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Deutscher Schriftsteller : Jahrhundertautor Martin Walser gestorben

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Für sein Werk erhielt er 1981 den Georg-Büchner-Preis: Nun ist Martin Walser im Alter von 96 Jahren gestorben. Er zählte zu den bedeutendsten Autoren der Nachkriegszeit.

Manche seiner Bücher sind Klassiker geworden. Wer Sprache liebt, kann Martin Walser nicht vergessen.

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Der Jahrhundertschriftsteller Martin Walser ist im Alter von 96 Jahren gestorben, wie dem ZDF bestätigt wurde. Zuvor hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet. Walser zählte zu den bedeutenden Autoren der Nachkriegszeit und wurde 1981 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Als herausragender Schriftsteller habe Walser das politische Bewusstsein Deutschlands nach 1945 nicht nur reflektiert, sondern auch selbst mitgeprägt, schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im vergangen Jahr zu Walsers 95. Geburtstag.

Wer Walser las, verstand entscheidend mehr über das Land, in dem er groß wurde.
Frank-Walter Steinmeier

Bücher voller Einzelgänger und Anti-Helden

Martin Walser wurde 1927 als Sohn eines katholischen Gastwirts im bayerischen Wasserburg geboren. Schon als Zwölfjähriger soll er erste Gedichte geschrieben haben, nach dem Zweiten Weltkrieg studierte er unter anderem Literaturwissenschaft.

Seine literarische Existenzen waren oft Einzelgänger, Figuren, die ihre Bindungslosigkeit als Last empfinden, aber nicht aus ihrer Haut können, Anti-Helden im Angestelltenbüro oder mit Beamtenstatus. Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki schrieb einst:

Walsers frühe Geschichten sind zeitkritische Diagnosen und Proteste gegen einen Zustand, der das Individuum an seiner Entfaltung hindert, es verkümmern lässt und zugrunde richtet.
Marcel Reich-Ranicki

Preisgekrönt - und kritisiert

Walser war immer ein Vielschreiber, zuverlässig erschien fast jedes Jahr ein neues Buch, allerdings nicht immer zum Wohlgefallen der Kritik. Reich-Ranicki lästerte einmal im "Literarischen Quartett": "Er stolpert von einer Niederlage zur nächsten und ist unaufhörlich ein bekannter, ein eigentlich immer berühmter werdender Schriftsteller." Das habe Gründe:

Und einer der Gründe ist gerade das, was ihm sehr verübelt wird: dass er nicht aufhört, regelmäßig Bücher zu publizieren.
Marcel Reich-Ranicki

Der Schriftsteller Martin Walser ist gestorben. 2021 haben wir mit ihm über sein Buch "Sprachlaub" gesprochen, in dem es auch um den Tod geht.

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Rede von 1998 in der Kritik

Richtig verübelt allerdings wurde ihm kein Buch, sondern eine Rede. Als er 1998 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhielt, sagte er: "Kein noch zurechnungsfähiger Mensch deutelt an der Grauenhaftigkeit von Auschwitz herum; wenn mir aber jeden Tag in den Medien diese Vergangenheit vorgehalten wird, merke ich, dass sich in mir etwas gegen diese Dauerpräsentation unserer Schande wehrt."

Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, konterte am folgenden Tag, das sei "geistige Brandstiftung" gewesen.

Politisch stand Walser jahrzehntelang auf der linken Seite. Mit der Studentenbewegung protestierte er gegen den Vietnamkrieg, verfolgte die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt am Main und stand der DKP nahe - ohne Mitglied zu sein.

Bodensee - Zentrum seines Lebens

Aber trotz aller Politisierung versuchte er in seinen literarischen Texten immer, reale, ungeschminkte Erfahrungen zu beschreiben. Was er 1998 in einem Interview sagte, lässt sich auf das gesamte Werk übertragen: "Die Existenzmitteilung, die rücksichtslos ist gegenüber fast allem Gesellschaftlichen, das ist der reinste Ton, den die Prosa erreichen kann."

Walser war seit 1950 verheiratet. Aus der Ehe gingen die Töchter Franziska, Johanna, Alissa und Theresia hervor, er ist außerdem leiblicher Vater von Jakob Augstein. Seiner Heimat am Bodensee war er Jahrzehnte treu geblieben. Dort spielt auch sein berühmtestes Buch "Ein fliehendes Pferd" (1978).

Für seine Dutzende Romane und Geschichten wurde er mit fast allen bedeutenden Preisen ausgezeichnet.

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