Deshalb essen die Briten zu Charles Krönung jetzt Quiche

    Krönungslunch für Charles:Warum die Briten zur Krönung Quiche essen

    von Gert Anhalt
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    Das Geheimnis ist gelüftet: Zum Krönungslunch gibt es Quiche. Und das nicht nur für den König. Die Krönungsmahlzeit lädt zum Nachbacken ein.

    Quiche mit britischer Flagge.
    Bei Spinat, Bohnen und Mürbeteig sollen die Briten mit Nachbarn, Freunden und Familie den Tag der Krönung feiern. Das haben sich Charles und Camilla so gewünscht.
    Quelle: dpa

    Jede Krönung hat ja auch ihre kulinarische Komponente - und so kommt es, dass viele Briten den 2. Juni 1953, als den Tag erinnern, da mit Elizabeth II. nicht nur eine neue Königin, sondern auch ein leckerer Hühnchensalat in ihr Leben trat. Mit reichlich Mayo und einer guten Prise Curry. Leicht löffelbar, während man im Fernsehen die Feierlichkeiten verfolgte. Das sogenannte Krönungshuhn, Coronation Chicken, ist bis heute ein Klassiker. Gerne auch auf Sandwiches gereicht.
    Und so stand für lange Zeit neben den Fragen nach Krone, Kutsche und Krönungsgästen auch jene bange Frage im Raum, die seit jeher jede Einladung und jede Feier, ob groß oder klein, prägt: Was gibt´s eigentlich zu essen?
    Vor der Krönung von Charles III.
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    Am 18. April wurde das Geheimnis gelüftet: Es gibt eine Quiche. Und davon soll sich am historischen Tag landauf, landab beim großen Krönungslunch das feiernde Volk in Gärten, Parks und an Picknicktischen in fröhlicher Eintracht ernähren.

    Gelegenheitsvegetarier Charles III.

    Weil Charles III. eigentlich alles mit Eiern und Käse mag, wie ein ehemaliger Leibkoch enthüllte, ist die Wahl durchaus logisch und nachvollziehbar. Auch wurde dem nachhaltigen König, einem Gelegenheitsvegetarier, gutgeschrieben, dass er nicht Mett-Igel, Rindersteaks oder Schälrippchen auftischte, sondern für seine Untertanen eine sättigende, leidlich gesunde und recht bodenständige Mahlzeit, hergestellt aus saisonalen Zutaten, empfahl.
    Und auch sahen viele in der Veröffentlichun g des geheimen Palastrezeptes eine freundliche Geste ihres um mehr Volksnähe und menschliche Wärme bemühten Monarchen.
    Und doch war das Echo auf die Speisenwahl kein durchweg positives: Es dauerte nicht lange, bis findige Lebensmittelforscher ermittelt hatten, dass die Quiche als solche eine erschreckend französische Spezialität ist und - als wäre das noch nicht unbritisch genug - auch noch deutschen Ursprungs.

    Gourmetkritiker: Quiche - "eine Speise wie ein Aprilregen"

    Einigen fiel sogar auf, dass Quiche ihnen gar nicht so gut schmeckte. "Eine Speise wie ein Aprilregen: kalt, unerquicklich und unpassend", meckerte einer. Von einem "Krönungsgräuel" schrieb gar ein empörter Restaurantkritiker.
    Schließlich blieb den von Streiks, Brexit und Lebensmittelengpässen gebeutelten Briten die Tatsache nicht verborgen, dass die Eierregale in den Supermärkten auch schon mal besser gefüllt waren: hohe Energiekosten, Geflügelfutterknappheit (wegen Putins Überfall auf die Ukraine) und ein Ausbruch der Vogelgrippe brachten nämlich die Eierversorgung schwer ins Stocken.
    Gallig bemerkte ein User bei Twitter in Anspielung auf Marie Antoinettes angebliche Verhöhnung der brotlosen, revolutionären Massen:

    Lass sie doch Quiche essen…

    Das kostet das Backen der Krönungsquiche

    Aber Mangel an Barmitteln und Rohstoffen sollte niemanden davon abhalten, die Krönungsquiche zu genießen, fand das Boulevardblatt "The Sun" und rechnete seinen Lesern vor, dass mit klugem Einkauf der royale Glanz jeden Backofen erreichen könnte: Zwar würden alle Zutaten für eine 6-Personen-Quiche mit 16,20 Pfund zu Buche schlagen, jedoch könnte, wer auf Sonderangebote achte, bereits mit 9,01 Pfund auskommen.
    Den jungen Spinat biete beispielsweise ein deutscher Discounter für nur 79 Cent für 240 Gramm. Dagegen zahle man bei der Konkurrenz bis zu 1,10 Pfund für nur 100 Gramm.
    Und während nun viele Briten mit ihren Einkaufslisten die Supermärkte stürmen, um günstig an Saubohnen, Estragon und Fertigteig zu kommen, während sich viele Hobbyköche sorgen, ob die Füllung wieder den Teig durchsuppt, haben Charles und Camilla mit ihrer Krönungsquiche jedenfalls schon jetzt den Speisezettel der Inselküche bereichert.

    Der Teig:
    125 g Weizenmehl
    eine Prise Salz
    25 g kalte Butter
    25 g Schmalz
    2 Esslöffel Milch
    Getrocknete Bohnen oder andere trockene Hülsenfrüchte zum Blindbacken

    Die Füllung:
    125 ml Milch
    175 ml Sahne
    2 Eier (M)
    ein Esslöffel frisch-gehackter Estragon
    100 g geriebener Cheddar
    180 g gekochter Spinat (leicht gehackt)
    60 g gekochte dicke Bohnen oder Edamame (Sojabohnen)
    Salz
    Pfeffer

    Und so bereitet man die Quiche zu (Video)
    (Quelle: Buckingham-Palast)

    Gert Anhalt ist Redakteur für Politik und Zeitgeschehen.

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