Wie man Stress in Flow umwandeln könnte

    Experten für Umdenken:Wie man Stress in Flow umwandeln könnte

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    Stress, Stress, Stress - überall lauert er. Vor allem auf der Arbeit. Experten werben nun dafür, den Blick darauf zu ändern, den Stress sinnvoll zu nutzen.

    Illustration: Ein Mann sitzt angestrengt am Laptop bei der Arbeit
    Ein Mann sitzt angestrengt am Laptop bei der Arbeit (Illustration)
    Quelle: colourbox.de

    Manche erleben ihn beim Joggen, andere versinken beim Malen darin. Kinder kennen ihn oft am besten, und gelegentlich stellt er sich sogar beim Putzen ein: Die Rede ist vom Flow. In einer Tätigkeit ganz aufzugehen, vertieft und zugleich konzentriert zu sein - so beschreibt die positive Psychologie das, was Menschen mit dem Satz meinen: "Ich war richtig im Flow."
    Als erster hat der ungarische Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi dieses Phänomen erforscht, die "optimale Erfahrung". Diese Momente, betonte der 2021 verstorbene Experte, seien allerdings nicht passiv und entspannend. Sie ereigneten sich vielmehr dann, "wenn Körper und Seele eines Menschen bis an die Grenzen angespannt sind, in dem freiwilligen Bemühen, etwas Schwieriges und etwas Wertvolles zu erreichen".
    Jacob schaut frontal in die Kamera und hält sich eine Hand an die Stirn. Seine Augenbrauen sind hochgezogen und seine Wangen aufgeblasen. Auf der Höhe seines Kopfes ist eine fast leere Batterieanzeige.
    Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten und innere Unruhe: Ist Burnout ein zeitloses Phänomen? Oder haben wir heute wirklich mehr Stress im Alltag als frühere Generationen?16.03.2023 | 11:21 min

    Nicht nur Überforderung kann zu Stress führen, sondern auch Unterforderung

    Doch laut Umfragen erlebt sich mindestens ein Drittel aller erwachsenen Menschen in Deutschland als gestresst, häufig sogar als stark gestresst. Psychotherapeut Andreas Hillert behandelt an der Schön Klinik Roseneck in Prien zahlreiche Betroffene, er betont:

    Es geht nicht darum, Stress zu vermeiden - sondern darum, den idealen Mittelweg zu finden und den Flow zu nutzen.

    Andreas Hillert, Leiter Tagesklinik der Schön Klinik Roseneck

    Denn die schönsten Gefühle funktionierten "nur mit der richtigen Stress-Portion", sagt Hillert. "Ganz große Flow-Momente sind eher selten. Häufiger, wenn es einem gelingt, lassen sich die Weichen so stellen, dass positive Momente in Situationen möglich werden, die zunächst einmal nicht danach ausgesehen haben." Als Beispiel nennt er eine Schulstunde, in der sich spontan eine angeregte Diskussion entspinnt, Lehrer und Schülerinnen einander Bälle zuspielen und hinterher sagen: Die Zeit ist wie im Flug vergangen.

    Forsa-Umfrage
    :Jeder Dritte würde den Job wechseln

    Gut ein Drittel aller Beschäftigten können sich vorstellen, den Job zu wechseln. Das zeigt eine Forsa-Umfrage. Zu den Gründen gehören zu viel Stress und schlechte Bezahlung.
    Angestellte in der Lobby eines Bürogebäudes
    Hinzu kommt: Nicht nur Überforderung kann zu Stress führen, sondern auch Unterforderung. Wer sich ständig langweilt, lähmende Stagnation und Frust erlebt, wird ebenso wenig in den Flow kommen wie jemand, der dauerhaft am Anschlag ist und nie durchatmet.
    Erschöpfung komme nicht von Anstrengung, sondern sei eher die Folge von Fremdbestimmung und Sinnverlust, erklärt der österreichische Bestsellerautor Andreas Salcher. Menschen, die im Flow bei einer Tätigkeit aufgehen, fühlten sich dagegen nie erschöpft.

    Flow entsteht durch optimale Anforderungen

    Nach Worten der Forscherin Birte Thissen könnte das Flow-Gefühl evolutionsbiologische Hintergründe haben. Ein Flow entstehe durch eine optimale Anforderungssituation bei einer Tätigkeit, die Menschen dazu motiviere, diese Tätigkeit zu wiederholen, sagte sie kürzlich der Zeitschrift "Psychologie Heute". Durch die Wiederholung werde wiederum die Fähigkeit trainiert:

    Und beim nächsten Mal brauche ich dann eine etwas höhere Herausforderung, um wieder in den Flow zu kommen - so lange, bis ich richtig gut in dem bin, was mich in den Flow bringt.

    Birte Thissen, Fakultät für Psychologie und Bewegungswissenschaft an der Universität Hamburg

    Es handle sich um einen Zustand, "den wir als so positiv empfinden, dass wir ihn mehr oder weniger bewusst anstreben", erklärte Thissen, die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Hamburg ist. Gewohntes zu finden und gleichzeitig Neues zu erleben, sei "die perfekte Mischung" für einen Flow. Studien deuteten zudem darauf hin, dass ein ruhiger innerer Zustand hilfreich sei. Auch werde derzeit untersucht, inwieweit Imaginationsübungen dafür sorgen könnten, eher in einen Flow zu kommen.
    Hier einige Tipps für Ihre Suche nach dem Flow:







    Quelle: Paula Konersmann, KNA

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