Plattform JuicyFields: Der große Cannabis-Betrug

    Investment ins Leere:JuicyFields: Der große Cannabis-Betrug

    von Lucas Eiler und Ciara Cesaro-Tadic
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    Jeder kann mit Cannabis reich werden: Das war das Versprechen des Berliner Startups JuicyFields. Tatsächlich alles nur ein riesiges Schneeballsystem - mit Spuren nach Russland.

    Die Spur: Gras, Gier, großes Geld
    Reich werden kann jeder – mit Cannabis. Das war das Versprechen der Onlineplattform JuicyFields. Viele glaubten dem Versprechen und investierten ihre kompletten Ersparnisse.19.04.2023 | 44:29 min
    Sie präsentierten sich als der Big Player der Cannabis-Branche: Als Sponsor zahlreicher Cannabis-Messen verschenkte JuicyFields Autos an Messebesucher. Sie schmissen opulente After-Partys und warben mit eigens für JuicyFields produzierten Musikvideos großspurig für ihre Anlage-Idee: Crowdgrowing.

    Hunderttausende Kleinanleger investierten

    Auf der Online-Plattform "juicyfields.io" konnten private Kleinanlegerinnen und Kleinanleger in medizinisches Cannabis investieren. Das Versprechen: Renditen von mehr als 100 Prozent im Jahr. Hunderttausende registrierten sich auf der Plattform - und investierten.
    "Andere Leute würde ich davor warnen, sowas zu machen", erklärt eine deutsche Anlegerin in der Doku "Gras, Gier, großes Geld" des neuen ZDF-Formats "Die Spur". "Aber ich bin da so reingeraten, dass ich den Absprung nicht geschafft habe." Überzeugt hätten sie auch Videos von angeblichen Partner-Plantagen der Plattform.

    Krypto-Analyse: 290 Millionen Euro Umsatz für Betrugsplattform

    Doch der anfängliche Hype schlägt um, als man sich im Sommer 2022 plötzlich nicht mehr auf der Plattform einloggen kann. Niemand hat mehr Zugriff auf sein Geld.
    "Es kommen täglich immer noch Anzeigen rein", sagt die Berliner Staatsanwältin Ina Kinder. Die Mehrzahl der Geschädigten sei aus Deutschland, doch auch in anderen Ländern zählen Ermittler Tausende Geschädigte.
    Niemand weiß, wie viel Gewinn die Online-Plattform mit dem Betrug machen konnte. Doch allein der Umsatz mit Kryptowährungen habe 290 Millionen Euro betragen, analysiert der auf Krypto spezialisierte Forensiker Jakob Hasse. Und dies sei nur ein Bruchteil des eingesammelten Geldes.
    Zu sehen ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im Vordergrund; im Hintergrund sind Hanfpflanzen zu sehen.
    Bundesgesundheitsminister Lauterbach stellt seine neuen Pläne zur Cannabis-Legalisierung vor. ZDFheute live zeigt die Pressekonferenz und ordnet ein. 12.04.2023 | 71:35 min

    Insider: "In Wirklichkeit gab es nichts davon"

    Doch wie funktioniert das System? Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei JuicyFields um ein klassisches Schnellballsystem handelt. Das Geld kam also nicht aus dem Verkauf von Cannabis-Pflanzen, sondern von den anderen Mitgliedern der Community: Auszahlungen an Anlegerinnen wurden also durch die Einzahlung späterer Anleger finanziert
    Ein anonymer Informant aus Sankt Petersburg erklärt in der "Die Spur"-Doku: "Die wichtigste Aufgabe war es, wie man in Russland sagt, ein 'Potemkinsches Dorf' zu erschaffen." Er sei Teil des JuicyFields-Betruges gewesen und kenne die Hinterleute in Russland. Das Geschäftsmodell von JuicyFields?

    Den Anschein zu erwecken, damit die Investoren sehen, wie erfolgreich das alles ist, und damit sie weiterhin Geld investieren. Aber in Wirklichkeit gab es nichts davon.

    Anonymer Informant aus Sankt Petersburg

    Staatsanwältin: Ermittlungen in Russland schwierig

    Wer für den Betrug verantwortlich ist kann niemand mit Sicherheit sagen. Doch neben den Aussagen des Insiders deutet vieles darauf hin, dass die Hinterleute in Russland sitzen.
    Tatsächlich beobachtet auch die russische Zentralbank einen starken Anstieg von Schneeballsystemen und Pseudo-Investitionsprojekten. "Doch weil die Ermittlungen in Russland zur Zeit äußerst schwierig sind, kommen wir da mit der Rechtshilfe nicht weiter", so Staatsanwältin Kinder.

    In der ersten Folge des neuen ZDF-Dokuformats "Die Spur" gehen Lucas Eiler und Ciara Cesaro-Tadic der Frage nach, wer hinter dem riesigen Scam steckt. Die Doku "Gras, Gier, großes Geld – Der größte Cannabis-Scam aller Zeiten" finden Sie hier in der ZDF-Mediathek.

    Plattform inzwischen wieder online

    Die mutmaßlichen Hinterleute können also schwer zur Verantwortung gezogen werden - trotz internationaler Ermittlungen.
    Und so ist die Plattform seit November vergangenen Jahres tatsächlich wieder erreichbar. Mitglieder können wieder virtuelle Pflanzen kaufen, doch Ihre Investitionen bleiben verschwunden.

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