Studie: Im Nord-Osten mehr Todesfälle vermeidbar

    Studie zu Lebenserwartung:Im Nord-Osten mehr Todesfälle vermeidbar

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    Einer Studie zufolge gibt es im Osten und Norden Deutschlands mehr vermeidbare Todesfälle als im Süd-Westen. Die Schweiz und Südtirol schneiden in puncto Lebenserwartung besser ab.

    Archiv: Ein Raucher zieht an einer Zigarette, aufgenommen am 27.02.2018
    Vermeidbare Todesfälle: Forscher sehen unter anderem Verbesserungsbedarf im Kampf gegen Rauchen oder Alkoholmissbrauch.
    Quelle: dpa

    Im Osten und Norden Deutschlands gibt es einer aktuellen Studie zufolge mehr vermeidbare Todesfälle als im Süd-Westen der Republik. Demnach verringern solche Todesfälle die Lebenserwartung besonders stark in Vorpommern und Sachsen-Anhalt, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden mitteilte.

    Aber auch einige von wirtschaftlichem Strukturwandel geprägte Regionen in Westdeutschland wie Ostfriesland, das Ruhrgebiet und das Saarland weisen eine ähnlich hohe vermeidbare Sterblichkeit auf.

    Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung

    Grund dafür seien vermeidbare Todesfälle durch ein schlechteres Gesundheitsverhalten und ein weniger effektives Gesundheitssystem, so das BiB weiter.

    Mehr als 100 Regionen wurden untersucht

    Als "vermeidbar" wurden den Angaben zufolge alle Todesfälle eingestuft, die auf Basis des aktuellen medizinischen Wissensstandes durch Vorbeugung, Früherkennung oder eine optimale Behandlung zu verhindern gewesen wären.
    In der Studie untersuchten die Forscher gemeinsam mit einem Kollegen der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne mehr als 100 Regionen im deutschsprachigen Raum.
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    Die geringste Zahl vermeidbarer Todesfälle verzeichneten demnach die Schweiz und Südtirol, gefolgt vom Westen Österreichs und dem Süden Deutschlands.

    Anteil bei Männer höher als bei Frauen

    Der Anteil der vermeidbaren Todesfälle an allen Sterbefällen betrug in Deutschland den Angaben zufolge im Zeitraum von 2017 bis 2019 rund 19 Prozent. Bei Männern ist der Anteil mit 24 Prozent höher als bei Frauen mit 13 Prozent.
    Laut Studie waren in den Jahren 2017 bis 2019 in einigen Regionen Ostdeutschlands insgesamt 245 bis 270 Sterbefälle je 100.000 Einwohner vermeidbar, in vielen süddeutschen Regionen zählten dagegen nur 165 bis 185 Sterbefälle zu dieser Kategorie.  

    Obwohl der Süden Deutschlands mit der Metropolregion München und dem südlichen Baden-Württemberg im innerdeutschen Vergleich relativ gut dasteht, ist die vermeidbare Sterblichkeit in der Schweiz und in Südtirol noch einmal merklich niedriger.

    Michael Mühlichen, Mortalitätsforscher, BiB

    Dabei sei der Abstand zur Schweiz und Südtirol in den zurückliegenden Jahren noch gewachsen. "Insofern besteht in allen Regionen Deutschlands noch Potenzial, vermeidbare Todesfälle zu reduzieren", erklärte Michael Mühlichen vom BIB.
    Nach seiner Einschätzung besteht in allen Regionen Deutschlands noch Potenzial, vermeidbare Todesfälle zu reduzieren - etwa durch mehr Prävention und bessere Früherkennung.
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    Kampf gegen Rauchen: Forscher sehen Verbesserungsbedarf

    Die hohe Zahl an vermeidbaren Todesfällen steht nach Einschätzung der Wissenschaftler im Kontrast zu den Ausgaben der deutschen Gesundheitsversorgung, die pro Kopf im weltweiten Vergleich mit zu den höchsten gehörten.
    Die Autoren sehen unter anderem Verbesserungsbedarf im Kampf gegen Rauchen oder Alkoholmissbrauch. Auch bei der Früherkennung hinke Deutschland hinterher. Viele Behandlungen setzten erst spät an.
    Bei der "vermeidbaren Sterblichkeit" werden laut Studie Todesfälle im Alter bis 75 Jahren untersucht. Dabei unterscheiden die Forscher auf Basis der Todesursachenstatistik zwischen "medizinisch vermeidbaren" Fällen, die mit angemessener und rechtzeitiger Behandlung verhindert werden könnten, und solchen Fällen, denen mit effizienter Prävention hätte vorgebeugt werden können. Als Basis der Berechnungen dienten standardisierte Sterberaten.

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