Oberstaatsanwalt: Müssen Kinder schützen

    Nach Tötung 12-jähriger Luise:Tatverdächtige Kinder nicht mehr bei Familien

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    Nachdem zwei gleichaltrige Mädchen die Tötung der zwölfjährigen Luise aus Freudenberg gestanden haben, werden sie nicht mehr bei ihren Familien wohnen. So geht es für sie weiter.

    Blumen und Kerzen wurden am Fundort des getöteten Mädchens Luise niedergelegt, aufgenommen am 14.03.2023
    Blumen und Kerzen am Fundort des getöteten Mädchens Luise.
    Quelle: dpa

    Die beiden Mädchen, die in der Nähe von Freudenberg an der Grenze von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz die zwölfjährige Luise getötet haben sollen, leben vorerst nicht mehr bei ihren Eltern.
    Die beiden 12- und 13-Jährigen seien "außerhalb des häuslichen Umfeldes untergebracht", teilte der zuständige Kreis Siegen-Wittgenstein mit. "Das ist auch damit verbunden, dass die Kinder nicht ihre bisherigen Schulen besuchen."

    Weiterhin Kontakt zur Familie

    Die Mädchen hätten aber weiterhin Kontakt zu ihren Eltern. Der Kreis teilte mit:

    Der Kontakt zur Familie ist aufgrund des jungen Alters der Mädchen für die Entwicklung einer gelingenden Unterstützung sehr bedeutsam und wird insofern unterstützt.

    Kreis Siegen-Wittgenstein

    Auch für die beiden Tatverdächtigen handele es sich um eine "ganz außergewöhnliche Situation, die viel Empathie und umsichtiges Agieren erfordert", sagte Kreis-Jugenddezernent Thomas Wüst.

    Die beiden Mädchen sind nicht schuldfähig

    Die beiden Mädchen hatten gestanden, die 12-jährige Luise mit zahlreichen Messerstichen getötet zu haben. Die mutmaßlichen Täterinnen und das Opfer sollen sich gekannt haben. Wegen ihres Alters sind sie noch nicht schuldfähig und können deshalb nicht vor Gericht angeklagt werden. Zum Motiv machten die Ermittler keine Angaben.
    Bei Kindern stehe nicht die Bestrafung, sondern die Erziehung und Entwicklung im Vordergrund, sagte Kriminalpsychologe Rudolf Egg dem WDR. Die Mädchen stünden am Anfang ihres Lebens. "Man muss ihnen jetzt nicht das gesamte Leben verbauen", sagte der langjährige Direktor der Kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden.
    Polizisten suchen in der Nähe des Fundorts des getöteten Mädchens Luise nach weiteren Hinweisen.
    Zwei Mädchen im Alter von 12 und 13 Jahren haben gestanden, die zwölfjährige Luise aus dem nordrhein-westfälischen Freudenberg erstochen zu haben. 14.03.2023 | 1:07 min
    "Auch wenn sie moralisch sehr schwere Schuld auf sich geladen haben." Jugendämter hätten in einem solchen Fall eine Reihe von Optionen. "Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass die Familien eine Erziehungsbetreuung bekommen", sagte Egg.
    "Die Täterinnen sind noch Kinder", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz, Mario Mannweiler, der "Siegener Zeitung".

    Die haben ihr Leben noch vor sich - auch wenn es jetzt gerade so schief gelaufen ist, wie irgendwie nur denkbar. Wir müssen die Kinder schützen. Und ihre Familie auch.

    Mario Mannweiler, Leiter der Staatsanwaltschaft Koblenz

    Unterricht an Luises Schule soll am Donnerstag weitergehen

    An der Schule der getöteten 12-Jährigen nahmen sich Schüler und Lehrer weiterhin viel Zeit für Gespräche. "Die Schule ist im Moment der Ort, an dem für die Schülerinnen und Schüler Austausch und Trauer möglich sind", sagte Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg. "Es gibt Halt, in gewohnter Umgebung mit vertrauten Menschen zusammen zu sein - gerade jetzt, wo andere Gewissheiten zusammengebrochen sind."
    Nach drei Tagen, in denen die Klassen Zeit für Gespräche und Trauerarbeit hatten, soll an diesem Donnerstag erstmals wieder Unterricht nach Stundenplan stattfinden. "Aber da besteht überhaupt kein Druck", betonte Söbbeler. Wo Schülerinnen und Schüler noch den Wunsch nach Gesprächen hätten, stehe der reguläre Unterricht hinten an.

    Kreis steht in Kontakt mit der Familie des Opfers

    Luise war seit Samstag vermisst worden und am Sonntag tot in der Nähe eines Radweges auf rheinland-pfälzischem Gebiet unmittelbar an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen gefunden worden. Bei der Obduktion wurden zahlreiche Messerstiche festgestellt. Das Mädchen war nach Angaben der Ermittler verblutet.
    Auch mit der Familie der Getöteten stehe der Kreis in Kontakt. "Sobald die Familie von Luise dies wünscht, steht das Kreisjugendamt der Familie jederzeit zur Unterstützung zur Verfügung", teilte die Kreisverwaltung mit.

    Luise "absoluter Einzelfall"
    :So selten töten Kinder andere Kinder

    Zwei Kinder sollen die zwölfjährige Luise aus Freudenberg getötet haben. Dabei sind tödliche Verbrechen unter Kindern extrem selten. Gewaltkriminalität nimmt insgesamt spürbar ab.
    von Nils Metzger
    Kondolenzbuch für die zwölfjährige Luise
    FAQ
    Quelle: dpa

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