Comic Con in Stuttgart:Einmal selber Comic-Held sein
von Jasmin Astaki-Bardeh
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Stuttgart voller bunter Wesen, Manga-Mädchen und Star-Wars-Helden: Tausende Fans von Comics, Filmen und Videospielen tummeln sich an diesem Wochenende auf der Comic Con.
In Stuttgart findet die Comic Con statt. Ein Pilgerort für Menschen mit großer Leidenschaft für Comic- oder Serienhelden. Dazu gehört auch, sich in diese zu verwandeln.09.12.2023 | 1:28 min
Auf der Comic Con Stuttgart, Deutschlands größter Comic-Messe, wimmeln Star-Wars-Krieger und Pokémons durcheinander, scherzen Marvel-Figuren mit DC-Helden. Nicht als Zeichentrickfiguren oder Computer-Animationen, sondern leibhaftig.
Es sind die großen Fans dieser Fantasie-Welten, angezogen wie ihre Vorbilder.
Besucherin der Comic Con: "Man fühlt sich zu Hause"
"Da ich auf Comic stehe, mag ich es echt, Comic-Charaktere hier zu sehen", sagt Besucherin Penny Michel begeistert.
Cos-Player - Kostüm-Spieler -, so heißen die Leute, die in die Rolle ihrer Superhelden schlüpfen. Costume-Playing ist seit den 80er Jahren in Japan ein Trend. Seit gut einem Jahrzehnt ist das auch in Deutschland populär.
Einmal Darth Talon sein - in Stuttgart auf der Comic Con geht das.
Quelle: dpa
Die Comic Con Stuttgart ist der alljährliche Event dazu, seit 2016 Pilgerstätte für die Comic-Szene. "Man fühlt sich zu Hause, man weiß genau, die Leute verurteilen dich nicht, wenn du so bist", sagt Besucherin Andrea Roth, die als Hermine Granger verkleidet ist. "Die Leute machen sich nicht lustig über dich."
Mitmach-Party für alle
Genau das sehen die Veranstalter als das Besondere. Denn die Comic Con ist nicht nur eine Messe für Verlage, Filmwelt und Zeichner, sondern eine große Mitmach-Party. "Hier kann sich jeder ausleben", sagt Veranstalter Robert Eiba.
Vom fünfjährigen als X-Wing Gestylten ist bis zum 80-Jährigen, der auf Super- oder Batman steht, den gezeichneten Stars seiner Kindheit.
Comics werden in Frankreich als eigene Kunstform betrachtet. Dort wurde im Januar das größte europäische Comicfestival gefeiert.27.01.2023 | 2:40 min
Die Comic-Geschichte reicht weit zurück. Bilder-Stories gab es schon auf Papyrus im Alten Ägypten. Waren bunte Abbildungen doch unterhaltend und weithin verständlich, Jahrtausende bevor selbst die Eliten weder lesen noch schreiben konnten.
"Diese Idee, dass man Bilder aneinanderreiht und darüber eine Geschichte erzählt, die ist ja uralt", bestätigt die Tübinger Soziologin Ursula Offenberger. Die Geschichtsschreibung zu den Comics beziehe sich genau darauf, dass es "ganz lange Wurzeln in der Menschheitsgeschichte gibt, visuell zu kommunizieren".
In der Moderne sei der Comic "eben populär geworden".
Comics sind schon lange draußen aus der Schmuddelecke
Das schnelle Erfassen von Inhalt macht offensichtlich bis heute den Erfolg der Comic-Welt aus. "Der Reiz von Comics liegt darin, dass sie die Möglichkeit bieten, Themen anschaulich und niederschwellig zu vermitteln", so die Soziologin. Comics seien auch schon lange nicht mehr in der "literarischen Schmuddelecke".
Wie andere Kunstformen - etwa Malerei oder Theater - böten Comics die Möglichkeit, sich in fiktive Personen hineinzuversetzen, sagt Offenberger. Das biete die Chance, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten und sich dadurch auch neue Horizonte zu erschließen.
Das kann sogar psychotherapeutisch von großem Wert sein, erklärt Greta Hoffmann, die an der TH Köln Game-Design lehrt. Deshalb seien vor allem Kinder und Jugendliche versessen auf Comics und Computer-Animationen wie etwa Fortnite.
Forscherin: Spiele und Comics bieten Erfolgserlebnisse
Was Eltern häufig Sorgen macht, sieht die Hoffmann als Hilfe für die Heranwachsenden:
"Diese Gefäße, die einem zur Verfügung gestellt werden, um eine Variante der besten Version von einem selbst zu präsentieren und zu ermöglichen, das ist stark attraktiv", sagt Hoffmann, die fröhlich zugibt, selber begeisterte Gamerin zu sein.
Es sei mitunter auch sehr heilsam. Erfolgserlebnisse zu haben, "die auf die eigene Persönlichkeit einzahlen", das könnten Spiele und auch Comics bieten.
Ein weiteres Kapitel der Comic-Geschichte
Es sind also nicht unbedingt Spielsüchtige und auch keine schrillen Freaks, die zu Tausenden verkleidet nach Stuttgart kommen. Sondern einfach "Szenegänger", wie die Tübinger Soziologin Offenberger sie nennt. Das könne man mit Hobbys vergleichen, so wie es viele Formen der "Weltflucht" gebe.
Jedenfalls scheint für die Besucherinnen und Besucher, im letzten Jahr waren es gut 30.000, wieder ein Wochenende voller Freiheit und Spaß zu werden. Und wie jedes Jahr ist es auch ein weiteres Kapitel der Comic-Geschichte.
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