Waldbrände in Los Angeles:Wetterexperten fürchten Ausweitung der Feuer
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10.000 zerstörte Gebäude, 16 Tote und die Sorge vor neuen Windböen: Die Brände im Großraum Los Angeles sind weiter außer Kontrolle. Der Bezirk ruft den Gesundheitsnotstand aus.
Die Zahl der Brandopfer rund um Los Angeles ist auf 16 gestiegen. Um der Feuerwehr bei den Löscharbeiten zu helfen, sind nun auch Feuerwehrleute aus Mexiko unterwegs.12.01.2025 | 0:20 min
In Los Angeles wächst die Sorge, dass die Waldbrand-Katastrophe noch dramatischer werden könnte. Wetterexperten erwarten für das Wochenende erneut stärkere Böen. Diese könnten das Feuer weiter anfachen. Indes stieg die Zahl der Opfer der verheerenden Bränden auf 16. Die Behörden fürchten jedoch, dass noch mehr Todesfälle bekannt werden, sobald Ermittler die teilweise völlig verwüsteten Gebiete gefahrlos erreichen können.
Drei Feuer sind weiterhin außer Kontrolle, darunter das besonders heftige "Palisades Fire" im Stadtteil Pacific Palisades. Die Feuerwehrbehörde weitete dort die Evakuierungsanordnung auf weitere Gebiete aus. In der Nacht (Ortszeit) kämpften Löschhubschrauber gegen die Flammen an. Es galt eine Ausgangssperre, um Plünderungen zu verhindern. Der Bezirk Los Angeles rief kurz zuvor wegen der gefährlichen Rauchentwicklung den örtlichen Gesundheitsnotstand aus.
Mehr als 10.000 Gebäude haben die Brände Behördenangaben zufolge bereits zerstört. In den betroffenen Regionen sehe es aus, als ob "eine Atombombe in diesen Gebieten abgeworfen wurde", sagte der Sheriff des Bezirks Los Angeles, Robert Luna. US-Präsident Joe Biden sprach von den schlimmsten Feuern in der Geschichte Kaliforniens.
Brände bei Los Angeles
ZDFheute Infografik
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Am Freitag waren die Löscharbeiten dank kurzzeitig nachlassender Winde vorangekommen, doch bereits am Nachmittag frischte der Wind wieder auf. "Die Situation ist weiterhin sehr gefährlich", sagte die Chefin des US-Katastrophenschutzes FEMA, Deanne Criswell. Nur das "Hurst Fire" und das "Lidia Fire" sind bislang weitgehend eingedämmt, das "Kenneth Fire" mittlerweile immerhin zu 80 Prozent, wie die Brandschutzbehörde Cal Fire mitteilte.
Die Feuerwehr in Los Angeles versucht, die Brände zu löschen und wirft aus der Luft "pausenlos" Löschmittel und Wasser ab, berichtet ZDF-Korrespondent David Sauer aus Los Angeles. 11.01.2025 | 1:41 min
Kristin Crowley, Leiterin der Feuerwehr von Los Angeles, machte der Verwaltung der Millionstadt unterdessen schwere Vorwürfe. Die Kürzung der Haushaltsmittel für die Feuerwehr um rund 17 Millionen Dollar (16,5 Millionen Euro) wirke sich jetzt negativ auf die Fähigkeit ihrer Behörde aus, die Brände zu bekämpfen, beklagte sie gegenüber dem Fernsehsender CNN.
Schulkrankenschwester Nicole betreibt neben ihrem Hauptberuf eine kleine Boutique, für die sie Schulden aufnehmen musste. Die Feuer haben den Laden niedergebrannt. 11.01.2025 | 1:26 min
Sorge um Thomas-Mann-Haus und Villa Aurora
Groß ist derzeit die Sorge um Deutschlands Kultur-Immobilien Thomas-Mann-Haus und Villa Aurora im besonders stark betroffenen Stadtteil Pacific Palisades. Sie seien bislang von den heftigen Feuern verschont geblieben, teilte der Trägerverein am Samstag mit. "Zum aktuellen Zeitpunkt hat die Villa Aurora durch die Brände der vergangenen Tage keinen Schaden genommen." Auch das Thomas-Mann-Haus sei nach derzeitigem Kenntnisstand bisher nicht beschädigt worden, liege aber weiter in der Gefahrenzone.
Eigentlich ist im Süden Kaliforniens im Sommer Waldbrandsaison - jedes Jahr gibt es rund 7.000. Auch im Winter können in Kalifornien immer wieder Waldbrände auftreten. Dass die aktuelle Situation um Los Angeles so bedrohlich ist, liegt an mehreren Faktoren: die lange anhaltende Trockenheit beziehungsweise Dürre, das Wetter der letzten Tage und die starken Santa-Ana-Winde.
Der Süden Kaliforniens leidet im Sommer regelmäßig unter Trockenheit. In der Zeit von Mai bis September gibt es zum Beispiel in Los Angeles im Durchschnitt keine Regentage. In der Gegend um Malibu sind seit Anfang Mai nicht mehr als 2,5 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.
Dennoch waren zu Beginn des Winters die Stauseen gut gefüllt. Grund dafür waren die letzten zwei Jahre, die im gesamten Bundesstaat für viel Regen gesorgt haben. Dadurch konnte auch die Vegetation sprießen. Durch die Trockenheit der letzten Monate ist die Landschaft aus Sträuchern, Gräsern und Harthölzern aber regelrecht ausgedörrt - und nun besonders trocken und leicht entzündlich. Laut des Nationalen Wetterdienstes der USA ist in der Region von Los Angeles die höchste Waldbrandgefahr erreicht - das erste Mal überhaupt in den gesamten USA, dass das im Januar der Fall ist.
Hinzu kommt, dass sich die Durchschnittstemperatur in Kalifornien seit 1980 um etwa 1 Grad Celsius erwärmt und sich damit die Zahl der Tage mit trockener Vegetation verdoppelt hat. Zu Beginn der zweiten Januarwoche 2025 fiel die relative Luftfeuchtigkeit unter zehn Prozent - auch ein Faktor, der die Feuer beschleunigen konnte.
Im Winter treten in der Region die Santa-Ana-Winde auf, Fallwinde aus dem Hochplateau hinter der Gebirgskette Sierra Nevada. Die Luft strömt durch die Canyons bergab in Richtung Küste, erwärmt sich durch den Höhenunterschied und wird dadurch sehr trocken. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich starke Winde entwickeln - teils auch in Sturmstärke. So auch in diesen Tagen. Die aktuelle Situation bringt die stärksten Winde seit 2011 hervor: In Zahlen bedeutet das verbreitet um 100 Kilometer pro Stunde - in manchen Stationen wurde sogar volle Orkanstärke mit um 130 Kilometer pro Stunde gemessen. Noch bis nächste Woche sollen die Santa-Ana-Winde anhalten. Danach scheint sich zumindest von der Seite aus das Wetter zu ändern, langfristiger Regen ist aber noch nicht in Sicht.
Durch den Wind und herabfallende Äste können Leitungen beschädigen und neue Feuer entfachen oder Feuerwehrleute und fliehende Menschen auf ihrem Weg behindern. Die von dem Wind getriebenen Flammen bewegen sich unter solchen Bedingungen extrem schnell, Glutherde können weit entfernt neue Feuer anfachen.
Quelle: ZDF/Leonie Imhäuser
Historischer Milliardenschaden
Laut einer Schätzung des US-Wetterdienstes AccuWeather könnte der Gesamtschaden bei 135 bis 150 Milliarden Dollar (131 bis 146 Milliarden Euro) liegen. Es handele sich um eine der kostspieligsten Waldbrandkatastrophen in der modernen Geschichte der USA, sagte der Chefmeteorologe des Wetterdienstes Jonathan Porter. Einige große Versicherer hatten Berichten zufolge im Frühjahr 2024 den Versicherungsschutz in besonders risikoreichen Gebieten eingeschränkt oder zurückgezogen. Viele Hausbesitzer könnten dadurch ungeschützt sein.
Quelle: dpa
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