"Klaasohm" auf Borkum: "Brauch des Schlagens" wird abgeschafft
Übergriffe auf Frauen:Borkum: "Brauch des Schlagens" wird abgeschafft
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Fragwürdige Tradition: Auf der ostfriesischen Insel Borkum wurden beim Nikolausbrauch "Klaasohm" Frauen geschlagen, wie ein Bericht aufdeckt. Die Polizei kündigte Konsequenzen an.
Der Brauch "Klaasohm" hat auf Borkum eine lange Tradition. Waghalsige Sprünge in die Menschenmenge, wie hier 2011, gehören auch dazu.
Quelle: dpa
Die Polizei wird den umstrittenen Nikolausbrauch "Klaasohm" auf der Nordseeinsel Borkum mit zahlreichen Einsatzkräften begleiten. "Wir fahren eine Null-Toleranz-Linie", betonte ein Sprecher der Polizei.
Momentan werde ein Konzept erarbeitet, wie jede Form der Gewalt auf der Veranstaltung in der Nacht zum 6. Dezember unterbunden werden soll. Nach heftiger Kritik hatten die Veranstalter angekündigt, den "Brauch des Schlagens" dieses Jahr abschaffen zu wollen.
Polizei auf Borkum: Nehmen Situation "sehr ernst"
Die Polizei ermutigt Frauen, denen bei dem Brauch Gewalt widerfahren ist, Strafanzeige zu stellen. "Wer Opfer geworden ist, sollte keine Angst haben", betonte der Sprecher der Polizei. "Wir nehmen das sehr ernst." Delikte wie Körperverletzung oder gefährliche Körperverletzung verjähren demnach erst nach 20 bis 30 Jahren.
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Ein Bericht des ARD-Magazins "Panorama" über die Tradition hatte bundesweit für Empörung gesorgt. In dem Beitrag berichten Borkumerinnen und Borkumer anonym von aggressiven Übergriffen. Ein Team filmte im vergangenen Jahr, wie Frauen bei dem Fest auf der Straße von "Fängern" festgehalten werden und ihnen die sogenannten Klaasohms mit einem Kuhhorn auf den Hintern schlugen.
Verein Borkumer Jungens: Schlagen mit Kuhhörnern "Einzelfälle"
Die Veranstalter des Fests auf der rund 5.000 Einwohner zählenden Insel sprechen von einem "Shitstorm". Der Verein Borkumer Jungens, die Stadt und das Nordseeheilbad würden mit Nachrichten und E-Mails überhäuft. "Insulanerinnen und Insulaner werden ohne tiefergehende Kenntnisse persönlich angefeindet." Inzwischen sagen auch Touristen ihren Urlaub auf der ostfriesischen Insel ab.
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Der Verein räumte ein, dass das Schlagen mit Kuhhörnern in der Vergangenheit "und in Einzelfällen auch in den letzten Jahren" Teil des Brauches gewesen sei. Der Verein teilte mit:
Dieser Teil der Tradition habe jedoch nie den Kern des "Fests für die ganze Insel" ausgemacht und sei in den vergangenen Jahren "fast gar nicht mehr" erfolgt.
... gibt es seit Generationen jedes Jahr am Abend vor dem 6. Dezember. Nach Angaben des Regionalverbandes Ostfriesische Landschaft verkleiden sich dabei junge, unverheiratete Männer mit Masken, Schafsfellen und Vogelfedern als sogenannte Klaasohms.
Der Ausdruck "Klaas" geht demnach auf das niederländische Wort für Nikolaus zurück. Die Klaasohms begleiten dann einen als Frau verkleideten Mann, der sich als sogenannte Wievke mit Rock und Schürze wild gebärdet. Ausgestattet sind alle mit Kuhhörnern.
Unter Ausschluss der Öffentlichkeit kommt es dem Brauch zufolge zuerst in einer Halle zu einem rituellen Kampf, zu dem ausschließlich Männer zugelassen sind, die auf Borkum geboren wurden. "Im Anschluss daran ziehen die Männer unter Getöse von Haus zu Haus über die Insel", beschreibt der Regionalverband in Ostfriesland den Brauch.
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Brauch geht offenbar auf Zeit der Walfänge zurück
Gleichzeitig erklären der Verein und der parteilose Bürgermeister der Insel, Jürgen Akkermann, dass die Recherche ein verzerrtes Bild des Brauches darstelle. Die Videosequenz zeige ein Fehlverhalten einzelner Menschen und könne "keinesfalls als Beleg dafür herhalten, dass die Insel Gewalt toleriert, wie es der Bericht suggeriert", sagte Akkermann auf dpa-Anfrage.
Auf Borkum wird sich erzählt, dass der Brauch auf die Zeit der Walfänger auf der Insel zurückgeht. Die Männer seien traditionell am Jahresende nach einigen Monaten auf See zurück auf die Insel gekommen und hätten mit dem Brauch klargemacht, dass nun wieder sie - und nicht die Frauen - das Sagen hätten.
Quelle: ZDF
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