Gemeinsam zur Schule radeln: Fahrradbus erobert Barcelona

    Mit Freunden zur Schule radeln:Der Fahrradbus erobert Barcelona

    von Fernando Mateos
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    Spaß, Bewegung und ein umweltfreundliches Verkehrsmittel: Jeden Freitag bringen Eltern in Barcelona ihre Kinder gemeinsam mit dem Rad zur Schule.

    Ein Fahrradbus in Barcelona überquert die Straße.
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    "Ich fahre gerne mit dem Fahrrad zur Schule, weil ich mich mit meinen Freunden unterhalten, Musik hören kann und weil wir die Umwelt weniger belasten als mit dem Auto", sagt die achtjährige Olivia, die jeden Freitag in einem Konvoi aus Dutzenden von Klassenkameraden und Eltern zu ihrer Schule in Barcelonas Stadtteil Eixample radelt, meist auf Fahrrädern, aber auch auf Skateboards und Rollern.

    Fahrrad als umweltfreundliches Verkehrsmittel

    Freitags ist in Barcelona für viele Schüler der Tag des sogenannten Fahrradbusses, einer von Eltern mehrerer Schulen der Stadt selbst organisierten Initiative, die Spaß, Bewegung und umweltfreundliche Verkehrsgewohnheiten fördert und täglich mehr Anhänger findet. Bis zu 100 Kinder fahren in einer geschlossenen Gruppe, begleitet von Eltern und einigen Polizisten, die sie schützen. Denn der Konvoi der Kleinen zwingt Autofahrer, die ihm folgen, langsamer zu fahren.
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    "Es ist eine super Initiative, ohne die viele nicht mit dem Fahrrad zur Schule fahren könnten, weil es zu gefährlich ist. Ich bin seit 20 Jahren hier, und jetzt fangen wir an, eine Veränderung zu sehen, obwohl es noch viel zu tun gibt", erklärt Beate Küper, Olivias Mutter und eine der 80 Freiwilligen, die für die Sicherheit der Kinder im Straßenverkehr sorgen.

    Idee zum Fahrradbus entstand vor zwei Jahren

    Die Idee des Fahrradbusses wurde 2020 in der Stadt Vic von einer Gruppe von Familien geboren, die ihre Kinder mit dem Fahrrad zur Schule bringen wollten. Zwei Jahre später hat sich das Projekt auf die ganze Stadt ausgeweitet und zählt nach Angaben der Organisatoren 15 Linien und mehr als 700 Teilnehmer.
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    Auf der Eixample, einer der verkehrsreichsten Strecken, hat man beschlossen, die Frequenz auf jeden Tag der Woche zu erhöhen. Die Linie beginnt um 8.30 Uhr an einem kleinen Platz und führt in 20 Minuten über 2,5 Kilometer, wobei an drei Schulen Halt gemacht wird.
    "In der Schule hat man uns gesagt, dass die Kinder mit viel mehr Energie ankommen", sagt Mireia Bosch, die Mutter eines Schülers und eine der treibenden Kräfte hinter der Route. "Ich komme aus einem Dorf in Girona und bin immer mit dem Fahrrad zur Schule gefahren. Ich fand es toll, dass ich das meinem Sohn anbieten konnte", sagt sie.

    Barcelonas Radwege für Kinder ungeeignet

    Die Idee der Organisatoren ist, dass andere Schulen die Machbarkeit der Eröffnung weiterer Strecken prüfen und sich einem Projekt anschließen, das die Fahrradinfrastruktur der Stadt verbessern soll.

    In Barcelona gibt es viele Kilometer Radwege, aber sie sind nicht für Kinder und ältere Menschen geeignet. Wir fordern eine Infrastruktur, die für Menschen zwischen vier und 80 Jahren sicher ist.

    Mireia Bosch

    Im Stadtrat von Barcelona setzt sich der Beigeordnete für Bildung und den Bezirk Eixample, Pau Gonzàlez, für Familien ein: "Wir bauen die Fahrradinfrastruktur aus und verbessern sie, zum Beispiel durch breitere Fahrspuren, was eine der Maßnahmen ist, die sie fordern. Wir begleiten den Konvoi auch mit der örtlichen Polizei, um die Schikanen, denen sie manchmal ausgesetzt sind, zu unterbinden".
    Gonzàlez betont die Bedeutung eines solchen Projekts in einem Bezirk, durch den täglich 350.000 Fahrzeuge fahren. "Das ist ein Verkehrsaufkommen und eine Umweltverschmutzung, die wir nicht ertragen können. Der Fahrradbus kommt, um das zu ändern", sagt er. Bisher hat es bereits die Freitage vieler Kinder verändert, die wie Olivia lieber mit Freunden in die Pedale treten, als die Umweltverschmutzung durch Autos zu ertragen.
    Fernando Mateos ist ZDF-Mitarbeiter in Spanien

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