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Terra X - die Wissens-Kolumne : Das Problem mit den Lebensmitteln im Müll

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Lebensmittelverschwendung ist eine große Herausforderung in puncto Ernährung - und großteils vermeidbar. Wer Essen rettet, schont nicht nur den Geldbeutel.

Terra X - Die Wissens-Kolumne: Daniel Anthes

Weltweit gehen auf dem Weg vom Feld zum Teller ein Drittel aller Lebensmittel verloren. Dabei mache es gar keinen Sinn, Lebensmittel zu verschwenden, weder ökonomisch, noch ökologisch oder ethisch, sagte bereits vor zehn Jahren Achim Steiner, der damalige Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Die Folgen unseres unachtsamen Umgangs mit Lebensmitteln sind schlichtweg verheerend.

Überfluss schafft Klimakiller-Monster

Wäre die globale Lebensmittelverschwendung ein Staat, wäre sie der drittgrößte Emittent von Treibhausgasen nach China und den USA. Damit fallen für Anbau, Ernte, Weiterverarbeitung, Transport und Entsorgung von Lebensmitteln, die es nie auf unsere Teller schaffen, 3,3 Gigatonnen CO2-Emissionen an - vier Mal so viele, wie ganz Deutschland insgesamt verbraucht.

Wir schaffen durch unsere Überflussgesellschaft ein Klimakiller-Monster unvorstellbaren Ausmaßes. Ganz zu schweigen von dem unnötigen Verbrauch von Wasser, Energie und Ackerfläche, der damit einhergeht.

Was wäre, wenn wir nur noch BIO essen würden? Wäre das überhaupt sinnvoll und machbar?

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Neun von zehn Lebensmitteln werden im Supermarkt aussortiert

In Deutschland landen je nach Studie zwischen 11 bis 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in der Tonne. Und der Großteil davon ist vermeidbar. Viel zu oft sind prinzipiell genießbare Lebensmittel zur falschen Zeit am falschen Ort und schaffen es unter anderem aufgrund von Vermarktungsnormen (künstlichen Schönheitsidealen für Obst & Gemüse), Falschetikettierungen, Fehlplanungen, zu kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) nicht auf unsere Teller.

Zwar sind die privaten Haushalte und Konsument*innen mit einem Anteil von rund 50 Prozent für die meiste Lebensmittelverschwendung verantwortlich. Aber der Handel hat das größte Potential der Reduzierung. In Supermärkten werden neun von zehn Lebensmitteln unnötigerweise aussortiert. Auch die Außer-Haus-Verpflegung trägt mit fast einem Fünftel einen nicht unerheblichen Anteil zum Problem bei.

Fehlende Konsequenzen seitens der Politik

Lange hat es gedauert, doch mittlerweile ist das Thema - zumindest theoretisch - ganz oben auf den politischen Agenden. Die Vereinten Nationen wollen die Lebensmittelverschwendung im Rahmen der globalen Nachhaltigkeitsziele innerhalb einer Dekade bis 2030 halbieren.

Der Wegwerf-Wahnsinn. Dabei sind Verbraucher nur ein Teil des Problems. In Frankreich werden nur noch 20 Prozent der Lebensmittel entsorgt – vor allem durch politische Maßnahmen. Wie kann Deutschland nachziehen?

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Daran orientieren sich in der Umsetzung sowohl die EU mit ihrem Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft und der Abfallrichtlinie als auch Deutschland mit seiner Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung. Zwar gibt es eine Pflicht zum regelmäßigen Fortschrittsbericht, doch Verbindlichkeiten und Sanktionen im Falle einer Nicht-Zielerreichung sucht man vergebens.

Lebensmittelrettung wird zum Geschäftsmodell

Doch wo sich die deutsche Politik noch ausruht, indem sie lediglich Informationskampagnen durchführt und gerade mal zwei Prozent der Überschüsse an Tafeln verteilt werden, gehen andere Staaten progressiver vor und erlassen bereits Gesetze gegen die Lebensmittelverschwendung: Beispielsweise in Frankreich oder Tschechien drohen Supermärkten Geldstrafen, wenn sie Lebensmittelüberschüsse nicht weiterverteilen, in Italien hingegen winken Steuererleichterungen.

Unternehmen wissen mittlerweile, dass acht von zehn Deutschen das Klima und die Umwelt wichtig sind, wenn es um die Ernährung geht. Deswegen wird Zero Food Waste immer häufiger zum Geschäftsmodell: Ob Retterboxen mit krummgewachsenem Obst & Gemüse oder Lebensmitteln nahe dem MHD, Snacks, Pasta und Bier aus upgecycelten Nebenströmen oder Apps zum Abholen von Überschüssigem & Aussortiertem in Bäckereien und Restaurants - das Problem der Lebensmittelverschwendung wird unternehmerisch-aktivistisch angegangen.

Essen retten geht auch so: Die Initiativen "Sirplus", "DingsDums Dumpling" und die App "Too Good to Go" sind neue Projekte gegen Lebensmittelverschwendung.

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KI scannt Mülleimer und plant mit

Nicht nur an den Symptomen, sondern direkt an der Wurzel der Verschwendung setzen meist technologische Lösungen an: So gibt es smarte Kameras, die in der Außerhaus-Verpflegung -beispielsweise der Großküche der Kantine - die Reste und Retouren im Mülleimer scannen und mithilfe Künstlicher Intelligenz bewerten und für die nächste Woche bedarfsgerechte Speisepläne kalkulieren. Auch im Bäckereigewerbe helfen KI-Softwarelösungen bei besseren Produktionsvorhersagen, indem Variablen wie Feiertage und Urlaub, Wettervorhersage und historische Besucherzahlen analysiert werden.

Es tut sich einiges im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung. Die Frage ist: Reicht das? Gerade in Anbetracht der Dringlichkeit um wirksame Maßnahmen gegen den schonungslos fortschreitenden Klimawandel müsste man die Frage momentan wohl verneinen.

Guten Appetit mit gutem Gewissen. Junge Menschen sorgen mit innovativen Ideen und neuen Vertriebswegen für gutes Essen mit Mehrwert.

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Echte Preise für mehr Wertschätzung

Dabei ist das Potential enorm: Laut Metastudien stellt die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung den viertgrößten Hebel überhaupt dar (nach Windenergie, Photovoltaik und pflanzenbasierter Ernährung), CO2 einzusparen und so die Erderwärmung bei 1,5 Grad Celsius zu halten.

Es würde auch durchaus Sinn machen, mal ernsthaft über den Elefanten im Raum zu sprechen: ein Wirtschaftssystem, in dem es günstiger ist, Lebensmittel zu verschwenden als sie wertzuschätzen. Hätten wir echte Preise an unseren Lebensmitteln, die den kompletten Kosten entsprechen (Umwelt- und Sozialfolgekosten inklusive), wären die Anreize zu einem achtsamen Umgang mit Lebensmitteln wohl wertschöpfungskettenübergreifend deutlich wirksamer.

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