Deutsche Lehrer gegen Handyverbot an Schulen

    Nach britischem Vorstoß:Deutsche Lehrer gegen Handyverbot an Schulen

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    Andere Länder machen es vor, aber an deutschen Schulen wird es wohl nicht so schnell ein Handyverbot geben. Der Lehrerverband setze auf "emanzipierte Schüler".

    Archiv: Eine Gruppe Schüler sitzt auf einer Treppe und kommuniziert mit Tablet-PCs und Smartphones (undatierte Aufnahme)
    Handy und Tablet sind aus Schulen kaum noch wegzudenken.
    Quelle: picture alliance/imageBROKER

    Der deutsche Lehrerverband lehnt ein Handyverbot an Schulen, wie es die britische Regierung plant, ab. "Ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich kann man nicht durchsetzen", sagte Verbandspräsident Stefan Düll. Viele Eltern wollten, dass ihre Kinder sich für kurzfristige Absprachen etwa im Fall von Unterrichtsausfällen melden können.

    Briten und Niederländer machen es vor

    Die britische Regierung hatte am Montag ein Handyverbot an Schulen angekündigt. Ziel sei, Ablenkungen, Störungen und Mobbing zu verhindern, sagte Bildungsministerin Gillian Keegan. Eine gesetzliche Regelung dürfte aber noch einige Zeit dauern, daher sollen zunächst die Leitlinien angepasst werden.
    Großbritannien ist nicht das erste Land, in dem die "mobiles" aus der Schule verbannt werden sollen. Schon im Juli hatten die Niederlande ein Verbot angekündigt, das von kommendem Jahr an greifen soll. Gerade wenn Schüler während des Unterrichts in sozialen Medien unterwegs seien oder andere Apps bedienten, lenke sie dies vom Unterrichtsstoff ab und störe die soziale Interaktion in der Klasse, hieß es zur Begründung. Die britische Regierung nannte zudem Frankreich, Italien und Portugal als Beispiele.

    Herausforderung für Lehrer: Mediennutzung sinnvoll begrenzen

    Düll sagte für Deutschland: "Wir müssen gut überlegen, für welche Altersstufe wir was zulassen." Das gelte umso mehr, wenn auch Tablets eingesetzt würden. "Wir müssen daran arbeiten, wie wir sicherstellen, dass nur das genutzt wird, was wichtig für den Unterricht ist."
    Auf dem Bild sind die eingesammelten Handys in einer Box zu sehen.
    An einer Realschule in Nordrhein-Westfalen werden die Handys der Schüler von den Lehrkräften vor Unterrichtsbeginn eingesammelt. Damit will man Videoaufnahmen von Gewalt auf dem Schulgelände verhindern.16.06.2023 | 1:47 min
    Zwar sei das Störungspotenzial durch Smartphones natürlich groß, so Düll. Doch habe es auch in der analogen Zeit viel Ablenkung gegeben. Schülerinnen und Schüler hätten Arbeitsaufgaben für andere Fächer gelöst, Briefchen geschrieben oder andere private Dinge erledigt. "Die Gedanken sind frei, die kann niemand kontrollieren", sagte Düll.

    Selbstständigkeit für Schüler

    Der Verbandspräsident forderte "einen Ansatz des emanzipierten Schülers". Man müsse sich gemeinsam Gedanken machen, wie man mit digitalen Geräten in der Schule umgeht. "Ein flächendeckendes Komplettverbot führt nur zu Umgehung und in der Folge zur Drangsalierung junger Menschen", sagte Düll.
    Auch gegen digitales Mobbing helfe ein Handyverbot kaum.

    Wer mobben will, macht dann nachmittags weiter. Das können Lehrkräfte nicht kontrollieren.

    Stefan Düll, Deutscher Lehrerverband

    Online-Mobbing müsse für sich behandelt und besprochen werden, um dann gezielt dagegen vorzugehen.
    Quelle: dpa

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