Polarforscher Arved Fuchs: Jeder muss Umwelt aktiv schützen

    Interview

    Polarforscher Arved Fuchs:Jeder Mensch muss Umwelt "aktiv schützen"

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    Seit über 40 Jahren ist Arved Fuchs in arktischen Gewässern unterwegs - jetzt wird der bekannte deutsche Polarforscher 70. Was ihn umtreibt, erzählt Fuchs im ZDFheute-Interview.

    Expeditionsboot vor Eisberg
    Seit mehr als 40 Jahren reist der deutsche Polarforscher Arved Fuchs in die Arktis. Eine junge Agrarwissenschaftlerin teilt diesen Abenteuergeist und folgt ihm in die Polarregion.30.04.2023 | 28:49 min
    Seit mehr als 40 Jahren bereist und erforscht Arved Fuchs mit seinem Segelschiff "Dagmar Aaen" die Polarregionen. Als erster Mensch erreichte er dabei innerhalb eines Jahres sowohl den Nord- als auch den Südpol. An diesem Mittwoch wird der Abenteurer und Polarforscher 70 Jahre alt - für Fuchs kein Alter, um die Expeditionen einzustellen. 2022 kam es vor Island allerdings zu einem dramatischen Zwischenfall auf der "Dagmar Aaen".
    Im ZDFheute-Interview spricht der Polarforscher über seine aktuellen Pläne, den Klimawandel und die Proteste der "Letzten Generation".
    ZDFheute: Sie mussten sich wegen einer Darmblutung einer Notoperation unterziehen und ihre Ocean-Change-Expedition nach Grönland unterbrechen. Sind Sie vollständig genesen und wieder fit?
    Arved Fuchs: Ja, das ist ausgestanden. Ich hatte Glück, dass wir mit unserem Segler "Dagmar Aaen" noch in Island waren und nicht unterwegs auf See oder irgendwo im grönländischen Eis. In Island haben mich sehr kompetente Ärzte versorgt und ich konnte mich rasch erholen.
    Wir haben unser Projekt unterbrochen, ich bin drei Wochen hier zu Hause gewesen, und danach konnte ich das Schiff selbst wieder zurück nach Hause überführen.

    planet e.-Logo

    Sehen Sie die ganze Sendung von planet e. "Abenteuer Arktis - Auf den Spuren des Polarforschers Arved Fuchs" am Sonntag, den 30. April 2023 um 15:45 Uhr im ZDF und ab dem 28. April 2023 in der ZDF-Mediathek.

    ZDFheute: Sie sind als Abenteurer durch ihre extremen Leistungen bekannt geworden. Unter anderem überquerten Sie auf der Route der Alfred-Wegener-Expedition von 1930 das grönländische Inlandeis. Welche würden Sie als das Wichtigste Ihrer Expeditionen bezeichnen?
    Fuchs: Die Expedition "Icewalk" vor über 30 Jahren. Unter extremsten Bedingungen, bei Temperaturen bis zu minus 52 Grad, bewältigten wir in einem internationalen, achtköpfigen Team in 56 Tagen rund 1.000 Kilometer über das Packeis zum geographischen Nordpol. Die Expedition stand unter der Schirmherrschaft der UNO. Ein Thema schon damals: der Klimawandel.
    ZDFheute: Mit der Zeit hat sich die Arktis verändert - und auch Ihr Image. Sie sind vom Abenteurer zum Chronisten des Klimawandels in der Arktis geworden. Sehen Sie dies auch so?
    Fuchs: Ich bin immer noch Expeditionsleiter und stelle meine Erfahrung, mein Schiff und meine Crew der Wissenschaft zur Verfügung.

    Als aktiver Abenteurer sehe ich mich heute in der Tat nicht mehr, eher als Zeitzeuge.

    ZDFheute: Seit 2015 sind Sie mit Ihrem Schiff unter dem Motto "Ocean Change" unterwegs. Was verbirgt sich dahinter?
    Fuchs: Unsere Expeditionsreihe "Ocean Chance" setzt sich seit 2015 intensiv mit den Veränderungen in den Ozeanen sowie deren Auswirkungen auf die Küstenlandschaften auseinander. Ziel unseres Projektes ist es, über die Erfassung und Disposition wissenschaftlicher Daten die Öffentlichkeit für den Schutz der Meere und des Weltklimas zu sensibilisieren.
    ZDFheute: Sie machen vor allem auf den Klimawandel aufmerksam, aber kann die Menschheit noch aktiv etwas dagegen tun? Besonders in der Arktis scheint er unaufhaltsam.
    Fuchs: Mein Credo ist, dass jeder Mensch seine Umwelt und die Natur um jeden Preis aktiv schützen muss.

    Jeder Mensch kann und muss seinen Beitrag leisten, dass wir das Ruder noch umgerissen bekommen.

    Vor allem braucht es aber auch den gesellschaftlichen Schulterschluss aus Politik, Wirtschaft und uns Bürgern.
    ZDFheute: Ist der Klimawandel nur negativ zu bewerten? Auf Grönland ändert sich das Leben der Menschen und neue Einnahmequellen tun sich auf. Der Tourismus nimmt zu und selbst Landwirtschaft ist an der Westküste möglich. Wie bewerten Sie solche Entwicklungen?
    Fuchs: Dies ist eine wirtschaftliche Frage zum Status quo. Den Klimawandel und dem daraus folgenden Meeresspiegelanstieg interessiert es jedoch nicht, welcher wirtschaftliche Nutzen aus der Situation gezogen wird.
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    Durch die Klimaerwärmung schmelzen auch in Grönland gewaltige Eismassen. Der Meeresspiegel steigt - auch in Europa.21.04.2023 | 0:46 min
    ZDFheute: Sie haben immer sehr sachlich auf die Entwicklungen in der Polarregion hingewiesen. Aktuell beherrschen allerdings eher Klimakleber und Co. die Schlagzeilen. Hilft diese Form der Protestbewegung dem Klimaschutz?
    Fuchs: Diese Form polarisiert das schon weit entwickelte gesellschaftliche Bewusstsein zur Klimaproblematik.

    Dass Kunstwerke beschmiert werden, finde ich nicht gut, aber ich kann den Zorn der jungen Leute verstehen.

    Ich würde meine heutige Arbeit auch nicht als "sehr sachlich" bezeichnen. Ich stehe zum Beispiel mit Fridays for Future - von Kaltenkirchen über die Nord- und Ostsee bis nach Berlin - in Kontakt. Mein Engagement ist durchaus auch emotional.
    ZDFheute: Sie sind ein wichtiger Botschafter der Arktis. Wie lange können und wollen Sie dies noch sein?
    Fuchs: Solange es geht. Ich habe noch Pläne.
    Das Interview führte Andreas Ewels.

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