Komplizierte Grundsteuererklärung: Was sind die Probleme?

    Komplizierte Reform:Grundsteuererklärung: Was sind die Probleme?

    Frank Bethman
    von Frank Bethmann
    |

    Ende Januar läuft die Abgabefrist für die Grundsteuererklärung ab. Noch immer fehlen mehr als 40 Prozent der Steuererklärungen. Woran liegt das? Was droht den Säumigen?

    Ein Neubaugebiet von oben
    Trotz Fristverlängerung haben viele Menschen in Deutschland noch keine Grundsteuererklärung abgegeben. Ist der Vorgang zu kompliziert?
    Quelle: ZDF

    Es ist mehr als fraglich, ob bis Ende des Monats noch 15 Millionen Grundsteuererklärungen bei den Finanzämtern eingehen. Ungefähr so viele der insgesamt rund 36 Millionen Meldungen fehlen nämlich noch - und dies trotz dreimonatiger Fristverlängerung. Wo hakt es? Was sind die Probleme?
    Die Antworten fallen gemischt aus. Einige sprechen von einer halben Stunde Arbeit, um den Antrag auszufüllen; andere schimpfen, dass ihnen das mehrere Abende gekostet hat. Wieder andere scheitern an der Aufgabe oder gehen sie erst gar nicht an.
    Grundsteuer
    Wenn alle Unterlagen vorliegen, "dann sollte man das in 30 Minuten geschafft haben", sagt Daniela Karbe-Geßler vom Bund der Steuerzahler zur Abgabe der Grundsteuererklärung.12.01.2023 | 6:04 min

    Erklärungen zur Grundsteuer sind unterschiedlich komplex

    Wahr ist: Nicht jeder ist gleich geschickt und versiert im Umgang mit Steuerformularen. Eine Rolle spielt aber auch, dass sich die Grundbesitze teilweise stark voneinander unterscheiden - und damit auch der Aufwand, die Grundsteuererklärung auszufüllen.
    Es ergeben sich nämlich deutlich mehr Fragen, wenn beispielsweise ein und dasselbe Grundstück mit entsprechender Immobilie nicht nur privatwirtschaftlich, sondern auch gewerblich genutzt wird.

    Sorgen vor höherer Grundsteuer sind nicht unbegründet

    Zudem wird vermutet, dass eine Reihe von Eigentümern bewusst die Abgabefrist vom 31. Januar 2023 verstreichen lassen. Sie treibt die Sorge, dass die Grundsteuer nach der Neuberechnung deutlich steigt. Und das, obwohl der heutige Bundeskanzler Olaf Scholz einst - da war er noch Finanzminister - versicherte, dass es durch die Reform nicht zu einem höheren Steueraufkommen käme.
    Doch tatsächlich scheint die Versuchung gerade für finanzschwache Kommunen groß, sich hier höhere Einnahmen zu verschaffen. Und tatsächlich: Erste Bürger, die ihren Wertbescheid für die neue Grundsteuer bereits erhalten haben, berichten von Erhöhungen auf Basis dieser Berechnung.



    Wie hoch die Grundsteuer, die dann ab 2025 erhoben wird, tatsächlich sein wird, weiß man erst, wenn die Städte und Gemeinden ihren sogenannten Hebesatz bekannt geben, mit denen die neuen Grundsteuerwerte dann kombiniert werden.
    Archiv: Einfamilienhäuser am Stadtrand von Leipzig
    Die Reform der Grundsteuer in Deutschland gerät immer tiefer ins Chaos. Viele Bürger fühlen sich überfordert mit dem komplizierten Online-Verfahren. Steuerberater nehmen keine neuen Kunden mehr an, weil sie überlastet sind.20.09.2022 | 8:39 min

    Bodenrichtwerte sind gestiegen

    Schon jetzt aber lässt sich erkennen, wer vor allem mit einer höheren Steuer rechnen muss: Immobilienbesitzer mit Objekten in guten Lagen und mit großen Grundstücken. Der Bodenrichtwert, eine der zentralen Größen bei der Neuberechnung, fällt hier besonders ins Gewicht. Er ist in den vergangenen Jahrzehnten dramatisch gestiegen; auch weil Grund und Boden deutlich teurer geworden sind.
    Doch dieser vermeintliche Vermögenszuwachs geht vor allem auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zurück. Mit ihrer Politik des billigen Geldes sorgte sie unter anderem auch dafür, dass Grundstücks- und Häuserpreise kräftig anzogen und sich dadurch die Bodenrichtwerte stark erhöht haben.

    Schätzung durch das Finanzamt lieber vermeiden

    Steuerberater raten trotzdem dazu, die Angaben zur Grundsteuer zu machen. Denn bei Nichtabgabe der Erklärung droht die Schätzung durch das Finanzamt. Und die falle in den seltensten Fällen vorteilhafter für den Steuerzahler aus.
    Eine abermalige Fristverlängerung für die Einreichung der Grundstücksdaten soll es im Übrigen nicht geben. Die Finanzbehörden würden in den kommenden Wochen aber bei verspäteter Abgabe auf einen Verspätungszuschlag verzichten, heißt es.

    Mehr zum Thema Eigenheim und Wohnen