Frühlingsprognose mal anders: Murmeltier als Wetterorakel

    Frühlingsprognose mal anders:Murmeltier als Wetterorakel

    von Clara Kohlmeier, Washington D.C.
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    Die USA begehen den Groundhog Day: Murmeltier Phil sagt den baldigen Frühlingsbeginn voraus. Woher die Tradition kommt und wie erfolgreich die Vorhersagen bislang waren.

    Groundhog Club-Betreuer A.J. Dereume hält Punxsutawney Phil, das wettervorhersagende Murmeltier, während der 138. Feier des Murmeltiertags am Gobbler's Knob in Punxsutawney
    A.J. Dereume vom Groundhog Club mit Punxsutawney Phil im Arm – das Murmeltier ist bekannt für seine Wetterprognose.
    Quelle: ap

    Jährlich grüßt das Murmeltier: Es ist Groundhog Day in den USA, zu Deutsch Murmeltiertag. Jedes Jahr aufs Neue wird ein Murmeltier namens Punxsutawney Phil aus seinem Bau geholt, um entweder einen frühen Frühling oder sechs weitere Winterwochen zu prognostizieren. Am Freitagmorgen sagte der Nager einen frühen Frühling voraus - zur Freude der Amerikaner.
    Traditionell findet dieses Ereignis in Punxsutawney, Pennsylvania statt. Zur Bekanntheit des Festes trug nicht zuletzt die Komödie "Und täglich grüßt das Murmeltier" mit Bill Murray bei, welche zum Groundhog Day in der Kleinstadt Punxsutawney spielt. Aber was steckt dahinter?

    Deutsche Siedler brachten die Tradition wohl in die USA

    Seinen Ursprung hat der Murmeltierbrauch offenbar im deutschsprachigen Raum. Am 40. Tag nach Weihnachten, dem 2. Februar, wird in der christlichen Kirche das Fest Mariä Lichtmess gefeiert. Dabei soll an die Darstellung von Jesus im Tempel erinnert werden, ein Symbol für Licht. Es ranken sich zahlreiche Bauernregeln und Traditionen um das Lichtfest.
    Beispielsweise galt Sonnenschein am Tag des Festes als Vorbote für einen langen Winter. So wurde die folgende Bauernweisheit von 1859 aus Westfalen überliefert:

    Wenn der Dachs zu Maria Lichtmeßen, mittags zwischen 11 und 12 Uhr seinen Schatten sieht, so muß er noch vier Wochen in seinem Baue bleiben.

    Bauernregel

    Ob es wirklich ein Dachs sein musste, ist unklar, andere Quellen sprechen von Igeln.
    Diesen Brauch brachten wohl deutschsprachige Einwanderer, die nach Pennsylvania zogen, mit in die USA. Aus Mangel an Dachsen in Nordamerika wurde ein anderer Winterschläfer für die Wetterprognose auserkoren. Die Siedler entschieden sich für das Murmeltier, welches als leicht beobachtbar galt und darüber hinaus tagaktiv ist. So wurde in den USA laut dem Groundhog Club eine neue Tradition geboren und aus Mariä Lichtmess wurde der Groundhog Day.

    Murmeltierorakel - wie funktioniert das?

    Mittlerweile zelebrieren viele amerikanische Städte diesen Tag, die bekannteste Frühlingsvorhersage aber findet weiterhin in Punxsutawney statt. Jahr für Jahr holen Mitglieder des Groundhog Clubs das Murmeltier Phil zum Sonnenaufgang aus seinem Baumstumpf heraus und befragen es nach seiner Wetterprognose.
    Kann der Nager seinen Schatten dann im Sonnenlicht sehen, steht ein langer Winter bevor. Sieht er seinen Schatten nicht, kann auf baldiges Frühlingswetter gehofft werden.
    Um die 10.000 Menschen verkleiden sich jedes Jahr mit ausgefallenen Hüten und Mützen und warten begleitet von Feuerwerk und Musik auf die Vorhersage von Phil. Tierschutzorganisationen wie Peta kritisieren die Tradition als grausam gegenüber den sensiblen Tieren. Sie schlagen vor, stattdessen eine Münze zu werfen.
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    Prognose für 2024: Frühlingswetter in Aussicht

    Noch zeigt die Kritik keine Wirkung. An diesem Freitagmorgen hat Phil zum 138. Mal eine Wetterprognose aufgestellt. Dabei konnte er seinen Schatten nicht sehen. Zumindest laut dem Murmeltierorakel steht dem Frühlingsbeginn also nichts mehr im Weg.
    Die Aufzeichnungen von Phils Vorhersagen gehen bis 1887 zurück. Laut der US-Klimabehörde NOAA lag das Murmeltier von 2014 bis einschließlich 2023 allerdings nur drei Mal richtig. Die meteorologischen Fähigkeiten von Phil scheinen also begrenzt zu sein.
    Quelle: mit Material von KNA, AP, dpa
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