Experte: Afrika kann sich selbst ernähren

    Slow-Food-Präsident tadelt EU :Experte: Afrika kann sich selbst ernähren

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    Der Präsident von Slow Food International kritisiert die Einmischung europäischer Agrarkonzerne in Afrika. So könnten lokale Start-ups ihre Potenziale nicht ausschöpfen.

    Eine Bäuerin aus Simbabwe pflügt einen Acker
    Durch Krisen wie Dürren, Corona und dem Ukraine-Krieg wächst der Hunger in vielen Ländern Afrikas. (Symbolbild)
    Quelle: Tsvangirayi Mukwazhi, AP

    Der Präsident der Organisation Slow Food International, Edward Mukiibi, hat die Einmischung europäischer Agrarkonzerne in Afrika kritisiert. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" sagte Mukiibi:

    Mich stört, wenn der globale Norden glaubt, es sei seine Verantwortung, die Welt zu ernähren. Dazu ist Afrika durchaus selbst in der Lage.

    Edward Mukiibi, Präsident Slow Food International

    Mukiibi sieht EU-Subventionen als Problem

    In seiner Heimat Uganda hat der studierte Landwirt die Nachteile des globalen Ernährungssystems und der industriellen Landwirtschaft selbst miterlebt. "Viele Probleme, mit denen wir in Afrika kämpfen, haben ihre Wurzeln hier in Europa", erklärte Mukiibi am Rand der Agrarmesse "Grüne Woche" in Berlin.
    Problematisch sehe er beispielsweise milliardenschwere Subventionen der EU für Afrika, die vor Ort allerdings fast ausschließlich an europäische Firmen gingen.

    Viel besser wäre es, lokale Start-ups zu fördern, die großes Potenzial hätten, sozial und ökologisch nachhaltig zu arbeiten.

    Edward Mukiibi, Präsident Slow Food International

    Ghana Koch Lebensmittelverschwedung
    Elijah Amoo Addo hat genug von Lebensmitteln im Müll.06.07.2022 | 1:29 min

    Fördert EU-Geld "Raubbau" in Afrika?

    Stattdessen werde mit dem Geld "Raubbau gefördert", so Mukiibi. "Wenn europäische Fischer vor Westafrikas Küste Fisch fangen, um daraus Futter für Lachsfarmen in Europa zu machen, verlieren die lokalen Fischer ihre Lebensgrundlage. Das Problem darf aber nicht in Afrika gelassen werden, während Deutsche oder Italiener die Zuchtlachse essen."
    Gleichzeitig warnte der Agrarwissenschaftler davor, aktuelle Hungerkrisen mit einer weiteren Industrialisierung der Landwirtschaft bekämpfen zu wollen.

    Wir müssen uns überlegen, was langfristig funktioniert und gut für den Planeten ist. Biodiversität ist enorm wichtig.

    Edward Mukiibi

    Der steigende Bedarf an Lebensmitteln müsse ökologisch verträglich gedeckt werden.

    Slow Food-Gründer ist mit Papst Franziskus befreundet

    Mukiibi wurde im Juli vergangenes Jahr zum Nachfolger von Slow-Food-Gründer Carlo Petrini gewählt. Der inzwischen 73-jährige Italiener gründete die soziale Bewegung offiziell 1986 und gilt weiterhin als ihr markantestes Gesicht.
    Obwohl offiziell nicht gläubig, pflegt Petrini seit längerer Zeit eine enge Beziehung zu Papst Franziskus. Im Jahr 2020 veröffentlichten beide ihre Gespräche über Ernährung, Ökologie und Soziale Gerechtigkeit in einem Buch mit dem Titel "Terrafutura".

    Auswertung von "Care"
    :Die vergessenen Krisen in Afrika

    Die Hilfsorganisation Care e.V untersucht jährlich, wie die Online-Berichterstattung über globale Katastrophen stattfindet. Der Verlierer des Jahres 2022 heißt demnach: Afrika.
    von Jens Lindner (Text), Andreas Hottmann (Grafiken)
    Ein Blick auf die Hauptsatdt der Zentralafrikanischen Republik, Bangui. (Archivbild)
    Quelle: KNA

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