Heiße Sommer: Wie sich Hitze auf die Gesundheit auswirkt

    Heiße Sommer in Deutschland:Wie sich Hitze auf die Gesundheit auswirkt

    |

    Deutschland erlebt immer wieder Hitzewellen mit sehr heißen Tagen. Extreme Temperaturen sind nicht nur unangenehm, sie können auch gefährlich werden: Wann Hitze dem Körper schadet.

    Ältere Damen schwitzen
    Heiße Tage bedeutet für viele Menschen keinen Spaß.
    Quelle: dpa

    Vor einem Jahr riss selbst Hamburg im Juli die 40-Grad-Marke. Für den Deutschen Wetterdienst war das eine "echte Rarität".
    Heiße Tage und Tropennächte, die für eine Hitzewelle sorgen können, sind Wissenschaftlern zufolge eine ernstzunehmende Gesundheitsgefahr. Der Körper kann sich zwar in Grenzen akklimatisieren. Doch gerade für Kinder sowie kranke und alte Menschen ist das deutlich schwieriger als für gesunde Erwachsene.

    Ab wann wird Hitze für Menschen gefährlich?

    Eine Faustregel heißt: Gefährlich wird es, wenn der Körper mehr Wärme aufnimmt als er wieder abgeben kann. Denn dann gerät die Körpertemperatur außer Kontrolle und steigt rasch an. Diese Grenze ist sehr individuell und hängt mit Lebensalter, Gesundheitszustand, Aktivität und Gewöhnung zusammen.
    Bei über 30 Grad hat der Körper vieler Mitteleuropäer deutlich mehr Stress, sich selbst wieder herunterzukühlen, als bei niedrigeren Temperaturen. Eine Gewöhnung an hohe Temperaturen dauert meist mehrere Tage.
    Hitze
    In Deutschland könnten diese Woche Temperaturen von bis zu 40 Grad erreicht werden. Tipps, wie man sich gegen die Hitze wappnet gibt es reichlich. 25.06.2019 | 1:59 min

    Warum kann Hitze im Extremfall bis zum Tod führen?

    Hitze bedeutet für den menschlichen Körper Schwerstarbeit. Denn der Organismus ist bemüht, seine Temperatur konstant um die 37 Grad zu halten. Die meisten Zellen, Enzyme, Proteine und das Immunsystem arbeiten dann optimal. Bei extremen Schwankungen sind all diese Prozesse gestört. Steigt die menschliche Körpertemperatur auf über 42 Grad oder sinkt sie unter 32 Grad, kann das tödlich sein.

    Wie funktioniert die Klimaanlage des Körpers?

    Um Organschäden entgegenzuwirken, fährt der Körper seine Kühlung bei Hitze hoch und setzt Flüssigkeit und Salze frei - den Schweiß. Das kühlt die Haut durch Verdampfen ab. Hohe Luftfeuchtigkeit verlangsamt diesen Prozess, deshalb ist Schwitzen bei schwülem Wetter weniger effizient.
    Wenn der Körper wärmer als die Umgebung ist, kann er Hitze auch abstrahlen - wie eine Glühbirne ihre Umgebung erwärmt. Bei großer Hitze erweitern sich die Blutgefäße, wodurch der Blutdruck sinkt. Das Herz erhöht seine Pumpleistung, auch die Atmung kann sich beschleunigen. Die Gehirnleistung kann wegen verminderter Sauerstoffzufuhr abnehmen.




    Was ist eine Hitzewelle?

    Für den Deutschen Wetterdienst (DWD) ist eine Hitzewelle ein Extremereignis, das die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme und die Infrastruktur schädigen kann. International gebe es keine einheitliche Definition des Begriffs. Der Wetterdienst definiert eine Hitzewelle als eine mehrtägige Periode mit ungewöhnlich hoher thermischer Belastung.
    Zu den Parametern gehören nicht allein die Lufttemperatur, sondern auch Luftfeuchte (Schwüle), die Strahlung von Sonne, Erde und Atmosphäre sowie Wind. In unseren Breiten treten Hitzewellen häufig im Zusammenhang mit andauernden sommerlichen Hochdruckgebieten auf.

    Was bedeuten "Heißer Tag" und "Tropennacht"?

    Die Lufttemperatur liegt an sogenannten Heißen Tagen bei 30 Grad oder mehr. 2022 gab es in Deutschland zum Beispiel 17 Heiße Tage, bis zu 20 wurden in den Vorjahren gezählt. In einer "Tropennacht" fällt das Thermometer nicht unter 20 Grad.
    Für das Umweltbundesamt sind Hitzewellen Phasen, in denen sich Heiße Tage und Tropennächte über einen längeren Zeitraum abwechseln. Diese Kombination gilt als gesundheitlich äußerst problematisch, da Menschen nicht nur tagsüber extremer Hitze ausgesetzt sind, sondern der Körper sich auch nachts wegen fehlender Abkühlung nicht ausreichend gut erholen kann.

    Wann gab es zuletzt auffällige Hitzewellen in Deutschland?

    Als Beispiel für eine sehr markante Welle nennt der Deutsche Wetterdienst das Jahr 2003. Damals gab es vor allem Anfang August in Süddeutschland an elf Tagen in Folge Höchstwerte über 35 Grad. Dieser "Jahrhundertsommer" mit einer Durchschnittstemperatur von 19,7 Grad führt seit Beginn der Messungen 1881 die Statistik an.
    Als ungewöhnlich warm gelten nach DWD-Daten auch die Sommer 2018 (19,3 Grad), 2019 (19,2) und 2022 (19,2 Grad). Die höheren Durchschnittstemperaturen im Sommer gelten Meteorologen als "bald typisch" in Zeiten des Klimawandels.

    Was waren die Folgen?

    Die Hitzewellen des Sommers 2003 haben in Deutschland nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes schätzungsweise zu 7.600 zusätzlichen Todesfällen geführt. Für das Robert Koch-Institut errechneten Forschende, dass die ungewöhnlich hohen Sommertemperaturen in den vergangenen Jahren mehrmals zu einer statistisch signifikanten Anzahl von Sterbefällen geführt haben.
    Danach gab es 2018 rund 8.300 hitzebedingte Todesfälle, 2019 rund 6.900, 2020 rund 3.600 und 2022 rund 4.500. Insgesamt sei in den vergangenen 30 Jahren zwar eine gewisse Anpassung an die höheren Temperaturen zu beobachten. Hitzeereignisse blieben aber nach wie vor eine bedeutende Bedrohung für die Gesundheit der Menschen in Deutschland.







    Wer ist bei Hitze besonders gefährdet?

    Hohe Außentemperaturen können das Herz-Kreislauf-System stark belasten. Menschen mit chronischen Vorerkrankungen in diesem Bereich sollten deshalb besonders vorsichtig sein. Mit steigendem Lebensalter verlangsamt sich die Regulierung der Körpertemperatur und es gibt weniger Schweißdrüsen. Da ältere Menschen außerdem seltener Durst verspüren, besteht die Gefahr, dass sie austrocknen (dehydrieren).
    Bei Kindern ist unter anderem die Schweißproduktion geringer. Vor allem Babys und Kleinkinder leiden deshalb schneller unter Hitzebeschwerden - ein Risiko ist auch hier das Dehydrieren.
    Auch Menschen, die im Freien schwer körperlich arbeiten, sind bei großer Hitze gefährdet. Ebenso Menschen, die sich schwerer selbst helfen können, wie zum Beispiel Pflegebedürftige, psychisch Kranke, Drogenabhängige und Obdachlose.

    4. Juli global heißester Tag
    :Hitze extrem: Temperaturrekord mit Ansage

    Der 4. Juli 2023 ist der weltweit heißeste Tag der Messgeschichte gewesen. Zunehmende CO2-Emissionen gepaart mit einem El Niño-Ereignis – was kommt da auf uns zu?
    Sonnenstrahlen dringen durch dichtes Blätterwerk
    Quelle: dpa
    Thema

    Hintergründe zur Hitze