Krawalle am 1. Mai in Berlin: Chronologie der Gewalt

    Chronologie der Gewalt:Berlin und die Geschichte der Mai-Krawalle

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    Seit Jahrzehnten kommt es in Berlin am 1. Mai regelmäßig zu Krawallen - heute soll es wieder heftiger werden. Wann war es zuletzt besonders schlimm? ZDFheute mit einer Chronologie.

    Ein Feuerwehrmann geht im Berliner Stadtteil Moabit an einem zerstörten Auto vorbei.
    Berlin-Moabit: Eines von mehreren Autos, die in der Nacht in Brand gerieten.
    Quelle: dpa

    Seit den 80er Jahren kommt es in Berlin rund um den 1. Mai immer wieder zu mehr oder weniger heftigen Ausschreitungen - auch in diesem Jahr. Bereits in der Nacht kam es in Berlin-Kreuzberg zu Angriffen von Demonstranten auf Polizisten. Bei einer linken Frauen-Demonstration am Sonntagabend warfen Teilnehmer Flaschen und Feuerwerkskörper auf die Polizei, wie ein dpa-Fotograf und die Polizei berichteten. In der Walpurgisnacht wurden auch mehrere Autos in Brand gesteckt.
    Bei der traditionellen "Revolutionären 1. Mai-Demonstration" wollen heute Tausende Menschen in Neukölln und Kreuzberg auf die Straße gehen. Im vergangenen Jahr verlief die Demonstration weitgehend friedlich, für dieses Jahr befürchtet die Gewerkschaft der Polizei jedoch größere Gewaltausbrücke, unter anderem wegen des Frusts über die neue Landesregierung aus CDU und SPD, wie ein Sprecher dem Portal "Table.Media" sagte.
    ZDFheute dokumentiert die Krawalle rund um den 1. Mai in den vergangenen Jahrzehnten in einer Chronologie.

    Erste Straßenschlachten 1987

    1987: In Kreuzberg liefern sich rund 900 junge Menschen zwölf Stunden lang Straßenschlachten mit der Polizei. Im Steinhagel zieht sich die Polizei zeitweise völlig zurück. Geschäfte werden geplündert und Autos angezündet, ein Supermarkt geht in Flammen auf. 55 Randalierer kommen in Haft oder Polizeigewahrsam. 245 Polizisten werden verletzt.
    1991: Nach der Wiedervereinigung zieht die "Revolutionäre 1. Mai- Demonstration" in den früheren Ostteil der Stadt. Bei dem Zug durch Friedrichshain kommt es zu Krawallen.
    Pfeifen liegen am Dienstag, 1. Mai 2007, in Erfurt waehrend der Maikundgebung des Deutschen Gewerkschsftsbundes (DGB) in einer Kiste.
    Der 1. Mai gilt als internationaler Kampftag der Arbeiterbewegung. Dazu haben die Gewerkschaften bundesweit zu Kundgebungen aufgerufen. 01.05.2023 | 0:19 min

    CDU-Innensenator verbietet 2001 gewaltträchtige Demo

    2001: Innensenator Eckart Werthebach (CDU) verbietet erstmals die gewaltträchtige "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration". Trotz eines Rekordaufgebotes von 9.000 Polizisten gibt es aber wieder heftige Krawalle. 166 Polizisten werden verletzt, die Zahl der Festnahmen steigt im Vergleich zum Vorjahr um 200 auf 600.
    2004: Schwere Ausschreitungen in Lichtenberg und Kreuzberg - mit 348 Randalierern werden deutlich mehr festgenommen als im Vorjahr. 192 Polizisten werden verletzt.
    Demo am 1. Mai in Berlin
    So berichtete das ZDF über die Demonstrationen zum 1. Mai in Berlin und Hamburg. 02.05.2018 | 0:21 min

    1. Mai ab 2005 für einige Jahre mit weniger Randale

    2005: Linksradikale Gruppen sagen ihre "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration" erstmals aus Protest gegen Polizeiauflagen ab. Der 1. Mai verläuft laut Polizei so "friedlich" wie seit 1987 nicht mehr.
    2006: Die Berliner Polizei setzt ihr Konzept der "ausgestreckten Hand" fort. Danach treten die Beamten zurückhaltend auf, greifen aber bei Stein- oder Flaschenwürfen konsequent ein.
    2007: Rund 5.000 Polizisten sind im Einsatz. Größere Randale bleiben aus. Zum dritten Mal in Folge sei es gelungen, die Gewalt zurückzudrängen, teilt der Senat mit.

    Fast 300 verletzte Einsatzkräfte im Jahr 2009

    2009: Erneut sind die Straßenschlachten heftiger: Innensenator Erhart Körting (SPD) muss einen Rückschlag für einen friedlichen 1. Mai einräumen. 273 Polizisten werden verletzt - 44 Haftbefehle werden gegen Randalierer erlassen. Vier jungen Männern wird sogar versuchter Mord vorgeworfen.
    2014: Die Intensität der Krawalle nimmt weiter ab. Wieder greifen Demonstranten die Polizei an, zünden Böller, werfen Steine, Flaschen und Farbbeutel, aber: Es würden sich immer weniger Menschen von Gewalt mitreißen lassen, sagte ein Polizeisprecher.
    2018: Zum ersten Mal seit 1987 bleibt der 1. Mai in Berlin weitgehend friedlich. Mit 20 Beamten in Berlin wurden so wenige Polizisten verletzt wie noch nie seit Beginn der Ausschreitungen.

    Weniger Krawalle während Corona-Pandemie

    2021: Nachdem alle Demonstrationen ein Jahr zuvor wegen der Corona-Pandemie verboten waren, gab es 2021 wieder Ausschreitungen. Ein Demonstrationszug wurde abgebrochen, nach 22 Uhr setzte die Polizei eine Ausgangssperre durch.
    2022: Vereinzelt kommt zwar noch zu Rangeleien zwischen Demonstranten und Polizisten, aber die große Randale bleibt aus. Die Polizei spricht vom friedlichsten Maifeiertag seit Jahrzehnten.
    Quelle: dpa, AFP, ZDF

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