Fachleute: Warmer Winter bringt neue Borkenkäferwelle

    Fachleute in Sorge:Warmer Winter bringt neue Borkenkäferwelle

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    Immer wieder haben Deutschlands Fichtenwälder mit Borkenkäfern zu kämpfen. Hohe Temperaturen und Trockenheit machen es den Schädlingen in diesem Jahr besonders einfach.

    Finger zeigen auf Spuren eines Borkenkäfers unter der Rinde eines Baumes
    Experten rechnen für 2023 mit einer neuen Borkenkäferwelle.
    Quelle: dpa (Archiv)

    Auf deutsche Wälder könnte eine neue Borkenkäferwelle zurollen. Der Winter sei für den Schädling sehr angenehm gewesen, so dass zu viele Tiere überlebt hätten, sagte der Leiter des im Dezember gegründeten Julius-Kühn-Instituts für Waldschutz, Henrik Hartmann.

    Wie auch in den Vorjahren war es zu warm und trocken.

    Henrik Hartmann, Leiter Julius-Kühn-Institut für Waldschutz

    Dadurch seien wieder die Fichten bedroht. Langfristig seien auch andere Baumarten durch den Klimawandel in Gefahr.

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    :Diese Bäume könnten überleben

    Deutschlands Wälder sind nicht gut auf klimatische Änderungen eingestellt. Hitze und Trockenheit setzen aber auch heimischen Gartenbäumen zu. Welche Gehölze haben eine Zukunft?
    von Christine Elsner
    Rotbuche, Rot-Buche, Buche (Fagus sylvatica), ca. 600 Jahre alte Buche im Urwald Sababurg, Deutschland, Hessen common beech (Fagus sylvatica), about 600 year-old beech at the primeval forest Sababurg, Germany, Hesse BLWS664609 *** Red beech, Red beech, Beech Fagus sylvatica , about 600 year old beech at the primeval forest Sababurg, Germany, Hesse common beech Fagus sylvatica , about 600 year old beech at the primeval forest Sababurg, Germany, Hesse BLWS664609 Copyright: xblickwinkel/McPHOTO/I.xSchulzx

    Warnung vor großer Welle

    Im kühlen April hätten sich die Insekten noch zurückgehalten, ab Mai dann aber stark ausgebreitet.

    Nach einer etwas abgeschwächten Dynamik im vergangenen Jahr steuern wir nun wieder auf das Niveau von 2021 zu.

    Henrik Hartmann

    Laut aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes waren im vergangenen Jahr Insektenschäden in 60 Prozent der Fälle die Ursache für den durch Waldschäden bedingten Holzeinschlag. 2021 hatten die Statistiker den Rekordwert von 81 Prozent gemeldet.
    Laut Waldzustandserhebung 2022 war im vergangenen Jahr mehr als ein Drittel der Bäume geschädigt:
    Auch die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg sowie der Präsident des Verbandes Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer, Andreas Bitter, warnten vor einer großen Welle. Derzeit sei die Elterngeneration am Werk, die überwintert habe, deren Nachwuchs folge erst noch, so Bitter.

    Bis zu drei Generationen in diesem Jahr

    Das Hauptproblem: Wegen der Trockenheit würden in einem Jahr bis zu drei Generationen der Schädlingskäfer schlüpfen. Laut Hartmann ist die Ausbreitung des Borkenkäfers seit 2018 in vielen Regionen Deutschlands epidemisch.

    Das ist eindeutig dem Klima zuzuordnen.

    Henrik Hartmann

    Bisher geht es vor allem um den sogenannten Buchdrucker. Diese Borkenkäfer-Art greift hauptsächlich Fichten an. Die kleinen Tierchen bohren sich in die Bäume und legen ihre Eier unter der Rinde ab. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Larven von der Bastschicht des Baums.
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    Wälder gehören zu den wichtigsten Ökosystemen unserer Erde. Sie funktionieren wie eine natürliche Klimaanlage, indem sie Wasser verdunsten und so ihre Umgebung kühlen.21.03.2023 | 0:40 min

    Fichten besonders anfällig

    Diese dünne Schicht unter der Rinde ist aber das lebenswichtige Adernsystem des Baums. Darin werden Wasser und Nährstoffe transportiert. Wenn die Schicht zerstört wird, stirbt der Baum.
    Die flachwurzelnden Fichten sind wegen der starken Trockenheit in den vergangenen Jahren geschwächt und anfällig für den Käferbefall. Vor allem in tieferen Lagen sei der Borkenkäfer laut Experten kaum aufzuhalten. In höheren Lagen verbreite er sich wegen der kühleren Temperaturen bisher langsamer. Laut Waldbesitzervertreter Bitter scheine sich das nun aber auch zu ändern.
    Landwirtschaftsminister Özdemir sieht die Fichte als "Sorgenkind Nummer 1":
    Auf dem Bild ist Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir in der Pressekonferenz zu sehen.
    Hitze und Dürre der vergangenen Jahre haben den Wald schwer geschädigt. Vier von fünf Bäumen sind mittlerweile krank. Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht, so Bundeslandeswirtschaftsminister Özdemir.21.03.2023 | 1:48 min
    Quelle: dpa

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