Missbrauch in der Kirche: Ratzinger zeitweise Beschuldigter

    Münchner Missbrauchsgutachten:Behörde: Ratzinger zeitweise Beschuldigter

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    Bei den Ermittlungen zum Missbrauchsgutachten hat die Staatsanwaltschaft Papst Benedikt zeitweise als Beschuldigten geführt. Der Verdacht der Beihilfe erhärtete sich jedoch nicht.

    Papst Benedikt XVI, Archivbild
    Papst Benedikt XVI, Archivbild
    Quelle: ap

    Die Staatsanwaltschaft München I hat den inzwischen verstorbenen Papst Benedikt XVI. zeitweise als Beschuldigten in ihrem Ermittlungsverfahren nach dem Gutachten zu sexuellem Missbrauch in dem katholischen Erzbistum München und Freising geführt.
    Die Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zu Missbrauchstaten wurden aber eingestellt, wie die Behörde mitteilte.
    Das Vertrauen der Katholiken in die Institution Kirche hat durch den Missbrauchsskandal gelitten.
    Sexueller Missbrauch ist ein tiefsitzendes Problem der katholischen Kirche. Auch der Umgang von Benedikt XVI. mit dem Thema war ambivalent und stand immer wieder in der Kritik.31.12.2022 | 4:13 min

    Drei kirchliche Personalverantwortliche beschuldigt

    "Drei (damals) noch lebende kirchliche Personalverantwortliche" seien während der Ermittlungen "als Beschuldigte eingetragen" worden.
    Neben dem emeritierten Papst Benedikt, der als Kardinal Joseph Ratzinger von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising war, waren das noch sein Nachfolger Kardinal Friedrich Wetter sowie der ehemalige Generalvikar Gerhard Gruber.
    Alle Verfahren seien allerdings nach und nach eingestellt worden. Die Ermittlungen "ergaben jeweils keinen hinreichenden Verdacht strafbaren Handelns der Personalverantwortlichen", teilte die Ermittlungsbehörde mit.
    Das Kreuz eines Grabsteins ragt vor der katholische Kirche St. Nikolaus in Garching An Der Alz in den Himmel.
    Die Erzdiözese München und Freising hat jetzt erklärt, dass sie sich nicht darauf berufen will, dass die Taten verjährt sind.31.01.2023 | 2:28 min

    Mehr als 40 Fälle von mutmaßlichem Fehlverhalten geprüft

    Im Zusammenhang mit dem im Januar 2022 vorgestellten Missbrauchsgutachten hatte die Behörde mehr als 40 Fälle von mutmaßlichem Fehlverhalten kirchlicher Verantwortungsträger geprüft. Im Februar waren auch Räume des Erzbistums durchsucht worden.
    Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die das Gutachten im Auftrag des Bistums verfasste, hatte der Staatsanwaltschaft bereits im August 2021 die Unterlagen zur Verfügung gestellt. 
    Das Missbrauchsgutachten hatte vor allem wegen der Rolle von Kardinal Ratzinger Schlagzeilen gemacht. Kritiker werfen ihm vor, als Erzbischof und später als Präfekt der Glaubenskongregation in Rom nicht entschieden gegen Missbrauchstäter in der Kirche vorgegangen zu sein und den Schutz der Institution Kirche über den Opferschutz gestellt zu haben.

    Kornprobst spricht von "uneingeschränkter Kooperation"

    Der Leiter der Münchner Staatsanwaltschaft, Oberstaatsanwalt Hans Kornprobst verwahrte sich gegen Vorwürfe, die Justiz sei zu milde mit der Kirche umgegangen. Es gebe in der Münchner Staatsanwaltschaft keine Hemmungen, gegen Geistliche zu ermitteln.
    Außerdem wies der Oberstaatsanwalt Vorwürfe zurück, das Münchner Erzbistum habe Vorwürfe gegen Geistliche vertuschen wollen. Das Verhalten der Diözese unter Kardinal Reinhard Marx sei geprägt von "uneingeschränkter Kooperation". "Wir haben alle Unterlagen immer sofort bereitwillig erhalten", sagte Kornprobst.
    Quelle: dpa

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