Klima extrem: Temperaturrekord mit Ansage am 4. Juli

    4. Juli global heißester Tag:Hitze extrem: Temperaturrekord mit Ansage

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    Der 4. Juli 2023 ist der weltweit heißeste Tag der Messgeschichte gewesen. Zunehmende CO2-Emissionen gepaart mit einem El Niño-Ereignis – was kommt da auf uns zu?

    Sonnenstrahlen dringen durch dichtes Blätterwerk
    Der 4. Juli 2023 ist rechnerisch der weltweit heißeste Tag registriert.
    Quelle: imago/snapshot

    In Deutschland hat man ihn temperaturmäßig nicht wirklich wahrgenommen. Doch den am 4. Juli aufgestellten, globalen Temperaturrekord von 17,18 Grad Celsius beobachten die Wissenschaftler der US-Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA mit Sorge. Schon am Vortag ist ein Rekord von 17,01 Grad Celsius registriert worden.
    Beide Werte übertreffen den bisherigen Rekord vom August 2016 mit 16,92 Grad Celsius.

    Wissenschaftlicher Hintergrund

    Die jetzt veröffentlichte Zahl basiert auf Auswertungen der Klimaplattform "Climate Reanalyzer" von der University of Maine. Wichtiger Hinweis: Bei den Daten handelt es sich um täglich errechnete, sogenannte Erdmitteltemperaturen, die von 1979 bis 2023 erhoben wurden.
    Aufgehende Sonne über einer Skyline
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    Anfang Juli werden Texas und weite Teile des Südens der USA von sehr hohen Temperaturen heimgesucht. Auch China leidet unter einer langanhaltenden Hitzewelle, die Temperaturen in Nordafrika nähern sich der 50 Grad-Marke, die Nordsee ist derzeit zwischen zwei und fünf Grad wärmer als normal und in der Antarktis verzeichnen viele Stationen trotz Wintersaison Temperaturen über null Grad.
    Sind all die neuen Temperaturhöchstwerte eine Überraschung für die Klimawissenschaftler? Mojib Latif antwortet darauf kurz und prägnant:

    Nein, denn die globale Erwärmung schreitet unvermindert voran.

    Mojib Latif, Klimaforscher

    ... ist Professor an der Universität Kiel und forscht am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2015 den Deutschen Umweltpreis. In der Laudatio heißt es: "Er ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der Klimaforschung, ein Wissenschaftler, der Wissen schafft und die komplexen Sachverhalte in eine verständliche Sprache übersetzt."

    Doppelpack: CO2-Emissionen und El Niño

    Der am 4. Juli aufgestellt globale Temperaturrekord ist
    • Hinzu kommt aber noch ein Phänomen, das nicht menschengemacht ist: Das Phänomen El Niño findet alle zwei bis acht Jahre im tropischen Pazifik statt und entsteht durch die Veränderung von Wasser- und Luftströmungen.
    Von unten fotografiert ragen trockene Weizenähren dem blauen Himmel und der Sonne entgegen.
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    Wissenschaftler beobachten derzeit ein zunehmendes Ereignis. Es treibt die globalen Temperaturen weiter in die Höhe und verändert regionale Wettermuster. Auffallend beim derzeitigen Geschehen ist die Parallele zum Jahr 2016. "Beide Jahre sind El-Niño-Jahre. Der diesjährige El Niño befindet sich aber gerade erst in der Entwicklung", meint Klimaforscher und Meteorologe Latif.

    Klar ist, dass die Wahrscheinlichkeit für globale Temperaturrekorde in El Niño Jahren deutlich ansteigt.

    Mojib Latif, Klimaforscher

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    Terra X - Die Wissens-Kolumne: Mojib Latif

    Ernüchternder Ausblick

    Durch El Niño könnten also demnächst noch weitere Hitzerekorde registriert werden. Dazu Mojib Latif: "Wir rechnen unter anderem mit Dürre in Südostasien und im südlichen Afrika, mit außergewöhnlichen Niederschlägen in westlichen Südamerika und im Südwesten der USA. In den Dürregebieten steigt die Wahrscheinlichkeit für Busch- und Waldbrände. Möglich wäre auch ein schwacher indischer Monsun. Außerdem erwarten wir deutliche Einbußen beim Fischfang vor den Westküsten Südamerikas."
    Und so stellt sich schließlich die Frage: Werden wir künftig mit immer neuen Temperaturrekorden konfrontiert? Mojib Latif ordnet es so ein: "Ja, denn die weltweiten Emissionen von Treibhausgasen sinken nicht, weswegen die Temperaturen weiter ansteigen werden. Um die globale Erwärmung zu begrenzen, müssten die weltweiten Emissionen in den nächsten Jahren deutlich sinken und in ein paar Jahrzehnten (netto) null erreichen, das heißt, wenn dann noch Treibhausgase ausgestoßen werden, müssten sie wieder aus der Atmosphäre entfernt werden."
    Christine Elsner ist Redakteurin in der ZDF-Redaktion Umwelt.

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