Cranach-Triegel-Altar verlässt Naumburger Dom

    Ausstellung sorgt für Diskussion:Cranach-Triegel-Altar verlässt Naumburger Dom

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    Ein epochenübergreifendes Kunstprojekt sorgt für Diskussionen: Der Cranach-Triegel-Altar geht auf Reisen. Im Naumburger Dom befürchtete man die Aberkennung des Welterbetitels.

    Cranach-Triegel-Altar verlässt Naumburger Dom
    Es gibt Streit um den Marienaltar im Naumburger Dom, weil dieser angeblich den Blick auf die zwölf weltbekannten Stifterfiguren beeinträchtigt. Ist der Weltkulturerbestatus gefährdet?02.12.2022 | 2:02 min
    Das Kunstwerk wurde fast 500 Jahre nach seiner teilweisen Zerstörung komplettiert und sorgte für lebhafte Debatten - auch über den Unesco-Welterbetitel des Naumburger Doms: Nun verlässt der Cranach-Triegel-Altar die Kathedrale.
    An diesem Sonntag kann das Publikum einen vorerst letzten Blick auf das Kunstwerk werfen, bevor es in Kürze im Diözesanmuseum in Paderborn in Nordrhein-Westfalen gezeigt wird. Seit Juli sahen einer Sprecherin zufolge rund 73.000 Menschen den Altar in Naumburg. Weitere Stationen seien geplant. Voraussichtlich Ende 2024 oder im ersten Halbjahr 2025 wird er demnach zurückerwartet.

    Diskussion über Aberkennung des Welterbetitels für Naumburger Dom

    Der Leipziger Maler Michael Triegel hatte den zwischen 1517 und 1519 von Lukas Cranach dem Älteren geschaffenen und später teils zerstörten Altaraufsatz vervollständigt. Im Juli war er geweiht worden.
    Cranach-Triegel-Altar im Westchor des Naumburger Doms
    Aus Sicht von Experten des Weltdenkmalrats beeinträchtigt der Altaraufsatz die sensiblen Blickbeziehungen im Westchor.
    Quelle: dpa

    Umstritten ist der Standort des Altaraufsatzes - im Westchor des Doms zwischen den berühmten Stifterfiguren wie Uta von Naumburg. Die Vereinigten Domstifter sehen den Altar zurückgekehrt an seinen Ursprungsort. Aus Sicht von Experten des Weltdenkmalrats Icomos beeinträchtigt das Kunstwerk die "äußerst sensiblen Blickbeziehungen im Westchor". Öffentlich wurde wegen des Standorts sogar über eine mögliche Aberkennung des Welterbetitels für den Dom diskutiert.

    Ausstellung des Cranach-Triegel-Altars wird verkürzt

    Auf Wunsch des Landes Sachsen-Anhalt, dass das Altar-Kunstprojekt gefördert hat, verkürzten die Vereinigten Domstifter die Dauer der Ausstellung. Ursprünglich waren drei Jahre geplant gewesen.
    Der Professor für Denkmalpflege und Icomos-Experte Achim Hubel wies zurück, dass es zu einer Aberkennung des 2018 verliehenen Welterbetitels für den Naumburger Dom käme, falls der Altaraufsatz nicht abgebaut würde.
    Das Schlimmste, was passieren könnte, ist aus Hubels Sicht ein Eintrag in die "Rote Liste" des gefährdeten Welterbes.

    Dann müsste mit der Unesco verhandelt werden, wie man die Aberkennung des Titels verhindern könnte - ein Prozess, der sich normalerweise über Jahre hinwegzieht.

    Achim Hubel, Icomos-Experte

    Hubel machte deutlich, dass er sich "die Keule der Roten Liste überhaupt nicht vorstellen kann".

    War der Altaraufsatz für den Westchor geschaffen worden?

    Vom dreiflügeligen Altaraufsatz, Retabel genannt, sind nur die beiden Original-Seitenteile von Cranach dem Älteren erhalten geblieben. Sie waren vor der Ergänzung im Domschatzgewölbe ausgestellt.
    Abbildungen der Heiligen Katharina (l) und der Heiligen Barbara (r) von Lucas Cranach dem Älteren sind auf dem Marienaltar im Westchor des Doms in Naumburg zu sehen.
    Die Rückseite des Mittelteils des Cranach-Triegel-Altars im Naumburger Dom
    Quelle: dpa

    Das Mittelteil war 1541 im Zuge einer bilderfeindlichen Aktion zerstört worden. Maler Triegel schuf es neu. Die Vereinigten Domstifter sind sich sicher, dass der Altaraufsatz einst für den Westchor geschaffen wurde, der Icomos-Experte Hubel ist vom Gegenteil überzeugt.
    Quelle: dpa

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