Junge Athleten fordern klimafreundlichen Wintersport

    Krise auf den Pisten:Junge Wintersportler fordern mehr Klimaschutz

    Wolf-Christian Ulrich
    von Wolf-Christian Ulrich
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    Junge Athletinnen und Athleten fordern von der Fédération Internationale de Ski: Der Wintersport müsse klimafreundlich werden. Das Thema betrifft auch den Winter-Urlaub.

    Kunstschneepiste an grünen Hängen in Österreich
    Kunstschneepiste an grünen Hängen in Österreich - sieht so die Zukunft des Winterurlaubs aus?
    Quelle: dpa

    Gerade sind die WM-Wettbewerbe in Courchevel vorbei, als Julian Schütter vom Team Austria der Fédération Internationale de Ski (FIS) eine Petition im Namen von 150 Athleten übergibt. Sie fordern mehr Anstrengungen im Klimaschutz. Denn der Klimawandel bedroht den Wintersport.

    Im Oktober die Wettbewerbe zu starten, zeichnet ein falsches Bild von Saisonen und Jahreszeiten.

    Julian Schütter, Skirennläufer aus Österreich

    "Der Winter fängt nicht vor Dezember an und weil wir einen Wintersport machen, sollten da auch erst unsere Rennen beginnen zu der Zeit", sagt Schütter dem ZDF. Außerdem fordern die Athleten von der FIS, die Wettbewerbe in Nord-Amerika und Europa gebündelt abzuhalten, sodass weniger Interkontinentalflüge notwendig werden.

    70 Prozent des CO2-Fußabdrucks für An- und Abreise

    Aber mit dieser Diskussion tut sich die FIS offenbar schwer: Sie versuchte offenbar im Vorfeld, den Sportlerinnen und Sportlern die Bühne für ihre Aktion zu verwehren. Dabei ist die Diskussion längst international entfacht: Immer mehr Athletinnen und Athleten fordern, es müsse sich was ändern im Wintersport. Immer mehr Firmen und Skigebiete verweisen auf Projekte zu Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Doch Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander.
    Skipiste mit einer kleinen Bahn Kunstschnee.
    Skifahren auf ein paar Resten Kunstschnee inmitten grüner Landschaft: macht das wirklich noch Spaß?14.01.2023 | 5:29 min
    Wie im Sport sind auch beim Winterurlaub vor allem die Anfahrt das Klimaproblem. Rund 70 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Winter-Urlaubers entfallen auf die An- und Abreise. Die Strecke von Mainz in den Kärntner Wintersportort Mallnitz und zurück bedeutet zum Beispiel pro Urlauber rund 140 Kilogramm CO2, wenn man zu zweit im Auto fährt - aber nur rund 50 Kilogramm CO2 mit der Bahn.
    Der Kärntner Wintersport-Ort wirbt als Bergsteigerdorf offensiv für die klimafreundliche Anreise und sanften Tourismus, so hören wir bei Dreharbeiten für die ZDF-Dokumentation "Alpendämmerung" (am 01.03.2023 im ZDF). Der Ort hat sogar einen IC-Bahnhof mit internationaler Anbindung. Doch nur rund jeder zehnte Gast - so Schätzungen vor Ort - machen von dem Angebot Gebrauch.
    Das Auslandsjournal-Logo ist auf der linken Seite zu sehen, rechts ist eine Snowboarderin im Sprung zu sehen.
    Der Alpentourismus hat ein Problem. Preise für Bergbahnen explodieren, ohne Kunstschnee gibt es kaum noch Pisten - und ohne Gäste droht der Kollaps einer ganzen Industrie.01.03.2023 | 44:25 min

    Wintersport-Athleten möchten Vorbilder sein

    Als wir Free-Riderin Manuela Mandl in Mallnitz zum Interview treffen, reist sie mit dem Zug an. Die Österreicherin ist eine der weltweit erfolgreichsten Free-Rider und gehört zu Protect Our Winters (POW) - eine mittlerweile große Gruppe von Athletinnen und Athleten, die sich für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Wintersport engagieren. Sie sprechen ihr eigenes Dilemma offen an: Einerseits jetten sie für Wettkämpfe um die Welt - andererseits schwindet durch den Klimawandel der Schnee.

    Umweltfreundlich ist das nicht, was wir machen. Doch abgesehen davon, dass ich mein CO2 mit Zertifikaten kompensiere, achte ich drauf, dass ich so wenig Ressourcen wie möglich verbrauche.

    Manuela Mandl, Free-Riderin

    Man brauche auch nicht jeden Winter eine neue Ausrüstung. "Es gibt auch Sachen, die viele Saisons lang gut halten. Das macht schon einen Unterschied." Wenn Manuela Mandl über Klimaschutz spricht, hören viele junge Leute hin. Die Athletinnen und Athleten von POW möchten Vorbilder sein und junge Menschen für Nachhaltigkeit im Wintersport sensibilisieren.

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    Bis zum Ende des Jahrhunderts werden sich die Alpen stark verändern. Erkunden Sie an Deutschlands höchstem Berg in 3D, was der Klimawandel für Gletscher und Wintersport bedeutet.
    3D-Modell der Zugspitze

    Kommunikation mit Tourismus-Branche teils mühsam

    Moritz Nachtschatt, der die österreichische Sektion von POW anführt, will außerdem ein Netzwerk von Firmen und Skigebieten bilden, für mehr Nachhaltigkeit im Winter-Tourismus.

    Unser Motto ist Fortschritt statt Perfektion. Wenn wir als DIE Wintersportnation nicht mit gutem Beispiel vorangehen, warum sollte es dann jemand anderes machen?

    Moritz Nachtschatt, Aktivist Protect Our Winters

    Die Kommunikation mit Skigebieten, Tourismus-Verantwortlichen und der Industrie sei allerdings teils mühsam, so Nachtschatt. "Vor allem die Mobilität ist etwas, mit dem sich Skigebiete schwertun. Es braucht Anreize, dass Leute klimabewusster reisen."

    Umweltfreundliche Rabatte für Bahnfahrer gefordert

    In vielen Skigebieten ist der öffentliche Nahverkehr zwar schon kostenlos für Touristinnen und Touristen, manche bieten Rabatte auf den Skipass für Bahnfahrende. Doch viele Gäste wollen dennoch nicht auf das Auto verzichten. Und solange die Parkplätze vor den Liften noch voll sind, ist das CO2-Problem nicht gelöst. Tourismusforschende bemängeln, dass es an einem Gesamtkonzept fehle.
    Grüne Hänge mit weißen Kunstschnee-Pisten zu Weihnachten: Spätestens diese Bilder sorgen dafür, dass wir den Winterurlaub neu denken müssen.

    ZDFheute-KlimaRadar
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    von Moritz Zajonz
    Fünf Icons mit Fabrikschlot, Blitz, Thermometer vor Deutschland und Weltkarte, und einem Haus über Wellen. Im Hintergrund ein Braunkohlekraftwerk.
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