Vor 3.500 Jahren: Schädel-OP aus der Bronzezeit

    Vor 3.500 Jahren:Schädel-OP aus der Bronzezeit

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    Ein viereckiges Loch im Schädel, offenbar ziemlich chirurgisch: Forscher vermuten, dass im östlichen Mittelmeerraum schon in der Bronzezeit Operateure am Werk waren.

    Viereckiges Loch in 3.500 Jahre altem Schädel: Forscher gehen von bronzezeitlicher OP aus
    Viereckiges Loch in 3.500 Jahre altem Schädel: Forscher gehen von bronzezeitlicher OP aus
    Quelle: Rachel Kalisher/dpa

    Bereits in der späten Bronzezeit wurden Menschen im östlichen Mittelmeerraum offenbar schon am Schädel operiert. Überreste in der archäologischen Stätte Tel Megiddo in Israel geben Hinweise darauf, dass zu der Zeit in der Region bereits sogenannte Trepanationen vorgenommen wurden, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal "Plos One".
    Dabei handelt es sich um ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Loch in den Schädel geschnitten wird. Noch heute wird mit der Kraniotomie eine ähnliche Methode verwendet, um einen Zugang zum Gehirn zu schaffen, etwa bei Hirntumoren oder erhöhtem Hirndruck.

    Quadratisches Loch im Schädel entdeckt

    Das Forschungsteam um Rachel Kalisher von der Brown University in Providence in den USA hatte die Überreste zweier Männer aus der Oberschicht untersucht, die etwa 1.500 Jahre vor Christus lebten und sehr wahrscheinlich Brüder waren. Einer der beiden hatte demnach ein rund drei Zentimeter großes, quadratisches Loch im Stirnbein des Schädels. Wahrscheinlich sei das Stück Knochen chirurgisch entfernt worden.
    Montage: Rechts eine alte, goldene Maske, links eine drei Schiffe, die in den Sonnenuntergang segeln.
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    Beide Brüder waren den Knochenanalysen zufolge längere Zeit schwer krank. Einer sei als älterer Teenager oder mit Anfang 20 gestorben, der andere zwischen dem 21. und 46. Lebenjahr. Womöglich seien sie einer Infektionskrankheit wie Tuberkulose oder Lepra erlegen.

    Noch während der OP gestorben?

    In dem Grab der beiden Männer wurden Überbleibsel hochwertiger Lebensmittel und feine Keramikgefäße gefunden, wie die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler berichten. Das lasse darauf schließen, dass sie zur Oberschicht gehörten und dass sie trotz ihrer Krankheit nicht ausgegrenzt wurden. "Dies ist eine wichtige Fallstudie für die weitere Untersuchung der Überschneidungen von Status, Krankheit und Behandlung in Gesellschaften im Laufe der Zeit", so die Forscher.
    Das Team nimmt an, dass die Operation eine Intervention bei sich verschlechterndem Gesundheitszustand gewesen sein könnte. Die fehlende Knochenheilung deute allerdings darauf hin, dass der Mann während oder kurz nach der Operation starb.
    Im Nahen Osten gebe es bisher nur wenige Funde, die auf Trepanationen zu der Zeit schließen lassen, erklärte Kalisher. Unklar sei auch noch, warum einige der Löcher rund seien - was auf die Verwendung einer Art Bohrer hindeute - andere hingegen vier- oder dreieckig. Ebenfalls unbekannt ist demnach, welche Krankheiten auf diese Weise behandelt werden sollten.

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