Frankreich: 1,1 Millionen protestieren gegen Rentenpläne

    Demos in Frankreich:1,1 Millionen protestieren gegen Rentenpläne

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    Rente mit 64 - das finden viele Franzosen viel zu spät. Mehr als eine Million Menschen haben in Paris und anderen Städten gegen die Pläne zur Rentenreform protestiert.

    Am ersten großen Protesttag gegen die geplante Rentenreform sind am Donnerstag in Frankreich mehr als eine Million Menschen auf die Straße gegangen. Massive Streiks legten Teile des öffentlichen Lebens lahm, viele Zug- und Flugverbindungen fielen aus, Schulen und Ämter blieben geschlossen.
    Das französische Innenministerium teilte mit, an den Protesten hätten sich landesweit mehr als 1,1 Millionen Menschen beteiligt. Die Gewerkschaften sprachen sogar von mehr als zwei Millionen Teilnehmern.

    Präsident will späteren Rentenbeginn durchsetzen

    Präsident Emmanuel Macron will das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 Jahre anheben. Dies sei "gerecht und verantwortungsvoll", sagte Macron. Nur so könne das Rentensystem bei einer alternden Bevölkerung und zunehmender Lebenserwartung weiterhin finanziert werden.

    Wir werden dies mit Respekt, im Geiste des Dialogs, aber auch mit Entschlossenheit und Verantwortung tun.

    Emmanuel Macron, Präsident Frankreichs

    Geplant im Zuge der Reform ist auch, dass Arbeitnehmer künftig mindestens 43 Jahre lang gearbeitet haben, um eine volle Rente zu beziehen. Bei gesundheitlichen Problemen gelten jedoch Sonderregelungen. Zugleich soll die Mindestrente auf 1.200 Euro erhöht werden. Die Regierung will außerdem dafür sorgen, dass mehr Senioren als bisher im Beruf bleiben. Ende 2021 waren lediglich 36 Prozent der 60- bis 64-Jährigen berufstätig.

    Mehr als 200 Kundgebungen landesweit

    Landesweit fanden mehr als 200 Kundgebungen statt, an der zentralen in Paris nahmen alle Gewerkschaften teil. Dort kam es während einer Demonstration zu einzelnen Auseinandersetzungen mit der Polizei, insgesamt blieb die Lage aber friedlich. 38 Menschen wurden festgenommen.
    Der Chef der Gewerkschaft CFDT, Laurent Berger, bezeichnete die geplante Anhebung des Rentenalters als unfair. Die Gewerkschaften argumentieren, die Rentenreform bedrohe hart erkämpfte Rechte. Sie schlagen eine Steuer für Wohlhabende oder höhere Lohnbeiträge der Arbeitgeber zur Finanzierung des Rentensystems vor. Umfragen zufolge lehnen die meisten Franzosen die Reform ebenfalls ab.

    Auch Schulen und Touristenziele geschlossen

    Ein Großteil der Züge in ganz Frankreich fuhr am Donnerstag nicht, darunter auch einige internationale Verbindungen, wie die Bahngesellschaft SNCF mitteilte. Etwa 20 Prozent der Flüge ab dem Pariser Flughafen Orly wurden gestrichen, und die Fluggesellschaften warnten vor Verspätungen.
    Beschäftigte in Stromversorgungsunternehmen legten ebenso die Arbeit nieder wie Vorschul- und Grundschullehrkräfte. Auch Touristen bekamen die Arbeitsniederlegungen zu spüren: Das Schloss Versailles blieb zu, der Eiffelturm warnte vor Problemen und der Louvre schloss einzelne Säle für Besucher.
    Macrons Regierung will ihre Rentenreform am Montag offiziell vorlegen und im Februar auf den parlamentarischen Weg bringen. Die Gewerkschaften wollen den Druck auf die Regierung mit weiteren Streiks und Protesten am 31. Januar verstärken.
    Quelle: ap, afp

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