DKV-Report 2021: Negativrekord: Deutsche sitzen 8,5 Stunden

    DKV-Report 2021:Negativrekord: Deutsche sitzen 8,5 Stunden

    Katharina Schuster
    von Katharina Schuster
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    Die Deutschen verbringen zu viel Zeit im Sitzen, werden immer träger und können Stress nicht ausreichend bewältigen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue DKV-Report. Ein Überblick.

    Bayern, München: Eine Frau sitzt zuhause an einem Esstisch.
    Durch Homeoffice sitzen die Deutschen so viel wie noch nie.
    Quelle: dpa

    Die Deutschen fühlen sich mehrheitlich gesund. Etwa jeder Fünfte (21 Prozent) schätzt seinen eigenen Gesundheitszustand laut dem neuen "DKV-Report 2021" aktuell als sehr gut ein. Jedoch spiegelt der tatsächliche Lebensstil ein anderes Bild.
    Nur noch jeder neunte Bürger - ein Tiefstand seit 2010 - führe einen "rundum gesunden" Lebensstil mit Blick auf Ernährung, körperliche Aktivität, Rauchen, Alkoholkonsum und Stresslevel, stellt Studienleiter Ingo Froböse von der Sporthochschule Köln und die Deutsche Krankenversicherung fest.
    Die wichtigsten Ergebnisse des Reports im Überblick:

    Sitzzeiten werden immer länger

    Noch nie wurde so viel gesessen wie in diesem Jahr: Die Deutschen verbringen werktags inzwischen im Schnitt 8,5 Stunden auf ihrem Allerwertesten - eine Stunde mehr als noch 2018. Junge Erwachsene (18 bis 29 Jahre) sind danach sogar "Sitzweltmeister" mit 10,5 Stunden an Werktagen.
    Junge Erwachsene sind immer mehr "Dauer-Sitzer"
    Junge Erwachsene sind immer mehr "Dauer-Sitzer"
    Quelle: ZDF/dpa

    Homeoffice - in der Pandemie stark zunehmend - sei zur Sitzfalle geworden. Am meisten sitzen Menschen:
    • bei der Arbeit (33 Prozent)
    • vor dem Fernseher (29 Prozent)
    Männer sitzen im Schnitt eine Stunde länger als Frauen.

    Das höchste gemessene Stressniveau seit 2010

    Der DKV-Report zeigt: Die Deutschen fühlen sich zunehmend gestresst. 2016 erreichten noch 58 Prozent der Befragten die Empfehlungen für ein gesundes Stressempfinden, heute haben nur noch 40 Prozent eine niedrig wahrgenommene Stressbelastung oder nutzen wirksame Strategien, um ihren Alltagsstress hinter sich zu lassen.
    Stresslevel im Jahresvergleich
    ZDFheute Infografik
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    Am häufigsten gelingt den Befragten die Stressreduktion durch Bewegung, Lesen/Musikhören oder durch Sport. Dennoch schaffen es mehr als die Hälfte (60 Prozent) aktuell nicht, ihren Alltagsstress ausreichend zu kompensieren.

    Diese Entwicklung verfolge ich mit Sorge, denn eine dauerhafte psychische Stressbelastung mindert nicht nur die Lebensqualität, sondern kann sogar krankmachen.

    Ingo Froböse, Studienleiter

    Es sei das bisher höchste gemessene Stressniveau. "Frauen sind im Vergleich zu Männern belasteter", erläutert Froböse unter Hinweis auf Arbeitsbelastung mit Kinderbetreuung und Homeschooling.

    Bewegung stagniert im Jahresvergleich

    Deutschland bewegt sich nicht weiter. Der Anteil der Aktiven stagniert seit 2016 auf niedrigstem Niveau seit Studienbeginn. Rund 70 Prozent sind gemäß den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als 300 Minuten pro Woche körperlich aktiv - bei der Arbeit, in der Freizeit oder beim "Transport" - also auf dem Weg von einem Ort zum anderen.
    Das klingt zwar zunächst gut, 2010 waren es aber noch 83 Prozent. Und 11 Prozent stuft die Befragung als "Minimalisten" ein, die gerade mal 150 bis 300 Minuten pro Woche körperlich in Bewegung sind. Fast jeder fünfte Deutsche - 19 Prozent - unterschreitet sogar 150 Minuten körperliche Aktivität.
    Körperliche Aktivität Jahresvergleich
    ZDFheute Infografik
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    Problem Homeoffice: Auf die Frage inwieweit der Anstieg seit 2010 auch damit zusammenhängt, dass die Job-Kultur sich wandelt und mehr Arbeiten im Sitzen verrichtet werden als früher, geht die Studie nicht ein.
    Gegenüber ZDFheute stellen die Studienautoren dazu fest, dass das Homeoffice neue Schwierigkeiten berge: "43 Prozent der Befragten im Homeoffice finden es im Vergleich zum Arbeiten im Büro schwieriger, ihre Sitzzeit zu reduzieren." Außerdem sagten 59 Prozent, dass sie keine Unterstützung von ihrem Arbeitgeber erhalten, um ihre Sitzzeiten zu verringern.

    Im Auftrag der DKV hat das Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) diese repräsentative Umfrage realisiert und ausgewertet. Es handelt sich bereits um die sechste Auflage des DKV-Reports "Wie gesund lebt Deutschland?". Erstmals erschien dieser 2010.

    Vom 23. März bis 7. Mai 2021 führte das Meinungsforschungsinstitut Ipsos die Befragung bei 2.800 Einwohnern in Deutschland durch. Im Rahmen eines leitfaden- und computergestützten Telefoninterviews wurden Teile der Bevölkerung zu verschiedenen Gesundheitsbereichen um ihre Selbsteinschätzung gebeten.

    Frauen ernähren sich gesünder als Männer

    Bei der Ernährung ist weiterhin die knappe Hälfte gesund unterwegs, wobei als Richtschnur die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung gelten. Frauen kommen auf bessere Werte als Männer - so essen sie beispielsweise zu drei Vierteln täglich Obst und Gemüse.
    Alkohol konsumieren 82 Prozent verantwortungsvoll - also gar nicht oder nur gelegentlich mal ein Glas Wein oder Bier. Fast jeder Fünfte trinkt demnach zu viel. Zur Zigarette greift nahezu unverändert knapp ein Viertel der Befragten.

    Wie kann ein gesünderes Leben aussehen?

    Positiv in der Corona-Zeit: Fast jeder Zweite gibt an, in der Pandemie mehr Spazieren zu gehen. Froböse zufolge nimmt der Trend aber schon wieder ab. Die Politik habe Sport in der Corona-Krise "in die Ecke gerückt" und mit Blick auf Infektionsrisiken als "gefährlich" dargestellt. Das sei falsch gewesen und werde Spuren hinterlassen.
    Für einen gesünderen Lebensstil, müsse man, so die Studie, gute Strategien finden, um die hohen Sitzzeiten während der Arbeit wieder auszugleichen und eine gesunde Balance zwischen ausreichender Bewegung und Pausenzeiten zu schaffen. Das führe zu einem gesunden Umgang mit Stress und letztendlich zu mehr Lebensqualität.

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    Quelle: Mit Material von dpa

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