2023 war für Papst Franziskus ein Jahr der Höhen und Tiefen. Bei Reformen kämpfte er gegen heftigen Widerstand der Konservativen. Trotz gesundheitlicher Probleme reiste er viel.25.12.2023 | 7:15 min
Franziskus ist ein Papst der Überraschungen. So sorgte er kurz vor Weihnachten für Wirbel mit seinem Okay für den
Segen gleichgeschlechtlicher Paare. Noch vor zwei Jahren hatte die oberste vatikanische Glaubensbehörde das verboten.
Seit Mitte September leitet der Papst-Intimus und Ghostwriter wichtiger Dokumente, der argentinische Kardinal Víctor Fernández, die Glaubensbehörde und sieht seine Aufgabe darin, das große Herz des Seelsorge-Papstes in die kirchliche Praxis zu überführen. Doch der Widerstand ist groß. Erste Ortskirchen - etwa in Malawi, Nigeria und Kasachstan - haben angekündigt, die Segensmöglichkeiten nicht umzusetzen.
Papst Franziskus hat am Mittag seinen traditionellen Segen "Urbi et Orbi" gespendet. Zum Weihnachtsfest erlässt Franziskus den Katholiken weltweit die Strafen für ihre Sünden.25.12.2023 | 0:21 min
Papst Franziskus' Änderungswille stößt auf Widerstand
Das ist ein Beispiel dafür, wie schon kleinste Reformschritte heftigen Widerstand im Vatikan oder einzelnen Ortskirchen hervorrufen. Das zeigte sich bei einem Lieblingsprojekte von
Papst Franziskus. Er hatte einen weltweiten Gesprächsprozess initiiert, mit dem er Strukturen verändern möchte. Es geht um "Synodalität", also etwa mehr Beteiligung der Gläubigen an Entscheidungen und eine stärkere Dezentralisierung der katholischen Kirche.
Im Oktober gab es dazu eine Bischofssynode im Vatikan. Erstmals waren rund 70 Laien, Männer und Frauen, mit Stimmrecht dabei, eine Revolution. Sofort wurde aus konservativen Kreisen die Legitimität der Veranstaltung angezweifelt. Franziskus ließ sich davon nicht beirren. So wurden dann auch die heißen Eisen öffentlich benannt, wie die Abschaffung des Pflichtzölibats oder die Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern.
Papst Franziskus hat den Weg für die Segnung homosexueller Paare durch die katholischen Kirchen frei gemacht. Eine Kehrtwende im Vatikan? Experte Jürgen Erbacher im Gespräch.18.12.2023 | 1:44 min
Obwohl bei diesem Treffen keine finalen Entscheidungen gefallen sind, gab es heftigen Widerspruch der Konservativen. Einer der prominentesten Vertreter, Kardinal Raymond Burke, bezeichnete die Synode als "Büchse der Pandora". Aus Vatikankreisen war wenig später zu hören, der Papst wolle dem US-Kardinal seinen Wohnsitz im Vatikan und sein Kardinalssalär streichen.
2023 begann mit Requiem für Papst Benedikt XVI.
2023 begann für Franziskus mit einem besonderen Ereignis. Als amtierender Papst feierte er das Requiem für seinen Vorgänger. Benedikt XVI. war an Silvester 2022 gestorben.
Tausende Gläubige haben dem Oberhaupt der katholischen Kirche ein Ständchen auf dem Petersplatz gesungen. Zuletzt mehrten sich die Sorgen um den Gesundheitszustand des Papstes.17.12.2023 | 0:18 min
Gesundheitliche Probleme - und trotzdem nicht zu bremsen
2023 kämpfte Franziskus immer wieder mit gesundheitlichen Problemen. Im Juni musste er sich überraschend einer Darmoperation unterziehen, Ende November plagte ihn eine schwere Bronchitis. Seine Reise zum Weltklimagipfel in Abu Dhabi Anfang Dezember
musste er daraufhin absagen. Dazu kommen Schwierigkeiten beim Gehen, weshalb er meist einen Rollstuhl nutzt.
Allerdings ließ sich der Pontifex dadurch nicht immer bremsen. Fünf Auslandsreisen gab es 2023. Bei seinem Besuch in der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan im Februar ging es vor allem um die lokalen Konflikte und die Kritik am Einfluss ausländischer Kräfte in den Ländern.
Mit 1,5 Millionen Jugendlichen feierte Franziskus im Juli den Weltjugendtag in Lissabon und besuchte wenige Wochen später
mit der Mongolei wohl eine der kleinsten katholischen Ortskirchen. Hier galt sein Interesse dem großen Nachbarn
China. Seit langem versucht Franziskus das Verhältnis zu Peking zu entspannen und betonte daher in Ulan Bator, dass die Kirche keine politischen Ziele verfolge, sondern am Wohl einer jeden Gesellschaft mitwirken wolle.
Papst laviert sich durch große Konflikte
Seine Diplomaten forderte Franziskus auch 2023 heraus mit seinem Lavieren bei den großen Konflikten. Sowohl im
Ukraine-Krieg als auch nach dem Angriff der Hamas auf Israel kritisierte er zwar Gewalt und Krieg, nannte aber die Verursacher nicht klar beim Namen. Er wolle sich so die
Möglichkeit einer Vermittlung offenhalten, lautete seine Begründung. Doch eine ernsthafte Rolle spielt der Vatikan bei der Suche nach politischen Lösungen in den Konflikten nicht.
Trotz allem Ringen ist Franziskus nicht amtsmüde. Er hat viel vor. Plant für 2024 weitere Reisen und will vor allem sein Lieblingsprojekt der Reform der Kirche hin zu mehr "Synodalität" und einer "Kirche für alle" weiter voranbringen - gegen alle Widerstände.