Studie der Uni Mainz: Medienvertrauen geht leicht zurück

    Nach Pandemie und "Zeitenwende":Medienvertrauen geht leicht zurück

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    Die Medien genießen in Deutschland noch immer großes Vertrauen - im vergangenen Jahr ist es jedoch gesunken. Das hat eine neue Studie der Uni Mainz nun festgestellt.

    Berlin: Ein junger Mann sitzt vor dem Fernseher. Archivbild
    Nicht alle Menschen vertrauen den Informationen, die TV-Sender und Zeitungen bereitstellen. (Archivbild)
    Quelle: britta pedersen/dpa-zentralbild/dp

    Im Jahr 2022 ist das Vertrauen der deutschen Bevölkerung in die Medien leicht gesunken, es liegt aber auf einem höheren Niveau als vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Das belegt eine Studie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Allerdings ist das traditionell hohe Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesunken.
    Es befindet sich auf dem niedrigsten Stand, der in der Mainzer Langzeitstudie "Medienvertrauen" bisher gemessen wurde: 62 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren halten das öffentlich-rechtliche Fernsehen für vertrauenswürdig, im Pandemie-Jahr 2020 waren es 70 Prozent. In den Jahren 2016 bis 2019 schwankte der Wert zwischen 65 und 72 Prozent.

    Mehrheit hält öffentlich-rechtliche Sender für "aufgebläht" und "bürokratisch"

    Dennoch genießen ARD und ZDF demnach nahezu gleichauf mit Regionalzeitungen weiterhin das größte Vertrauen unter allen Medien. Sie liegen vor überregionalen Zeitungen und weit vor Privatfernsehen, Boulevardpresse und alternativen Nachrichtenportalen.
    Zwei Mikrofone von der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender ARD und ZDF werden ins Bild gehalten, ARCHIVBILD, 19.05.2017.
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    Die Mainzer Studie, die auf einer repräsentativen Telefonbefragung von 1.200 Bürgerinnen und Bürgern über 18 Jahre beruht, zeichnet ein differenziertes Bild von der Haltung der Bundesbürger zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Informationsangebote der Sender und deren Beitrag zur Demokratie werden von einer überwältigenden Mehrzahl für wichtig erachtet.
    Eine Mehrheit von mehr als zwei Dritteln hält aber auch Vorwürfe zumindest für teilweise berechtigt, die Sender seien "aufgebläht und zu bürokratisch". Ähnlich viele Menschen stimmen zumindest teilweise den Aussagen zu, der öffentlich-rechtliche Rundfunk gehe verschwenderisch mit den Rundfunkbeiträgen um und sei zu eng mit der Politik verflochten.

    Vertrauen war während Pandemie gestiegen

    Das Medienvertrauen der Deutschen hatte während der Pandemie Spitzenwerte erreicht und ist nun etwas abgesunken. In der aktuellen Umfrage stimmten 49 Prozent der Aussage "eher" oder "voll und ganz" zu: "Wenn es um wirklich wichtige Dinge geht - etwa Umweltprobleme, Gesundheitsgefahren, politische Skandale und Krisen - kann man den Medien vertrauen."
    Im vergangenen Jahr hatte vor allem die Affäre um die ehemalige ARD- und RBB-Intendantin Patricia Schlesinger für Aufsehen gesorgt:
    In der Corona-Pandemie ging der akut gestiegene Informations- und Orientierungsbedarf mit größerem Vertrauen in die Informationsleistungen des Mediensystems einher. Ein solcher Effekt lässt sich aktuell für die Berichterstattung über den Ukraine-Krieg nicht beobachten.

    Hohes Vertauen bei Grünen-Wählern, wenig bei AfD-Wählern

    Die Einstellung zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk variiert laut Studie erheblich nach Wohnort, wirtschaftlicher Situation und politischen Überzeugungen. So genießen ARD und ZDF bei 66 Prozent der Westdeutschen, aber lediglich bei 41 Prozent der Ostdeutschen hohes Vertrauen.
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    Twitter setzte während der Pandemie geballte Rechenleistung gegen Fake-News ein.12.05.2020 | 2:36 min
    Doppelt so viele Ostdeutsche bemängeln auch, die gesellschaftliche Meinungsvielfalt werde nicht angemessen in den Programmen berücksichtigt. Während 84 Prozent der Anhänger der Grünen den Sendern großes Vertrauen entgegenbringen, sind es bei den Wählern der AfD lediglich 18 Prozent.

    Vertrauen variiert nach Thema der Berichterstattung

    In der Hochphase der Corona-Krise hatten die Mainzer Wissenschaftler der "Langzeitstudie Medienvertrauen" 2020 einen deutlichen Anstieg beim allgemeinen Vertrauen in die Medien gemessen. Insbesondere die Berichterstattung über die Coronavirus-Pandemie hielten im Vergleich zu 2020 in der jüngsten Erhebung jedoch wesentlich weniger Mediennutzer für vertrauenswürdig.
    Den Berichten über den Islam in Deutschland, die während der vergangenen Jahre eine Mehrheit mit Skepsis betrachtete, wird hingegen immer mehr Glauben geschenkt. Die Langzeitstudie wird seit dem Jahr 2015 von einem Forschungsteam des Instituts für Publizistik der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und des Instituts für Sozialwissenschaften der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt. Die neue Datenerhebung wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung finanziell unterstützt.
    Quelle: epd

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