Überflutungen in Libyen: Totenzahlen steigen immer weiter

    Katastrophe nach Überflutungen:Totenzahlen in Libyen steigen immer weiter

    |

    Die Lage in Libyen nach den Überflutungen ist verheerend, von mehr als 5.300 Toten wird gesprochen. Tausende Menschen werden noch vermisst - die UN haben ihre Hilfe zugesichert.

    rümmer liegen nach Überschwemmungen umher. Ein heftiges Unwetter hat im Bürgerkriegsland Libyen schwere Verwüstungen angerichtet.
    Nach den Überschwemmungen in Libyen liegt die Zahl der Toten bereits bei über 5000, viele werden vermisst. Allein in Darna sind nun mehrere zehntausende Menschen obdachlos.13.09.2023 | 1:46 min
    Nach den verheerenden Überschwemmungen in Libyen zeichnen sich weiter steigende Opferzahlen ab. Die staatliche Nachrichtenagentur zitierte einen Sprecher des Innenministeriums der ostlibyschen Regierung, Mohammed Abu-Lamuscha, mit den Worten, dass allein in der besonders betroffenen Stadt Darna mehr als 5.300 Menschen gestorben seien.
    Viele Opfer lägen noch unter Trümmern verschüttet oder seien ins Mittelmeer gespült worden, sagte der Gesundheitsminister der ostlibyschen Regierung, Othman Abdel Dschalil. Er sei "fassungslos über das Ausmaß der Zerstörung", so Abdel Dschalil am Telefon aus Darna.

    Die Tragödie ist sehr dramatisch und übersteigt die Möglichkeiten von Darna und der Regierung.

    Abdel Dschalil, Gesundheitsminister Ostlibyen

    ZDF-Korrespondentin Atai
    Viele Menschen in Libyen sind infolge der Überschwemmungen ohne Dach über dem Kopf. ZDF-Korrespondentin Golineh Atai berichtet von der Lage in Darna.13.09.2023 | 1:37 min

    IOM: Mehr als 30.000 Menschen obdachlos

    Zehntausende Menschen haben ihr Zuhause verloren. Allein in Darna seien mehr als 30.000 Menschen obdachlos geworden, teilte die Internationalen Organisation für Migration (IOM) auf X (ehemals Twitter) mit. Mehrere Tausend weitere seien in anderen Teilen des Landes betroffen.
    Während die Dimension der Katastrophe langsam deutlich wird, bieten immer mehr Länder ihre Unterstützung an. Auch die Vereinten Nationen wollen helfen. Man arbeite mit lokalen, nationalen und internationalen Partnern zusammen, "um den Menschen in den betroffenen Gebieten dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen", sagte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres in New York. Ein UN-Team sei vor Ort. Man kooperiere mit den Behörden, um Bedarf zu ermitteln und laufende Hilfsmaßnahmen zu unterstützen.
    golineh-atai
    "Die Menschen waren und sind auf sich allein gestellt", so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. 13.09.2023 | 2:44 min

    Millionenhilfe aus Tripolis zugesagt

    Die betroffenen Regionen wurden zu Katastrophengebieten erklärt. Die Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, es werde gemeinsam mit anderen Organisationen geprüft, "wie wir unsere Programmarbeit am besten für die von den Überschwemmungen betroffenen Menschen aufstocken können". "Die Lage in Libyen hat sich aufgrund jahrelanger Konflikte und Instabilität stetig verschlechtert, was durch die Auswirkungen des Klimawandels noch verstärkt wurde", sagte IRC-Vizepräsident Ciaran Donnelly.
    Karte: Libyen - Darna, erstellt am 12.09.2023
    Quelle: ZDF

    Die von den Vereinten Nationen anerkannte Regierung in der Hauptstadt Tripolis sagte Millionenhilfen für die Katastrophengebiete zu - obwohl sie die Region nicht kontrolliert. Zwei Milliarden libysche Dinar (rund 384 Millionen Euro) Unterstützung stelle die Regierung unter Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba bereit, meldete die staatliche libysche Nachrichtenagentur Lana am Dienstag.
    Unterdessen hat das nordafrikanische Land seine Öl-Exporte wieder aufgenommen. Die staatliche Ölgesellschaft (NOC) berichtete am Mittwoch von einem Produktionsvolumen von rund 1,2 Millionen Barrel pro Tag. Die Exporte waren in dem ölreichen Land am Sonntag unterbrochen worden, nachdem Sturm "Daniel" das Land getroffen hatte.
    Die Flutkatastrophe in Libyen in Bildern:
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna
    Unwetter-Katastrophe in Libyen, aufgenommen am 12.09.2023 in der verwüstete Hafenstadt Darna

    Zerstörungen, Tote und Vermisste

    Schlammlawinen, Trümmer und tausende Tote: Nach den katastrophalen Überschwemmungen in Libyen wird das Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Bei Darna brachen Dämme, Stadtteile wurden weggeschwemmt.

    Quelle: dpa


    Tote, Trümmer und Schlamm in Darna

    Der Mittelmeersturm hatte für heftige Regenfälle gesorgt und bei Darna Dämme zum Bersten gebracht, ganze Stadtteile wurden weggeschwemmt. Am Dienstag wühlten sich Helfer durch Trümmer und Schlamm, um weitere Tote zu bergen. Einige waren mit Schlauchbooten im Einsatz und zogen ständig neue Leichen an Bord.

    Service
    :Spendenaufruf für Libyen

    Nach den schweren Überschwemmungen und der Zerstörung durch das Sturmtief Daniel im Osten Libyens brauchen die Menschen Hilfe.
    Zu sehen ist die stark von den Überschwemmungen betroffene Küstenstadt Darna aus der Totalen. Die Fluten haben viele Häuser mitgerissen
    Darna ist bekannt für seine weißen Häuser und Palmgärten. Ein Großteil der Stadt wurde errichtet, als Libyen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von Italien besetzt war. Nach dem Sturz Gaddafis wurde Darna zur Bastion islamischer Extremisten. Derzeit wird die Stadt kontrolliert von den Truppen von General Chalifa Haftar, der mit der ostlibyschen Regierung verbündet ist. Aus den Städten Sussa, Mardsch und Schahatt - die Gegend gilt als die grünste und regenreichste Libyens - gab es ebenfalls Berichte über Tote und Zerstörung.

    Infrastruktur durch Bürgerkrieg marode

    Libyen ist nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 zwischen rivalisierenden Regierungen im Osten und Tripolis im Westen geteilt. Durch den Konflikt wurden vielerorts Infrastruktureinrichtungen vernachlässigt.
    Ein Mann steht neben einem beschädigten Auto, nachdem ein starker Sturm und heftige Regenfälle Libyen heimgesucht haben.
    Dramatische Lage im libyschen Darna.12.09.2023 | 2:09 min
    Quelle: AP, dpa

    Mehr zu Libyen