Gesundheitsminister Lauterbach verteidigt die Pläne zur Cannabis-Teillegalisierung, die CSU spricht von einem "Irrweg". Kinderärzte bringen höhere Altersgrenzen ins Spiel.
Die von der Bundesregierung geplante teilweise Freigabe von Cannabis hat ein unterschiedliches Echo ausgelöst. Im Mittelpunkt der Diskussion steht vor allem der Schutz von Kindern und Jugendlichen - Kritik kam unter anderem vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach verteidigte indes das Vorhaben und erhielt zumindest teilweise Rückendeckung vom Drogenbeauftragten der Bundesregierung. So stimmte der SPD-Politiker im ZDF der Kritik in puncto ärztlicher Bedenken prinzipiell zu, verwies aber auf den Status Quo:
"Viel schlechter kann es gar nicht sein als jetzt", kritisierte Lauterbach. Dem wolle die Regierung etwas entgegensetzen. Unter anderem verwies er auf toxische Beimengungen bei illegal erworbenem Cannabis und kündigte Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche an.
Sehen Sie hier das Interview mit Karl Lauterbach in voller Länge:
Bär: Angriff auf Kinder- und Jugendschutz
Dagegen warnte Unions-Fraktionsvize Dorothee Bär (CSU), mit den angekündigten Cannabis-Clubs halte die Ampel-Koalition "junge Menschen nicht von Drogen fern, sondern führt sie geradezu an Konsum heran". In der "Augsburger Allgemeinen" kritisierte die Jugend- und Familienpolitikerin das zentrale Vorhaben der Regierung daher als "frontalen Angriff auf den Kinder- und Jugendschutz".
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach von einem "Irrweg". Er will im Bundesrat die Legalisierung im Freistaat möglichst verhindern. Die Argumentation, die Legalisierung führe zu mehr Jugendschutz, bezeichnete Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) als "schlechten Witz".
Ampel-Drogenbeauftragter fordert Suchtvorbeugung an Schulen
Nachbesserungsbedarf in diesem Bereich sieht auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert. In den Zeitungen der Funke-Mediengruppe begrüßte der SPD-Politiker die Pläne zwar als "wichtigen Schritt zu mehr Gesundheits- und Jugendschutz und zu mehr Prävention". Es gebe aber noch einiges zu tun. Blienert mahnte mehr "örtliche Prävention und Suchthilfe" an. Vor allem müsse es "an jeder Schule" Angebote zur Suchtvorbeugung geben, sagte der Drogenbeauftragte.
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Ärzteverband: Cannabis-Verbot bis zum Alter von 25 Jahren "sinnvoll"
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte begrüßte die Ankündigung Lauterbachs, den Kinder- und Jugendschutz in den Vordergrund zu stellen. Wie genau der Gesundheitsminister das erreichen wolle, gehe jedoch "aus dem aktuellen Entwurf nicht hervor", sagte Verbandssprecher Jakob Maske der "Stuttgarter Zeitung" und den "Stuttgarter Nachrichten".
Maske zufolge sei es rechtlich zwar sinnvoll, den Cannabis-Konsum ab 18 Jahren freizugeben. "Medizinisch gesehen wäre ein Verbot bis zum Alter von 25 Jahren aber sinnvoll", unterstrich er.
Lauterbach und Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) hatten am Mittwoch Eckpunkte zur geplanten Teillegalisierung von Cannabis vorgestellt. Mehr Details dazu:
Bubatz, also Cannabis, wird legal. Allerdings nicht für alle, nicht überall, nicht sofort. Die Koalition ist sich sicher: Alles wird besser. Bis auf die FDP, denn die war nicht da.