Ob als Baustoff, Papier oder Medizin - Cannabis kann mehr sein als ein Rauschmittel. Als eine der ältesten Nutzpflanzen der Welt ist Hanf vielseitig einsetzbar.
Für Hanfpapier müssen keine Bäume gefällt werden
Einer der wichtigsten Abnehmer für Hanf ist die Papierindustrie. Das geht aus Daten der European Industrial Hemp Association (EIHA) hervor, einem Zusammenschluss der Hanf verarbeitenden Industrie. Demnach kann aus Hanf - ähnlich wie aus Holz - Zellstoff gewonnen werden, ein wichtiger Rohstoff für die Papierherstellung.
Hanfpapier habe den großen Vorteil, dass es selbst in nassem Zustand nicht so schnell zerreiße und besonders widerstandsfähig sei. Einige auf Hanfpapier gedruckte historische Dokumente wie die Gutenberg-Bibel aus dem 15. Jahrhundert oder die amerikanische Unabhängigkeitserklärung aus dem 18. Jahrhundert seien daher immer noch recht gut erhalten.
Eine weitere Besonderheit: Für die Papierherstellung können alle Teile der Hanfpflanze verwendet werden. Bei Holz, sprich Bäumen, wird nur Zellstoff genutzt. Dieser muss aufwändig mit Chemikalien verarbeitet werden, um schönes Papier zu erhalten. Dafür werden Unmengen an Bäumen gefällt.
Baustoff der Zukunft? Hanf zur Gebäudedämmung
Auch beim Bau von Häusern kann Hanf zum Einsatz kommen. Um Baustoffe herzustellen, werden hauptsächlich die außen liegende Hanffaser und die sogenannten Hanfschäben - das zerstoßene Weichholz aus dem inneren Stängelkern - verwendet. Im Vergleich zu Holz wächst Hanf 50-mal so schnell. Aus dem Kern und Naturkalk werden z.B. Ziegel und Putz hergestellt.
Darüber hinaus kann Hanf eine ökologische Alternative für die Wärmedämmung sein: Üblicherweise werden Häuser mit Styropor oder Mineralwolle gedämmt - die sind nicht biologisch abbaubar. Hanf schon. Und auch weitere positive Eigenschaften des Baustoffs Hanf bestätigt eine Studie der "Universität Opole" in Polen.
Hanf als Baustoff ist demnach:
- ein Wärmespeicher
- 100 Prozent recycelbar
- feuchtigkeitsregulierend
- Schimmel unterbindend
- schwer entflammbar
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Cannabis als Medizin
2017 verabschiedete der Bundestag das Gesetz "Cannabis als Medizin", wonach Ärzt*innen Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen als medizinisches Heilmittel verschreiben dürfen. Die Kosten sollen laut Gesetz die Krankenkassen übernehmen. Zunächst müssen Ärzt*in und Patient*in aber einen Antrag stellen, der von der Krankenkasse genehmigt werden muss.
Anwendungsgebiete von Cannabis als Heilmittel:
- chronische Schmerzen
- Spastizität bei Multipler Sklerose
- Übelkeit und Erbrechen nach Chemotherapie
- Epilepsie
- Appetitsteigerung bei HIV/Aids
Die Zahl der Anträge auf Cannabis-Therapie sind bei den Krankenkassen in den vergangenen Jahren gestiegen.
Mittelweg zwischen Ökonomie und Ökologie
Seit den 1990er Jahren erholt sich das Image der Hanfpflanze, in erster Linie Rohstofflieferant für Drogen zu sein. Ob Papier, Baustoff oder Medizin - Hanf als Nutzpflanze hat ein großes Potenzial, und mit ihr gelingt es oft, einen guten Mittelweg zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen zu finden.
Grafiken- Zahlen rund ums Gras
Der Besitz von Cannabis ist in Deutschland illegal. Die Ampel-Regierung will das ändern. Wer nutzt Cannabis überhaupt? Und wie belastet ist die Staatskasse durch Cannabis-Delikte?
von Michaela Waldow