagen sollen die drei letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden - bei der FDP sorgt das für Enttäuschung.
    Quelle: Reuters

    Der bevorstehende Atomausstieg sorgt erneut für Unmut in der Ampel-Koalition. FDP-Chef Christian Lindner zeigte sich enttäuscht darüber, dass seine Koalitionspartner am vollständigen Rückbau der letzten drei deutschen Atomkraftwerke festhalten wollen. Am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington sagte der Finanzminister:

    Es ist bedauerlich, dass es keine Mehrheit gibt dafür, die deutschen Kernkraftwerke mindestens in der Reserve zu halten.

    Christian Lindner (FDP), Bundesfinanzminister

    "Mir wäre lieber, wir hätten weiter die Reserve von drei klimaneutralen, bestehenden Kernkraftwerken", so der Chef der FDP. Diejenigen Minister, die im Kabinett für die Energieversorgung zuständig seien, müssten sich nun ihrer Verantwortung bewusst sein.

    AKW-Laufzeitverlängerung mit Problemen verbunden

    Die Meiler in Reserve zu halten, sie später wieder anzufahren, würde jedoch einige Probleme mit sich bringen: Es bräuchte neue Betriebsgenehmigungen, neue Brennstäbe müssten bestellt und das Atomgesetz geändert werden. "Der Gesetzgeber hat per Atomgesetz die Betreiber der Anlagen dazu verpflichtet, die drei verbliebenen AKW unverzüglich stillzulegen und abzubauen", sagte Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) der Deutsche Presse-Agentur.

    Es wäre demnach rechtswidrig, sie in Reserve zu halten.

    Steffi Lemke (Grüne), Bundesumweltministerin

    Eine Verzögerung des Abbaus würde außerdem erhebliche Kosten für die Betreiber verursachen.

    Bundesumweltministerin
    :Lemke: "Es bleibt beim Atomausstieg"

    Die letzten drei deutschen Atomkraftwerke sollen Mitte April vom Netz gehen. Eine erneute Verschiebung schließt Umweltministerin Lemke aus. Die CDU kritisiert das Vorgehen.
    Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk (AKW) Isar 2.

    Regierungssprecherin: Atomausstieg "beschlossene Sache"

    Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland - Isar 2 in Bayern, Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg - endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren.
    Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise entschied die Ampel-Koalition nach einem Machtwort von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im vergangenen Jahr jedoch, die drei Meiler über den Winter weiterlaufen zu lassen. Kanzler Scholz steht weiterhin hinter der geplanten Abschaltung. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann sagte:

    Der Atomausstieg zum 15.4., also zu diesem Samstag, ist beschlossene Sache. Und das hat der Kanzler immer wieder so betont.

    Christiane Hoffmann, stellvertretende Regierungssprecherin

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    Betreiber wollen an Plan für Atom-Abschaltung festhalten

    Auch bei den Betreibern ist eine spontane erneute Laufzeitverlängerung oder gar ein Wiedereinstieg in die Atomenergie kein Thema. "EnBW diskutiert nicht über Atomausstieg, sondern hält am Masterplan für den Rückbau fest", sagte der Chef der EnBW-Kernkraftsparte, Jörg Michels.
    Ähnliche Töne schlägt der Betreiber des Kernkraftwerks Emsland in Lingen an. "Der Ausstieg aus der Kernenergie ist eine politische Entscheidung. Entsprechend der gesetzlichen Regelungen werden wir das Kernkraftwerk Emsland am 15.4. vom Netz nehmen", sagte ein Sprecher des Essener Energiekonzerns RWE.

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